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Metzler meets Fraunhofer – Gesprächsrunde - 12.1.2023

„Mit der Blockchain Geschäftsprozesse automatisieren“

Die Blockchain-Technologie ist mittlerweile den Kinderschuhen entwachsen und schon längst nicht mehr auf Bitcoin und andere Kryptowährungen beschränkt. Inwieweit Industrie, Wirtschaft und Gesellschaft das Potenzial der neuen Technologie erkannt haben, darüber sprachen Professor Wolfgang Prinz, PhD, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und Leiter des Blockchain-Reallabors Rheinisches Revier, und Mario Mattera, Vorstand des Bankhauses Metzler. An der Gesprächsrunde nahmen auch Hendrik König und Shahrok Shedari vom Digital Assets Office teil, der bereichsübergreifenden Abteilung für alle Fragen rund um die Blockchain im Bankhaus Metzler.

Mattera: Herr Professor Prinz, lässt sich die Blockchaintechnologie und ihre Funktionsweise kurz und knapp erklären?

Prinz: Ja, das geht durchaus! Die Blockchaintechnologie kann man sich als ein dezentral organisiertes Kontenbuch vorstellen, in dem Transaktionsdaten irreversibel und nachvollziehbar gespeichert werden. Das Besondere liegt in der dezentralen Organisation, die eine zentrale Stelle als Vertrauensbasis für die Unverfälschbarkeit der Daten überflüssig macht und somit einem Wertschöpfungsnetzwerk die Möglichkeit bietet, Transaktionen ohne die Notwendigkeit eines zentralen Intermediärs durchzuführen. Zusätzlich ermöglicht die Technologie durch den Einsatz von sogenannten Smart Contracts, die einfache Regelwerke darstellen, Geschäftsprozesse in einem Wertschöpfungsnetzwerk zu automatisieren. 

Shedari: Inzwischen bietet diese Technologie für fast alle Industrien große Potenziale. Unseres Erachtens werden sich ihre disruptiven Elemente nach und nach auf fast alle Unternehmensbereiche auswirken, entlang der gesamten Wertschöpfungskette. 

Prinz: Die Technologie lässt sich im einfachsten Fall immer dann einsetzen, wenn Transaktionsdaten sicher und nachvollziehbar verwaltet werden müssen, deren Authentizität einfach nachprüfbar sein soll. Das können Herkunftszertifikate, Zeugnisse oder Qualitätsinformationen sein.

König: In der Finanzbranche bieten sich jedenfalls zahlreiche Use-Cases an. Bereits 2021 führte Metzler zusammen mit der DekaBank auf der SWIAT-Plattform erste Projekte auf der Blockchain durch: In Echtzeit wurden Wertpapierleihen abgewickelt, außerdem kaufte Metzler die ersten von der DekaBank emittierten Krypto-Inhaberschuldverschreibungen nach dem elektronischen Wertpapiergesetz. 

Regulatorische Fragen tauchen meist im Kontext von Finanzprodukten auf.
Prof. Wolfgang Prinz
stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT

Mattera: Positiv hervorzuheben ist meines Erachtens, dass Deutschland und die Europäische Union frühzeitig ein regulatorisches Rahmenwert entwickelt haben, um die Digitalisierung des Finanzwesens zu unterstützen. Wegen dieses rechtlichen Rahmens rücken digitale Assets nun stärker in den Fokus vieler institutioneller Anleger. Beispielsweise sorgen das schon genannte elektronische Wertpapiergesetz oder auf EU-Ebene die MiCA-Verordnung für die nötige Rechtssicherheit. Institutionelle Anleger, Finanzinstitute und Asset-Manager haben so die Möglichkeit, in einem regulierten Pilotrahmen erste echte Anwendungsbeispiele zu erproben. 

Prinz: Regulatorische Fragen tauchen meist im Kontext von Finanzprodukten zum Beispiel als Kryptotokens auf, die mithilfe der Blockchaintechnologie verwaltet und gehandelt werden. 

Shedari: Kryptowertpapiere sind regulatorisch traditionellen Wertpapieren gleichgestellt. Die entscheidenden Vorteile zu herkömmlichen Assets liegen in ihrer Struktur: Emittenten müssen diese Papiere nicht urkundlich verbriefen, sie sind somit unabhängig von zentralen Abwicklungsstellen. Der entscheidende Unterschied zu einem traditionellen Wertpapier ist also der Wechsel des Mediums, von der Urkunde zu einem dematerialisierten Anteilsschein. 

Deutschland und die Europäische Union haben frühzeitig ein regulatorisches Rahmenwert entwickelt, um die Digitalisierung des Finanzwesens zu unterstützen.
Mario Mattera
Vorstand B. Metzler seel. Sohn & Co. AG

Prinz: Für viele andere Anwendungsfälle gerade im industriellen Bereich existieren jedoch keine vergleichbaren Hürden wie in der Finanzindustrie. Die Technologie lässt sich somit wie jede andere Digitalisierungstechnik nutzen. Beispielsweise im Produktionsbereich können digitale Produktpässe realisiert werden, die allen an der Produktion und Nutzung eines Produkts beteiligten Partnern einfach überprüfbare und nachvollziehbare Information zu einem Produkt liefern. 

