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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 9.9.2022 - Edgar Walk

Jede Region hat ihre Rezession – aber aus unterschiedlichen Gründen

Die Vertreter der Österreichischen Schule, einer ökonomischen Denkrichtung, halten Rezessionen für notwendig, damit ein Bereinigungsprozess stattfinden kann, der vergangene Fehlallokationen von Kapital korrigiert. So wie man einen Baum zurückschneidet, damit er in Zukunft wieder kräftig wachsen kann.

Die Vertreter einer anderen ökonomischen Denkrichtung (Market Monetaristen) halten dagegen, dass Rezessionen unnötig und auch vermeidbar seien. Die Geldpolitik müsse nur einen angestrebten Wachstumspfad für das nominale BIP definieren und ihre Geldpolitik konsequent daran ausrichten, das nominale BIP möglichst nahe an diesem Wachstumspfad zu steuern. Das nominale BIP wird zwar durch Schocks immer wieder vom angestrebten Wachstumspfad abweichen, aber infolge der geldpolitischen Reaktion darauf schnell wieder auf den Pfad zurückkehren. Auch bei stetigem Wachstum kann der schöpferische Zerstörungsprozess wirken, wenn es ein effizientes Konkursrecht und freie Märkte gibt.

Der Wunsch nach einem stetigen Wirtschaftswachstum ohne größere Zyklen ist verständlich. Aber eine Ausrichtung der Geldpolitik nach einem nominalen BIP-Ziel wurde in der Realität noch nie ausprobiert. Auch vertritt Hyman Minsky die These, dass je länger eine Phase stabilen Wachstums andauert, desto größer wird die Risikobereitschaft aller Wirtschaftsakteure, was eine zunehmende Verschlechterung der Bilanzqualität zur Folge hat – und unweigerlich in einer Finanzmarktkrise mündet.  

Vor diesem Hintergrund scheinen kurze Rezessionen ein natürlicher Bestandteil des Konjunkturzyklus zu sein, und auch notwendig, um vergangene Exzesse zu bereinigen. Typischerweise lassen sich in Rezessionen viele kriminelle Aktivitäten nicht mehr verschleiern – siehe Enron, Madoff etc.

Eurozone: Rezession - verfehlte Energiepolitik

Die Rezession in Europa ist die Folge einer verfehlten Energiepolitik, die schon vor dem Ukraine-Krieg auf äußerst blumigen Annahmen beruhte. So dürften laut Goldman Sachs für einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland die Kosten für Elektrizität, Warmwasser und Heizung von durchschnittlich etwa 173 Euro pro Monat in 2021 auf 381 Euro pro Monat in diesem Jahr steigen. Im nächsten Jahr droht sogar ein Anstieg auf 588 Euro pro Monat. Auch werden viele Unternehmen in Europa bei diesen hohen Energiepreisen nicht profitabel arbeiten können: Es droht also eine Deindustrialisierung und eine größere Konkurswelle. Vor diesem Hintergrund wäre es nicht überraschend, wenn der ZEW-Index (Dienstag) auf einen neuen historischen Tiefpunkt fällt.  

Europa macht aber gleichzeitig große Fortschritte bei der effizienteren Verwendung von Energie. Auch entstehen derzeit viele innovative Ideen zur Energieversorgung und zum Energieeinsatz. Darüber hinaus entstehen immer mehr schwimmende LNG-Terminals in Europa, die die Erdgasversorgung in den nächsten Monaten merklich verbessern werden. Europa hat insgesamt somit gute Chancen auf einen kräftigen Aufschwung nach dem Winter.

USA: Rezession durch Leitzinserhöhungen

Aber auch die USA werden eine Rezession nicht vermeiden können. Der Grund dafür ist die Geldpolitik, da die US-Notenbank derzeit die hohe Inflation im Fokus hat, während die Wachstumsperspektiven nur noch eine untergeordnete Rolle spielen.

So lässt sich die Ausrichtung der Geldpolitik anhand des Verhältnisses von Geldmarktzins zur Rendite 10-jähriger Staatsanleihen ablesen. Nach meiner Erfahrung ist die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen ein guter Proxy für den neutralen Leitzins, der die Wirtschaft weder stimuliert noch bremst. Hebt also die US-Notenbank den Leitzins über das Renditeniveau 10-jähriger Staatsanleihen an, verfolgt sie eine restriktive Geldpolitik, die bisher immer zu einer Rezession geführt hat.

USA: Hob die US-Notenbank den Leitzins über die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen an, folgte stets eine Rezession
in %
USA: Hob die US-Notenbank den Leitzins über die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen an, folgte stets eine Rezession
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand 31.8.2022

Laut Medienberichten scheint sich die US-Notenbank schon auf eine Leitzinserhöhung von 0,75 Prozentpunkten auf ihrer Sitzung am 21. September festgelegt zu haben. Damit würde der 3-Monats-Libor über die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen steigen und somit eine Rezession innerhalb der kommenden 12 Monate signalisieren. Wie schnell die Rezession dann tatsächlich kommt, werden Konjunkturdaten wie der Philadelphia Fed Index (Donnerstag), die Einzelhandelsumsätze (Donnerstag) sowie die Industrieproduktion (Donnerstag) zeigen.

Immerhin könnte es gute Nachrichten von Inflationsseite (Dienstag) geben: So sind die Preise für Gebrauchtwagen (Gewicht im KPI: 4,0 Prozent) im August um 3,0 Prozent und die Preise für Kraftstoffe (Gewicht im KPI: 5,2 Prozent) sogar um 12 Prozent gefallen. Beide Kategorien könnten somit zusammen zu einem Rückgang der Inflation um 0,75 Prozent beigetragen haben. Für die US-Notenbank ist jedoch die Kerninflation entscheidend, die infolge eines dynamischen Lohnwachstums auf absehbare Zeit zu hoch bleiben dürfte. Die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank sind also notwendig zur Inflationsbekämpfung.

China: Rezession - Immobilienmarktkrise

In China verschlechterte sich die Lage am Immobilienmarkt zuletzt merklich. So verzeichneten die Verkäufe von Wohnimmobilien den stärksten Rückgang seit Aufzeichnungsbeginn.

China: Lage am Immobilienmarkt verschlechtert sich
Verkäufe von Wohnimmobilien in % ggü. Vj. (geglättet)
China: Lage am Immobilienmarkt verschlechtert sich
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand 31.7.2022

Der Immobilienmarkt in China ist ein Taktgeber für die Gesamtwirtschaft und signalisiert somit rezessive Tendenzen. Diesen Tendenzen stellt sich die chinesische Regierung jedoch mit zahlreichen geldpolitischen und fiskalischen Stimuli entgegen. Zuletzt reichten diese jedoch nicht aus, um die chinesische Wirtschaft wieder auf Aufschwungskurs zu bringen. Daten wie Kreditvergabe (Montag), Industrieproduktion (Freitag) und Einzelhandelsumsätze (Freitag) werden zeigen, ob es der chinesischen Regierung im August besser gelungen ist, das Konjunktur-Ruder herumzureißen.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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