Cookies

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig. Andere helfen uns, unser Onlineangebot stetig für Sie zu verbessern oder den Seitenbesuch für Sie komfortabler zu gestalten, indem Ihre Einstellungen gespeichert werden. Sie können Ihre Auswahl der akzeptierten Cookies individuell treffen und die Einstellungen jederzeit ändern. Weitere Informationen erhalten Sie unter Details.

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig.
*Sie können daher nicht abgewählt werden.

Um unsere Webseite für Sie weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen.

Diese Cookies sollen Ihnen die Bedienung der Seite erleichtern. So können Sie beispielsweise Ihre Einstellungen 30 Tage lang speichern lassen.

23.1.2023

Kapitalmarktausblick 2023: Es könnte nochmal ungemütlich werden

Nach dem enttäuschenden Börsenjahr 2022 haben die ersten Handelstage des neuen Jahres verheißungsvoll begonnen: Der Deutsche Aktienindex stieg allein in den ersten Handelswochen um gut 7 %, während weltweite Titel um etwa 3 % zulegten. Viele Marktteilnehmer atmen angesichts der zuletzt wieder etwas gesunkenen Teuerungsraten auf und erwarten gleichzeitig ein baldiges Ende des aktuell schnellsten Leitzinserhöhungszyklus seit den 1980er-Jahren – historisch gesehen gute Voraussetzungen für steigende Aktienmärkte. 

Die Bewertungen am Aktienmarkt sind gesunken …

Die Bewertungen am Aktienmarkt dürften bei vielen Marktteilnehmern ebenfalls für Optimismus sorgen: Sowohl US-amerikanische als auch europäische Aktien haben im turbulenten Börsenumfeld des vergangenen Jahres Federn gelassen. Dementsprechend sind die Unternehmensbewertungen in beiden Regionen spürbar gesunken (siehe Grafik). In Europa liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis derzeit sogar unter dem langjährigen mittleren Wert, was ein gewisses Aufwärtspotenzial suggeriert. Die in den vergangenen Jahren deutlich zu hohe Bewertung von US-amerikanischen Aktien hat sich mittlerweile zumindest in Richtung eines durchschnittlichen Niveaus reduziert. Investoren laufen aktuell also kaum Gefahr, in viel zu teure Aktienmärkte zu investieren, was im Hinblick auf das langfristige Ertragspotenzial positiv zu beurteilen ist.

Attraktivere Einstiegsniveaus: Die Bewertungen am Aktienmarkt sind in den vergangenen Quartalen gesunken
Kurs-Gewinn-Verhältnis*

Quellen: FactSet, Metzler; Stand: 31. Dezember 2022

* Auf Basis der erwarteten Gewinne der nächsten zwölf Monate

… die Unternehmensgewinne dürften (leider) folgen

Es gibt allerdings einen Haken: Die wieder deutlich gesunkene Aktienmarktbewertung resultiert auch aus erstaunlich hohen Unternehmensgewinnen. Durch die Coronapandemie verschob sich die gesamtwirtschaftliche Nachfrage in Richtung langlebiger Wirtschaftsgüter, deren Angebot – unter anderem aufgrund von Lieferengpässen – jedoch nicht Schritt halten konnte. Die Folge: eine hohe Preissetzungsmacht der Unternehmen, verbunden mit steigenden Margen und Rekordgewinnen (siehe Grafik). 
 

Die Gewinnmargen sind auf Rekordniveaus gestiegen, dürften in diesem Jahr aber wieder sinken
Netto-Gewinnmarge in %

Quellen: FactSet, Metzler; Stand: 31. Dezember 2022

* Auf Basis der erwarteten Margen der nächsten zwölf Monate

Angesichts der trüben Konjunkturaussichten für dieses Jahr (siehe Konjunkturausblick) rechnen wir damit, dass sich die Margen wieder normalisieren und die Gewinne im Vergleich zum Vorjahr sinken werden. Konkret erwarten wir für 2023 einen Gewinnrückgang pro Aktie von 5 % in Europa und 2 % in den USA, womit wir die Lage etwas pessimistischer einschätzen als der Durchschnitt der Marktteilnehmer. Das heißt, an der Börse könnte in den kommenden Monaten die Freude über wieder sinkende Teuerungsraten und das Ende der Leitzinserhöhungen bald den Sorgen über sinkende Unternehmensgewinne weichen.  