Mattera: Wo wird die Blockchain bereits produktiv eingesetzt? 

Prinz: Sehr aktuell ist die Nutzung der Technologie als Tokenisierungsinstrument für reale oder digitale Produkte. Dabei wird der digitale Fingerabdruck eines Objektes als Token in einer Blockchain registriert. Über die Zuweisung dieses Tokens an Benutzer kann der Kauf, die Leihe oder Miete eines Objekts dokumentiert und in Kombination mit Smart Contracts auch unmittelbar abgerechnet werden. Ausgelöst wurde dieser Trend durch digitale Kunstwerke, die als sogenannte NFTs also „Non Fungible Tokens“ repräsentiert werden und so der Kunst- und Kreativwirtschaft neue Geschäftsmodelle ermöglicht. 

NFT des Bankhauses Metzler, anlässlich des Mitarbeiterfestes 2022 ausgegeben
NFT des Bankhauses Metzler

König: NFTs sind ein gutes Stichwort! Zum Start unseres Digital Assets Office als bereichsübergreifender Einheit bei Metzler verlosten wir auf unserem Sommerfest exklusive Metzler-NFTs. So wollten wir den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Einstieg in die neue Welt der digitalen Assets über NFTs ein bisschen anschaulicher und greifbarer machen. Jedes NFT ist ein Unikat. Zusätzlich waren einige mit speziellen Rechten und Benefits ausgestattet, die die Besitzerin oder der Besitzer dann einlösen konnte, zum Beispiel die Teilnahme an einer exklusiven Führung im Museum.

Prinz: Dies lässt sich aktuell auch auf andere Dinge übertragen – Designobjekte aber auch normale Produkte und Dienstleistungen: Beim Kauf eines T-Shirts oder bei der Teilnahme an einem Event erhält man ein NFT, mit dem wieder Zugangsmöglichkeiten zu weiteren Diensten oder Events verbunden sind. Unternehmen können damit sehr schnell und kostengünstig auf existierenden Blockchaininfrastrukturen beispielsweise eigene Loyalty-Programme umsetzen, ohne dafür eigene Plattformen aufbauen zu müssen.

Mattera: Trotz zahlreicher Beispiele, wie sich die Blockchain erfolgreich einsetzen lässt, ist sie noch nicht zum Selbstläufer geworden. Welche Hürden gilt es noch zu überwinden, damit sie verstärkt eingesetzt wird?

Prinz: Die Blockchaintechnologie wird immer noch häufig mit Kryptotokens wie Bitcoin und den damit verbundenen Spekulationen gleichgesetzt. Dazu zählt auch die Diskussion über den damit einhergehenden Energieverbrauch. Es existieren jedoch eine Vielzahl von alternativen Blockchaintechnologien, die deutlich weniger energieintensiv betrieben werden können und gleichzeitig der Industrie eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten bieten. Große Initiativen wie SiGreen, ein von Siemens entwickelter ökosystembasierter Ansatz für den Austausch von Emissionsdaten, sind dafür ein Beispiel. Gleichzeitig wird auch die oben beschriebene Nutzung der Technologie in Consumeranwendungen, wie den NFT-basierten Loyality-Programmen, für eine weitere Verbreitung sorgen.

Professor Wolfgang Prinz, PhD, stellvertretender Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und Leiter des Blockchain-Reallabors Rheinisches Revier
Prof. Wolfgang Prinz

stellv. Leiter des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Informationstechnik (FIT) und Leiter des Blockchain-Reallabors Rheinisches Revier

Prof. Wolfgang Prinz, PhD, studierte Informatik an der Universität Bonn und promovierte an der Universität Nottingham. Seit 2001 ist er Professor an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen und leitet als stellvertretender Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik FIT die Abteilung Kooperationssysteme. Dort werden Projekte für die Herausforderungen und Chancen der Digitalisierung durch den Einsatz von Kooperationsplattformen, Mixed Reality und flexiblen Kommunikationsinfrastrukturen realisiert. Als Mitgründer des Fraunhofer Blockchain-Labors und Leiter des Blockchain Reallabors Rheinisches Revier beschäftigt er sich seit mehreren Jahren mit Blockchain-basierten Anwendungen.
 

Mario Mattera, Vorstand B. Metzler seel. Sohn & Co. AG
Mario Mattera

Vorstand B. Metzler seel. Sohn & Co. AG

Mario Mattera, CIIA, ist seit 2002 für Metzler tätig und Mitglied des Vorstands der B. Metzler seel. Sohn & Co. AG. Er ist verantwortlich für das Geschäftsfeld Capital Markets und das konzernweite Digital Assets Office. Darüber hinaus ist er ständiges Mitglied im Kreditausschuss des Bankhauses und leitet das Treasury-Komitee. 

Hendrik König, Digital Assets Office, Bankhaus Metzler
Hendrik König

Digital Assets Office
Strategy

Shahrok Shedari, Digital Assets Office, Bankhaus Metzler
Shahrok Shedari

Digital Asset Office
Strategy

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