Noch keine Entwarnung für die US-Inflation
Monetaristen vertreten die These, dass Inflation immer – und überall – ein monetäres Phänomen sei. Das Problem dabei ist nur, dass es empirisch keinen stabilen Zusammenhang zwischen Geldmenge und Inflation gibt. Daher klingelten auch im Januar 2021 nicht die Warnglocken, als sich die Wachstumsrate der US-Geldmenge M2 auf über 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr beschleunigte. Selbst in den inflationären 1970er-Jahren erreichte die Wachstumsrate der Geldmenge M2 nur Höchstwerte von 15 Prozent.
Das Geldmengenwachstum war dieses Mal also doch ein guter Frühindikator für die Inflation, weil die US-Regierung im Rahmen der Corona-Hilfen in einem erheblichen Umfang Schulden aufnahm und das Geld an die Konsumenten weiterreichte, die es dann auf ihre Bankkonten legten. Die Konsumenten hatten eine hohe Kaufneigung, sodass das Geld in den Konsum floss – und inflationswirksam wurde. Zuletzt verlangsamte sich jedoch das Geldmengenwachstum auf nur noch etwa 4,0 Prozent, sodass immer mehr Analysten schon Inflationsentwarnungen aussprechen.
Das Problem dabei ist aber, dass derzeit viel Geld von den Bankkonten in Geldmarktfonds fließt, was das Geldmengenwachstum künstlich dämpft. Tatsächlich scheint nämlich die Verfügbarkeit von Geld nach wie vor rasant zu wachsen. 2020 und 2021 schöpfte der Staat mit seinen Corona-Hilfen viel neues Geld: Derzeit ist es die Kreditvergabe der Banken an den privaten Sektor, mit einer Wachstumsrate von mehr als 11 Prozent gegen Ende September.
Für eine Entwarnung auf Basis monetaristischer Argumente ist es also noch viel zu früh!
US-Inflation im Fokus
Die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank und der starke US-Dollar wirken wie ein globaler Liquiditätsstaubsauger. Schwächen oder Fehler werden nun an den Kapitalmärkten außerhalb der USA knallhart bestraft: Erkennbar unter anderem an der plötzlich fehlenden Bereitschaft der Finanzmärkte, exzessive Schuldenaufnahmen in Großbritannien finanzieren zu wollen.
Die US-Notenbank richtet ihre Geldpolitik derzeit nur noch nach der Inflation (Donnerstag) aus. Und hier gibt es Licht und Schatten.
Es ist sicherlich positiv, dass die Güter-Inflation schon den Hochpunkt überschritten hat und in den kommenden Monaten tendenziell fallen dürfte. So gibt es schon erste Anzeichen dafür, dass sich die Lieferketten wieder nahezu normalisiert haben.
Auch werden Konsumenten, die während der Pandemie insbesondere Fitnessgeräte gekauft haben, erst einmal keine Neuen mehr brauchen, sodass sich auch die Nachfrage nach Gütern etwas abschwächen könnte. Ein wichtiger Indikator dafür sind die Einzelhandelsumsätze (Freitag).
Im Gegensatz dazu beschleunigt sich jedoch die Inflationsrate im Dienstleistungssektor, die maßgeblich von der Lohnentwicklung bestimmt wird. Diese Inflation ist auch persistenter. Für die US-Notenbank, die das Protokoll ihrer vergangenen Sitzung am Mittwoch veröffentlichen wird, wird es sehr viel schwerer, die Dienstleistungsinflation wieder einzufangen. Wir sehen tatsächlich das Risiko, dass der US-Leitzins dafür bis auf 5,0 Prozent steigen muss.
China: zu großer Wachstumsoptimismus
Der Consensus rechnet laut Bloomberg mit einem Wirtschaftswachstum von 5,0 Prozent in China in 2023. Das Wirtschaftswachstum lässt sich unterteilen in Bevölkerungs- plus Produktivitätswachstum.
Schon in diesem Jahr wird die Bevölkerung Chinas schrumpfen. Das Wirtschaftswachstum wird also alleine vom Produktivitätswachstum angetrieben. Da China schon ein hohes Einkommensniveau erreicht hat und in vielen Branchen zur Weltspitze gehört, dürfte das Produktivitätswachstum tendenziell sinken. Die erfolgreichste Volkswirtschaft der Welt, die USA, erreichten im langfristigen Durchschnitt einen Wert von etwa 2,0 Prozent pro Jahr.
Da China sich derzeit in einer schweren Immobilienkrise befindet und die Kreditvergabe (Freitag) schwächelt – gleichzeitig aber auch der Export sich aufgrund der bevorstehenden Rezessionen in den USA und Europa verlangsamen dürfte – rechnen wir mit einem Wirtschaftswachstum von nur 2,0 Prozent in 2023. Immerhin dürfte die Inflation (Freitag) aufgrund der schwachen Binnennachfrage niedrig bleiben.
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