Wir bleiben daher bis auf Weiteres unserer ausgewogenen Positionierung im Portfolio treu und setzen insbesondere auf Qualitätsunternehmen, die konjunkturelle Durststrecken gut überstehen können. Dazu zählen zum Beispiel Unternehmen mit hoher Ertrags- und Bilanzqualität, einem funktionierenden Geschäftsmodell sowie einer angemessenen Bewertung. Sollte sich unser Konjunkturbild im Jahresverlauf wieder aufhellen, planen wir die Aktienquote von aktuell etwa 80 % des maximalen Anlagebetrags in Aktien wieder sukzessive zu erhöhen und darüber hinaus das Portfolio wieder etwas offensiver aufzustellen.

Notenbanken bremsen die Wirtschaft

Am Anleihemarkt bescherte der deutliche Anstieg der Leitzinsen vielen Investoren im vergangenen Jahr ein historisch schlechtes Anlageergebnis. Insbesondere bei Anleihen mit langen Restlaufzeiten waren die Wertverluste teilweise höher als am Aktienmarkt. Für die kommenden zwölf Monate erwarten wir, dass sich die Lage an den Bondmärkten etwas beruhigt. Ein Grund dafür sind die Inflationsraten, die mittlerweile wieder rückläufig sind. Dadurch sinkt auch der Druck auf die Notenbanken, die Leitzinsen weiter aggressiv erhöhen zu müssen. In der Eurozone erwarten wir bis Mitte dieses Jahres einen Einlagensatz von 3 % (siehe Grafik). In den USA rechnen wir mit einem Leitzins von etwa 5 %. Damit lägen die Zinsen sowohl diesseits als auch jenseits des Atlantiks nach Ansicht der Notenbanken klar im restriktiven Bereich. Die Währungshüter versuchen demnach mit ihrer aktuellen gelpolitischen Ausrichtung die Realwirtschaft zu bremsen – und damit auch die Inflationsdynamik.

Die Leitzinsen dürften bis Mitte dieses Jahres steigen
Leitzinsen und Zinserwartung* der Marktteilnehmer in %

* Abgeleitet aus Overnight Index Swaps ** Metzler Private Banking Quellen: FactSet, Metzler; Stand: Januar 2023

Anleihemarkt signalisiert Rezession

Viele Marktteilnehmer hoffen aktuell noch auf ein so genanntes „Soft Landing“– also darauf, dass die restriktive Geldpolitik der Notenbanken die Wirtschaft zwar bremst, jedoch nicht in eine Rezession führt. Die zuletzt wieder etwas besser als erwarteten Konjunkturindikatoren scheinen diese These zu stützen. 

An dieser Stelle ist jedoch Vorsicht geboten: Wie oben bereits beschrieben wirken geldpolitische Entscheidungen mit deutlicher Verzögerung auf die Realwirtschaft. Und der aktuelle Zinserhöhungszyklus ist noch nicht einmal ein Jahr alt. Die US-Notenbank begann im März des vergangenen Jahres damit, die Leitzinsen anzuheben. Die Europäische Zentralbank wagte erst im August 2022 den ersten Zinsschritt. Aus unserer Sicht ist es also noch zu früh, den Abgesang auf die Rezession anzustimmen. Letzteres gilt insbesondere mit Blick auf die US-Zinsstrukturkurve, die bereits seit einigen Monaten invers ist (siehe Grafik). Das heißt, die Renditen von Anleihen mit langen Laufzeiten liegen niedriger als die mit kurzen Laufzeiten. Diese ungewöhnliche Konstellation trat in der Vergangenheit ausschließlich im Vorfeld einer Rezession auf. Damit ist eine inverse Zinsstrukturkurve einer der treffsichersten Frühindikatoren im Hinblick auf eine zu erwartende Rezession. 

Die US-Zinsstrukturkurve signalisiert Rezession
Rendite zehn- minus einjähriger US-Staatsanleihen in %-Pkt.

