Erhöht die US-Notenbank den Leitzins?
Die Fundamentaldaten würden durchaus dafür sprechen, dass die US-Notenbank auf ihrer Sitzung am Mittwoch die Leitzinsen erhöht. So erreichten die Stundenlöhne im Dezember die höchste Wachstumsrate seit 1982. Sollte der Beschäftigungskostenindex (Freitag) ähnlich stark steigen wie die Stundenlöhne, würden sich die Anzeichen für die Entstehung einer Lohn-Preis-Spirale verdichten. Neben den Löhnen hat sich auch der Wohnimmobilienmarkt zu einem gefährlichen Inflationstreiber entwickelt. Die Immobilienpreise (Dienstag) stiegen in den vergangenen Monaten um knapp 20 Prozent zum Vorjahr, was eine Inflationsrate der „Eigentümer-äquivalenten Miete“ in den kommenden Monaten von mehr als 5 Prozent impliziert. Die „Eigentümer-äquivalente Miete“ hat immerhin einen Anteil am gesamten Warenkorb von 25 Prozent.
Die Neubauverkäufe (Mittwoch) als Spiegel der Immobiliennachfrage sind interessanterweise wiederum ein Frühindikator für die Immobilienpreisentwicklung. Darüber hinaus dürfte das BIP (Donnerstag) im vierten Quartal um annualisiert etwa 6 Prozent zum Vorquartal sehr robust gestiegen sein.
Zuletzt bleibt noch festzuhalten, dass eine einigermaßen steile Renditestrukturkurve und eine optimistische Beurteilung des Arbeitsmarktes durch die Konsumenten (Dienstag) derzeit für sehr niedrige Rezessionsrisiken sprechen. In der Vergangenheit spürten die Konsumenten regelmäßig schon frühzeitig eine sich anbahnende Verschlechterung am Arbeitsmarkt und sendeten damit sehr verlässliche Rezessionssignale.
Der einzige Grund, den Leitzins nicht schon jetzt zu erhöhen: Die Fed will eine Verunsicherung der Finanzmärkte vermeiden. So kommunizierte die US-Notenbank bisher, dass sie erst nach einem Ende des QE-Programms den Leitzins anheben wird. Bis zur nächsten Sitzung am 16. März wird sie das QE-Programm beendet haben und dann auch voraussichtlich den Leitzins erhöhen. Die spannende Frage wird dann sein: um 25 oder um 50 Basispunkte?
Globale Konjunktur
Auf globaler Ebene verfünffachten sich die täglichen Neuinfektionen in den vergangenen vier Wochen von etwa 600.000 Personen pro Tag auf etwa 3 Millionen pro Tag. Analysen legen jedoch nahe, dass es eine immense Dunkelziffer an nicht gemeldeten Infizierten gibt. Allein in den USA gehen Schätzungen davon aus, dass sich in den vergangenen vier Wochen etwa 120 Millionen Personen infiziert haben könnten – während die offizielle Zahl nur etwa 15 Millionen Infizierte lautet. Darüber hinaus verfolgt China nach wie vor eine Zero-Covid-Strategie, die immer wieder neue Lockdowns erfordert. Das könnte ein Grund dafür sein, dass sich die internationalen Lieferketten zuletzt wieder verspannt haben.
Insgesamt scheint die derzeitige Corona-Welle der globalen Konjunktur einen erneuten Dämpfer versetzt zu haben, sodass wir mit einem merklichen Rückgang des globalen Einkaufsmanagerindex (Montag) rechnen.
Die Pandemie dürfte jedoch im März weitestgehend vorbei sein, da das Omikron-Virus dann kaum noch nichtinfizierte Personen finden dürfte. Damit bestehen auch wieder gute Chancen für eine Belebung der Weltwirtschaft.
Eurozone: Empfindlicher Dämpfer zum Jahresauftakt
In der Eurozone ist die Beurteilung des Arbeitsmarktes durch die Konsumenten interessanterweise kein so guter Rezessionsfrühindikator wie in den USA. Dagegen scheint jedoch die Frage im Rahmen der Erhebung des Konsumentenvertrauens „nach größeren Anschaffungen im vergangenen Monat“ deutlich bessere Ergebnisse zu liefern. Dabei war im November und Dezember ein deutlicher Rückgang der Konsumneigung zu beobachten – fast schon auf Rezessionsniveau. Aufgrund der Intensivierung der Corona-Welle und der Explosion der Energiepreise rechnen wir mit keiner Besserung des Konsumentenvertrauens (Freitag) im Januar.
Auch der ifo-Index (Dienstag) dürfte von der Infektionswelle, den hohen Energiepreisen und den Problemen in den Lieferketten einen erneuten Dämpfer erhalten haben. Der Jahresauftakt beginnt in der Eurozone somit im rezessiven Bereich. Immerhin eröffnet die Aussicht auf ein baldiges Ende der Pandemie und auf einen Rückgang der Energiepreise nach dem Winter die Chancen auf einen kräftigen Wachstumsschub ab dem zweiten Quartal.
Das BIP in Spanien und Frankreich dürfte im vierten Quartal (jeweils Freitag) jedenfalls noch solide gewachsen sein.
Zuletzt werden noch die Geldmengendaten (Freitag) aus der Eurozone veröffentlicht. Seit Beginn der Währungsunion verzeichnete die Geldmenge M3 eine durchschnittliche Wachstumsrate von 5,5 Prozent pro Jahr. Die durchschnittliche Inflationsrate betrug gleichzeitig 1,7 Prozent pro Jahr. Das Geldmengenwachstum war also etwas zu niedrig, um das Inflationsziel von 2,0 Prozent zu erreichen. Derzeit befindet sich die Geldmenge M3 genau auf ihrem Trendwachstum seit 1999. Es gehen also derzeit keine Inflationsrisiken von einem exzessiven Geldmengenwachstum aus.
Weitere Beiträge
Diese Unterlage der Metzler Asset Management GmbH (nachfolgend zusammen mit den verbundenen Unternehmen im Sinne von §§ 15 ff. AktG „Metzler“ genannt) enthält Informationen, die aus öffentlichen Quellen stammen, die wir für verlässlich halten. Metzler übernimmt jedoch keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen. Metzler behält sich unangekündigte Änderungen der in dieser Unterlage zum Ausdruck gebrachten Meinungen, Vorhersagen, Schätzungen und Prognosen vor und unterliegt keiner Verpflichtung, diese Unterlage zu aktualisieren oder den Empfänger in anderer Weise zu informieren, falls sich eine dieser Aussagen verändert hat oder unrichtig, unvollständig oder irreführend wird.
Ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Metzler darf/dürfen diese Unterlage, davon gefertigte Kopien oder Teile davon nicht verändert, kopiert, vervielfältigt oder verteilt werden. Mit der Entgegennahme dieser Unterlage erklärt sich der Empfänger mit den vorangegangenen Bestimmungen einverstanden.