Drei Fragen an Christina Barbara Metzler
Christina Barbara Metzler leitete das Metzler’sche Handelshaus in Frankfurt von 1757 bis 1771 und galt als energische Führungspersönlichkeit, die sich aber auch warmherzig und gewissenhaft sorgend um das Wohl ihrer Familie und Freunde bemühte. Zu ihrer Zeit wurden die Finanztransaktionen immer bedeutender und das Handelshaus begann sich zum Bankhaus zu wandeln. Was würde Christina Barbara Metzler wohl heute sagen? Ein fiktives Interview, entstanden anlässlich des 350-jährigen Jubiläums des Bankhauses mit Unterstützung von Metzler-Historikerin Berenike Seib.

Christina Barbara Metzler, wie sehen Sie die Entwicklung des Bankwesens heute im Vergleich zu Ihrer Zeit?
Beeindruckend ist die Leichtigkeit, mit der es heute möglich ist, mit Menschen über weite Strecken und über die Weltmeere hinweg zu kommunizieren – schriftlich aber vor allem auch mündlich. In meiner Zeit spielte das reine Handelsgeschäft noch eine wichtige Rolle, auch wenn wir uns bereits seit dem Jahr 1728 intensiv mit dem Wechselgeschäft beschäftigten. Finanztransaktionen wurden nach und nach bedeutender und so bezeichneten wir uns seit dem Jahr 1760 schon selbst als „Banquiers“. Ich bin gespannt, welche Möglichkeiten die Digitalisierung im Bankgeschäft noch mit sich bringt. Vor diesem Hintergrund finde ich die neuen Technologien wie Blockchain und künstliche Intelligenz sehr interessant. Selbstverständlich ist es bei aller Euphorie über neue Entwicklungen immer wichtig, genau zu prüfen, inwieweit sie zu unserem Haus, zu unserem Geschäftsmodell passen und welchen Mehrwert sie für unsere Kunden bieten können.
Wie haben Sie die Beziehungen zu Ihren Kunden gepflegt und welche Rolle spielte die Kundenbetreuung in Ihrem Geschäftsmodell?
Eine umfassende Betreuung unserer Kunden war schon immer Grundlage unseres Geschäftsmodells und für mich selbst eine Herzensangelegenheit. Schon damals hatten wir gute Geschäftsbeziehungen zu Frankfurter Handelshäusern, aber auch zu Handels- und Bankhäusern in anderen Städten in Deutschland, Frankreich und Übersee. Die Kommunikation war natürlich eine andere als heute und bestand vorwiegend aus Briefen. Die waren mitunter tage- oder wochenlang unterwegs, ehe sie den Empfänger erreichten. Damit bedienten wir unser gesamtes Netzwerk.
Gibt es eine Entscheidung in Ihrem beruflichen Leben, auf die Sie besonders stolz sind?
Meine wichtigste und weitreichendste Entscheidung war eine Personalie: Als mein Bruder Wilhelm Peter unerwartet verstarb, nahm ich seinen 13-jährigen Sohn Friedrich bei mir auf. Schnell erkannte ich, welch außergewöhnliches Potenzial in dem Jungen steckte. Ich kümmerte mich um seine Ausbildung, und von 1769 an arbeitete er im Handelshaus mit. Schon zwei Jahre später – da war er 22 Jahre alt – konnte mich beruhigt aus der Geschäftsleitung zurückziehen und ihm die Leitung ganz übertragen. Metzler wandelte sich dann in den folgenden Jahren endgültig vom Handels- zum Bankhaus. Friedrich bezeichne ich somit gerne als den „ersten Privatbankier“ in unserer Familie.