Quellen: FactSet, Metzler; Stand: Januar 2023

* Auf Basis der erwarteten Gewinne der nächsten zwölf Monate

Fazit: Es könnte nochmal ungemütlich werden

Insgesamt ergibt sich für dieses Jahr am Kapitalmarkt ein durchwachsenes Bild: Die Börsen laufen Gefahr, in den kommenden Monaten durch eine Vielzahl an Risiken belastet zu werden (Inflation, restriktive Notenbanken, Rezession, sinkende Unternehmensgewinne etc.). Demnach ist damit zu rechnen, dass auch die Schwankungsanfälligkeit am Aktienmarkt wieder zunimmt. Viel entscheidender ist aber: Durch die Neubewertung des Aktien- und Anleihemarktes im vergangenen Jahr sind die langfristigen Ertragspotenziale wieder spürbar gestiegen. So ist zum Beispiel die laufende Rendite eines gemischten Portfolios so hoch wie seit Jahren nicht mehr (siehe Grafik). Investoren mit einem langfristigen Anlagehorizont können kurzzeitigen Turbulenzen an der Börse daher gelassen entgegensehen. 

Laufende Rendite so hoch wie lange nicht mehr
Laufende Rendite (Dividenden- und Anleiherendite) eines fiktiven 60/40-Portfolios in %*

Quellen: FactSet, Metzler; Stand: Dezember 2022

* Portfolio bestehend aus jeweils 30 % MSCI Europa und USA und jeweils 10 % aus ICE Bofa US Treasury, Pan-Europe Government, Euro und US Corporates

Carolin Schulze Palstring
Carolin Schulze Palstring

Leiterin Kapitalmarktanalyse
Metzler Private Banking

Carolin Schulze Palstring leitet seit April 2019 die Kapitalmarktanalyse von Metzler Private Banking in Frankfurt am Main. Zuvor war sie sechs Jahre im selben Bereich als Analystin für Makroökonomie tätig. Von 2012 bis 2013 absolvierte sie ein Investment-Trainee-Programm bei Metzler. Frau Schulze Palstring studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Bankwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, und war gleichzeitig bei der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG in Düsseldorf tätig. 2012 erwarb sie zudem einen Master of Letters in Finance and Management an der University of St. Andrews.

Michael Mayer
Michael Mayer

Kapitalmarktanalyst
Metzler Private Banking

Michael Mayer arbeitet seit 2018 als Kapitalmarktanalyst bei Metzler Private Banking. Zuvor war er im Portfoliomanagement Private Banking zuständig für quantitative Analysen. Von 2015 bis 2017 war er als Junior-Kundenbetreuer tätig, nachdem er von 2014 bis 2015 ein Investment-Trainee-Programm bei Metzler absolviert hatte. Herr Mayer studierte Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim und erwarb 2014 einen M. Sc. in Finance an der Frankfurt School of Finance & Management.

Weitere Beiträge

Dieses unverbindliche Dokument beruht auf allgemein zugänglichen Informationen, welche die B. Metzler seel. Sohn & Co. AG (Metzler) grundsätzlich als zuverlässig einschätzt. Metzler hat die Informationen jedoch nicht auf Richtigkeit und Vollständigkeit überprüft und gibt hinsichtlich der Richtigkeit und Vollständigkeit der in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen keinerlei Gewährleistungen oder Zusicherungen ab. Etwaige unrichtige oder unvollständige Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen begründen keine Haftung von Metzler, ihrer Anteilseigener sowie Angestellten für Schäden und sonstige Nachteile jedweder Art, die aus der Verteilung oder Verwendung dieses Dokuments entstehen oder damit im Zusammenhang stehen.  

