Cookies

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig. Andere helfen uns, unser Onlineangebot stetig für Sie zu verbessern oder den Seitenbesuch für Sie komfortabler zu gestalten, indem Ihre Einstellungen gespeichert werden. Sie können Ihre Auswahl der akzeptierten Cookies individuell treffen und die Einstellungen jederzeit ändern. Weitere Informationen erhalten Sie unter Details.

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig.
*Sie können daher nicht abgewählt werden.

Um unsere Webseite für Sie weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen.

Diese Cookies sollen Ihnen die Bedienung der Seite erleichtern. So können Sie beispielsweise Ihre Einstellungen 30 Tage lang speichern lassen.

Kapitalmarktexpertin Carolin Schulze Palstring vom Bankhaus Metzler über Herausforderungen beim Vermögenserhalt. - 8.9.2022 - Carolin Schulze Palstring

Machtlos gegen die Inflation?

Liebe Frau Schulze Palstring, der Anleger fühlt sich im Moment gefangen wie zwischen Pest und Cholera, zwischen Inflation, Rezessionsängsten und einer explosiven geopolitischen Lage. Wie kann er sein Geld schützen?
Kurzfristig sieht es leider nicht gut aus, die Kapitalmärkte sind in diesem Jahr fast überall im Minus und wegen der hohen Inflation verlieren auch Bargeld und Spareinlagen ihren Wert. Aber so schwierig es momentan auch ist – unsere Strategie für einen langfristigen Vermögenserhalt bleibt gleich. Dabei geht es um die Diversifikation, eine angemessene Dotierung von Substanz und Nominalvermögen sowie um die Suche nach Qualitätstiteln über Branchen, Länder und Währungen hinweg.

Gibt es Anlagen, die derzeit die Inflation schlagen könnten?
Kaum. Natürlich gibt es Anleihen, die aktuell zweistellige Renditen aufweisen. Damit könnte man theoretisch die Inflation schlagen. Aber es gilt die eiserne Regel, dass eine höhere Rendite immer mit einem höheren Risiko einhergeht. In diesem Fall sind Anleihen dann mit hohen Kredit-, Währungs- oder Laufzeitrisiken verbunden.

Was ist mit eher risikoarmen Anleihen?
Auch hier sind doch die Renditen gestiegen. Das stimmt. Der Anteil negativ verzinster Schuldverschreibungen ist deutlich kleiner geworden. Die positiven Nominalrenditen können aber noch lange nicht mit der Inflation mithalten. Für viele Anleiheemittenten ist das vorteilhaft. Sie können ihre Verbindlichkeiten mit entwertetem Geld erfüllen – zulasten des Anleihegläubigers.

Was schlagen Sie stattdessen vor?
Ohne Aktien geht es nicht! Das wissen wir aus der Geschichte unserer Bank seit 1674. Vor allem Aktien haben Metzler geholfen, die Katastrophen des 20. Jahrhunderts zu überstehen. Anleihen und Geldvermögen hingegen wurden durch Inflation mehrmals fast komplett entwertet. Bei Aktienanlagen handelt es sich um Substanzvermögen beziehungsweise Sachwerte. Im Unterschied zu Nominalwerten wie etwa Anleihen bieten sie mittel- bis langfristig einen recht guten Schutz vor Inflation. Als Aktionär ist man Mitinhaber des Unternehmens und partizipiert über eine Dividende und/oder über Kurssteigerungen am Geschäftserfolg. Viele Unternehmen können die gestiegenen Preise, etwa für Rohstoffe oder Energie, an ihre Kunden weitergeben. Davon profitieren auch die Aktionäre.

Die Konjunkturaussichten trüben sich derzeit stark ein. Sind Anleger auch im Falle einer Rezession gut bei Aktien aufgehoben?
Kurzfristig leiden Aktien natürlich auch unter der aktuellen Lage. Die Kurse könnten sogar noch weiter fallen – insbesondere bei einer Rezession. Aber über kurz oder lang werden sich Qualitätsaktien wieder erholen. Problematisch wird es vor allem dann, wenn Anleger zwischenzeitlich die Nerven verlieren oder grundsätzlich zu kurzfristig investiert haben.

Wir haben jetzt viel über Risiken gesprochen: Was sind dazu Ihre Erfahrungen aus der professionellen Vermögensverwaltung?
Es ist wichtig, die individuelle Risikotoleranz und -fähigkeit unserer Kunden zu kennen. Entsprechend wird die Vermögensanlagestruktur gewählt, also das Verhältnis zwischen Substanz und Nominalwerten. Mit einer gelungenen Diversifikation kann man es schaffen, Verluste einer Anlageklasse durch Gewinne einer anderen abzufedern. Unser Ziel ist, bei der Vermögensverwaltung stets handlungsfähig zu bleiben. Nur so lassen sich Optionen und Chancen überhaupt nutzen – das gilt vor allem in Krisenzeiten.

Hat ein Unternehmer besondere Fragen bei der Geldanlage?
Ein Unternehmer hat in der Regel bereits in Substanzvermögen investiert: seine Firma. Bei der Strukturierung übriger Investments sollte das immer berücksichtigt werden – zum einen im Hinblick auf Liquiditätserfordernisse und zum anderen in Bezug auf ein angemessenes Verhältnis zwischen Sach- und Nominalwerten.

Das Interview erschien in Markt und Mittelstand

Carolin Schulze Palstring
Carolin Schulze Palstring

Leiterin Kapitalmarktanalyse , Metzler Private Banking

Carolin Schulze Palstring leitet seit April 2019 die Kapitalmarktanalyse von Metzler Private Banking in Frankfurt am Main. Zuvor war sie sechs Jahre im selben Bereich als Analystin für Makroökonomie tätig. Sie absolvierte von 2012 bis 2013 ein Investment-Trainee-Programm bei Metzler. Frau Schulze Palstring studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Bankwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, und war gleichzeitig bei der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG in Düsseldorf tätig. 2012 erwarb sie zudem einen Master of Letters in Finance and Management an der University of St. Andrews.

Weitere Beiträge