USA: „Housing is the Business Cycle”
Der Konjunkturzyklus ist in der Regel vielen verschiedenen Einflussfaktoren ausgesetzt – beispielsweise einem Ölpreisschock. Diese Faktoren können Prozesse in Gang setzen, die entweder eine Deflation oder eine zu hohe Inflation zur Folge haben. Es ist somit das Ziel der Zentralbanken, durch eine Steuerung der monetären Bedingungen den Schocks entgegenzuwirken und die Geldwertstabilität über die mittlere Frist zu erhalten. Es kann dabei auch notwendig werden, eine Rezession zu verursachen, um ein gefährliche Inflationsspirale zu verhindern.
Drei Frühindikatoren für eine Rezession
Historisch ist zu beobachten, dass der Wohnimmobilienmarkt am schnellsten auf eine Änderung der monetären Bedingungen reagiert und daher ein äußerst zuverlässiger Frühindikator für die Konjunktur ist. Immobilien als sehr langlebige Wirtschaftsgüter reagieren äußerst sensibel auf Zinsänderungen. Im Englischen wird dies mit dem Ausdruck „Housing is the Business Cycle“ auf den Punkt gebracht.
In den USA zeigen von allen Daten zum Wohnimmobilienmarkt die Neubauverkäufe (Freitag) diesen Sachverhalt am besten. Sie verzeichneten im Jahr 2020 trotz Pandemie einen Aufwärtstrend und signalisierten somit damals schon frühzeitig die robuste Konjunkturerholung. In den vergangenen Monaten war jedoch ein rapider Rückgang der Neubauverkäufe zu beobachten – ein starkes Signal für eine bevorstehende Rezession. Die Frage ist nun, wann eine Rezession in den USA droht.
Im vergangenen Zyklus erreichten die Neubauverkäufe schon im Juli 2005 ihren Hochpunkt, die Rezession begann jedoch erst im Dezember 2007 – mehr als zwei Jahre später.
Dieser Zyklus ist jedoch aufgrund der Jahrhundertpandemie und der Lieferkettenengpässe sehr ungewöhnlich. So signalisierte oft auch eine inverse Renditestrukturkurve eine Rezession – also, wenn der Zinssatz für drei Monate höher notiert als die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen. Derzeit beträgt der 3-Monatszins 1,7 Prozent und die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen 3,4 Prozent. Eine Inversion der Renditestrukturkurve ist also erst nächstes Jahr zu erwarten, wenn die US-Notenbank an ihren geplanten Zinserhöhungen festhält. Denn normalerweise hat die Renditestrukturkurve einen Vorlauf von sechs bis zwölf Monaten vor einer Rezession.
Auch ist der Arbeitsmarkt in den USA noch unglaublich stark. Aus Sicht der Konsumenten sind sehr viele offene Stellen vorhanden. Dieser Indikator des Konsumentenvertrauens zum Arbeitsmarkt war in der Vergangenheit auch immer ein sehr guter Rezessionsfrühindikator mit einem Vorlauf von drei bis sechs Monaten.
US-Rezession möglicherweise frühestens ab zweitem Halbjahr 2023
Von insgesamt drei Rezessionsfrühindikatoren ist bislang ein Indikator auf rot gesprungen. Die anderen beiden Indikatoren mit kürzeren Vorlaufeigenschaften liegen dagegen noch im grünen Bereich. Es spricht also vieles dafür, dass eine Rezession erst im zweiten Halbjahr 2023 oder im ersten Halbjahr 2024 kommen könnte.
Sollte sich jedoch der Immobilienmarkt wieder erholen und die Fed die Zinsen nicht so stark wie erwartet anheben, sodass die Renditestrukturkurve invertiert, wäre eine „weiche Landung“ der US-Wirtschaft durchaus möglich.
Weltwirtschaft im Stagflationsschock
Ein Stagflationsschock ist dadurch gekennzeichnet, dass sich das Wirtschaftswachstum abschwächt und die Inflation steigt. Dementsprechend ist mit Rückgängen der globalen Einkaufsmanagerindizes (Donnerstag) und mit dem ifo-Index (Freitag) zu rechnen. Für die Zentralbanken wird es vor diesem Hintergrund immer schwieriger, den richtigen Weg zwischen Inflationsbekämpfung und Wachstumsförderung zu finden.
Darüber hinaus wird noch die Inflation in Großbritannien (Mittwoch) und in Japan (Freitag) veröffentlicht.
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