Dieses Dokument dient lediglich der Information und stellt weder ein Angebot noch eine Aufforderung zur Abgabe eines Angebots zum Erwerb von Wertpapieren, sonstigen Finanzinstrumenten oder anderen Anlageinstrumenten dar. Dieses Dokument genügt nicht den gesetzlichen Anforderungen an die Gewährleistung der Unvoreingenommenheit von Anlageempfehlungen nach § 85 WpHG in Verbindung mit § 20 Abs. 1 der Verordnung (EU) Nr. 596/2014 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 16. April 2014 über Marktmissbrauch (Marktmissbrauchsverordnung), auf die Artikel 4 und 6 der Delegierten Verordnung (EU) 2016/958 der Kommission vom 9. März 2016 zur Ergänzung der Marktmissbrauchsverordnung Anwendung finden. Dieses Dokument ist auch nicht auf die speziellen Anlageziele, Finanzsituationen oder Bedürfnisse der Empfänger ausgerichtet und stellt keine individuelle Anlageberatung dar. Mit der Ausarbeitung und Veröffentlichung dieses Dokuments wird Metzler nicht als Anlageberater oder Portfolioverwalter tätig. Die Empfänger sollten ihre eigenständigen Anlageentscheidungen auf der Grundlage unabhängiger Verfahren und Analysen, unter Heranziehung von Verkaufs- oder sonstigen Prospekten, Informationsmemoranden und anderen Anlegerinformationen sowie wenn nötig mithilfe eines unabhängigen Finanzberaters gemäß ihrer spezifischen Finanzsituation und ihren Anlagezielen treffen. Die Empfänger müssen bedenken, dass Performancedaten der Vergangenheit nicht als Indikation für die zukünftige Performance angesehen werden können und daher nicht als Entscheidungsgrundlage für Investitionen in Finanzinstrumente herangezogen werden sollten. Die in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen geben die unabhängige Meinung des Verfassers über die in diesem Dokument behandelten Finanzinstrumente oder Emittenten zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung wieder und decken sich nicht notwendigerweise mit der Meinung von Metzler, des Emittenten oder Dritter. Sie können sich aufgrund künftiger Ereignisse und Entwicklungen verändern. Metzler ist nicht verpflichtet, dieses Dokument abzuändern, zu ergänzen oder auf den neuesten Stand zu bringen oder die Empfänger in anderer Weise darüber zu informieren, wenn sich die in diesem Dokument enthaltenen Informationen, Aussagen, Einschätzungen, Empfehlungen und Prognosen verändern oder später als falsch, unvollständig oder irreführend erwiesen haben sollten. Soweit dieses Dokument Modellrechnungen enthält, handelt es sich um beispielhafte Berechnungen möglicher Entwicklungen, die auf verschiedenen Annahmen (zum Beispiel Ertrags- und Volatilitätsannahmen) beruhen. Die tatsächliche Entwicklung kann höher oder niedriger ausfallen – je nach Marktentwicklung und dem Eintreffen der den Modellrechnungen zugrunde liegenden Annahmen. Daher kann die tatsächliche Entwicklung nicht gewährleistet, garantiert oder zugesichert werden. Die Empfänger sollten davon ausgehen, dass (a) Metzler berechtigt ist, Investmentbanking-, Wertpapier- oder sonstige Geschäfte von oder mit den Unternehmen, die Gegenstand von Researchpublikationen sind, zu akquirieren, und dass (b) Analysten, die an der Erstellung einer Researchpublikation beteiligt waren, im Rahmen des Aufsichtsrechts grundsätzlich mittelbar am Zustandekommen eines solchen Geschäfts beteiligt sein können. Metzler sowie deren Mitarbeiter könnten möglicherweise Positionen in Wertpapieren der analysierten Unternehmen oder anderen Investitionsobjekten halten oder Geschäfte mit diesen Wertpapieren oder Investitionsobjekten tätigen. Dieses Dokument wird lediglich zu Informationszwecken bereitgestellt und darf ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Metzler weder ganz noch teilweise kopiert, vervielfältigt oder an andere Personen weitergeben oder sonst veröffentlicht werden. Eine sonstige Veröffentlichung der Inhalte in Print- und sonstigen Medien ist nur im presseüblichen Umfang zulässig. Sämtliche Urheber- und Nutzungsrechte, auch in elektronischen Medien, verbleiben bei Metzler. Soweit Metzler Hyperlinks zu Internetseiten von in ihren Researchpublikationen genannten Unternehmen angibt, bedeutet dies nicht, dass Metzler Daten auf den verlinkten Seiten oder Daten, auf welche von diesen Seiten aus weiter zugegriffen werden kann, bestätigt, empfiehlt oder gewährleistet. Metzler übernimmt weder eine Haftung für Verlinkungen oder Daten noch für Folgen, die aus der Nutzung der Verlinkung und/oder Verwendung dieser Daten entstehen könnten. Dieses Dokument unterliegt dem Recht der Bundesrepublik Deutschland. Der Gerichtsstand für etwaige Streitigkeiten ist Frankfurt am Main, Deutschland. Mit Entgegennahme dieses Dokuments erklärt sich der Empfänger mit den vorangehenden Bestimmungen einverstanden. Vielfalt ist uns wichtig: Daher legen wir Wert darauf und betonen ausdrücklich, dass wir mit unseren Informationen alle Menschen gleichberechtigt ansprechen. Wenn wir im Text männliche Bezeichnungen für Menschen und Positionen verwenden, dient das allein dazu, den Lesefluss für Sie zu vereinfachen.