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Frankfurt Spring School

Lasst uns reden: über Naturschutz als Beruf!

17.3.2023

„Was ich schon immer fragen wollte!“ – unter diesem Motto steht das Speed-Dating für die 28 Teilnehmer*innen der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management im Haus Metzler Bonames. Dabei ist die wichtigste Frage: „Wie schaffe ich es, eine Arbeit im Naturschutz zu finden?“ In sechs Runden à zehn Minuten stehen acht gestandene Naturschutz-Profis Rede und Antwort. 

Von Julia kommt stellvertretend für die anderen am Stehtisch die erste Frage: “Was sind die wichtigsten Tipps, um einen Fuß in die Tür zu bekommen?“ Zanne Labuschagne, Zoologische Gesellschaft Frankfurt, ZGF, Teamleitung European Programmes, beantwortet das so: „Wenn immer möglich, suche Dir früh und oft ehrenamtliche Arbeit und mache Praktika, um reinzuschnuppern. Und dann gehört auch Glück dazu. Das bedeutet auch, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, wenn sie sich bietet! Manchmal muss man dazu ins kalte Wasser springen.“ 

Zanne Labuschagne beim Speed-Dating der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management, © Jeldrik Schröer / ZGF
Zanne Labuschagne, ZGF, erläutert ihren Werdegang, © Jeldrik Schröer / ZGF

Der Teilnehmerkreis an der Spring School 2023 ist so international wie nie zuvor und alle sprechen sehr gut Englisch (das ist auch die Unterrichtssprache) – deshalb möchte Ksenia aus Kasachstan wissen, ob es notwendig ist, Deutsch zu lernen, wenn man in einer deutschen Organisation arbeiten möchte. Eva Klebelsberg, WWF Deutschland, Projektmanagerin Schutzgebiete und Klimawandel, empfiehlt: „Bei den Projektbesprechungen läuft alles auf Englisch – aber wenn es darum geht, mit den Kolleginnen und Kollegen auch privat ins Gespräch zu kommen, sollte man etwas Deutsch sprechen. Das macht es leichter.“

„Wie wichtig ist eine Promotion?“ ist eine andere, häufig gestellte Frage: Eva Klebelsberg ist sich hier einig mit den anderen Profis: „Ein Doktortitel ist meines Erachtens nicht so wichtig – wichtiger sind praktische Erfahrungen in Naturschutzprojekten.“

Ihre aktuelle Arbeit in der Arktis stößt auf viel Neugierde. Sie beschreibt die größte Herausforderung so: „In der Arktis schreitet die Klimaerwärmung vier Mal schneller voran als andernorts. Wir arbeiten gezielt zusammen mit der indigenen Bevölkerung und möchten auf ihr tradiertes Wissen im Umgang mit der Natur zurückgreifen. Das Problem sind ihr fehlendes Selbstbewusstsein und die fehlende kulturelle Identität. So können sie selbst nicht wertschätzen, wie wichtig ihre besonderen Erfahrungen sind. Hier setzen wir an in unserer Beziehungsarbeit.” 

Eva Klebelsberg beim Speed-Dating der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management, © Jeldrik Schröer / ZGF
Ein PhD ist nicht so entscheidend, meint nicht nur Eva Klebelsberg, WWF Deutschland, © Jeldrik Schröer / ZGF

Die Arbeit in Naturschutzprojekten ist immer Arbeit mit den Menschen, die in und um die Naturschutzgebiete herum leben. Hilal aus Sumatra sucht Antworten, um die heiklen Beziehungen von An- oder Bewohnern beispielsweise mit Elefanten besser moderieren zu können: „Wie kann ein Zusammenleben gelingen? Wer soll weichen? Die Menschen oder die Elefanten?“

Martin Davies, Director Parides Ecological and Training Consultancy Ltd, und Nick Folkard, RSPB, Royal Society for the Protection of Birds, Head of the International Funding Unit, können keine einfachen Lösungen bieten: „Man muss das Problem aus größerer Perspektive betrachten und versuchen, die betroffenen Menschen auf die Seite des Naturschutzes zu ziehen. Wichtig ist das Commitment der Regierung und der Behörden. Aber so ein Projekt kann nicht von oben nach unten verordnet werden, sondern es muss von der Bevölkerung mitgetragen werden. Das wichtigste ist, dass die Bewohner lernen, dass sie persönlich vom Naturschutz profitieren, bspw. vom Tourismus. Alle müssen spüren: Das ist unser Naturschutzgebiet, es ist in unserem ureigenen Interesse, wenn wir uns darum kümmern. Dann können sie sogar verhindern, dass beispielsweise eine von korrupten Behörden illegal zugelassene Straße durch ein Naturschutzgebiet gebaut wird. Doch dieser Prozess braucht Zeit, Geduld und Vertrauen.“

Nick Folkard und Martin Davies beim Speed-Dating der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management, © Jeldrik Schröer / ZGF
Nick Folkard und Martin Davies im Gespräch, © Jeldrik Schröer / ZGF

Michael Brombacher, Referatsleiter Europa an der ZGF, ergänzt: „Es ist ideal, wenn sich nach einiger Zeit beispielsweise eine Organisation wie die ZGF zurückziehen kann und das Naturschutzprojekt komplett in einheimische Hände fällt, die dafür von uns ausgebildet wurden.“ 

Michael Brombacher beim Speed-Dating der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management, © Jeldrik Schröer / ZGF
So funktioniert das Speed-Dating, erklärt Michael Brombacher, ZGF, © Jeldrik Schröer / ZGF

Auch große Naturschutzorganisationen arbeiten immer wieder für besondere Problemstellungen mit speziellen Consultants zusammen. Einer davon ist Dr. Tobias Garstecki, freiberuflicher Consultant Biodiversity Conservation and Climate Change Adaptation. Kelvin aus Sambia findet diese Idee interessant: „Wie wird man Freelance-Consultant? Und wie hoch ist die Nachfrage?“

Tobias Garstecki erläutert: „Meiner Erfahrung nach haben viele Organisationen Bedarf. Speziell als Freelancer muss man viel praktische Erfahrung nachweisen. Gut sind mehrere Jahre Arbeit „im Feld“ bei verschiedenen NGOs oder Consulting Firmen. Von Vorteil ist auch, sich zu spezialisieren, beispielsweise mit technischer Expertise wie beim Fliegen von Drohnen.“ Er ergänzt: „Gute und kompetente Arbeit ist die Voraussetzung – aber auch gutes Netzwerken ist ein Schlüssel. Es ist unglaublich wichtig, ein Netzwerk aufzubauen und zu pflegen. Nicht nur, um einen Auftrag oder eine Anstellung zu finden, sondern auch um Mitstreiter zu gewinnen für zukünftige Projekte. Naturschutz ist immer Teamarbeit.“ Prompt verteilt er seine Visitenkarten, die er in großer Zahl mitgebracht hat.

Dr. Tobias Garstecki beim Speed-Dating der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management, © Jeldrik Schröer / ZGF
Freelance Consultants werden gesucht, weiß Dr. Tobias Garstecki aus eigener Erfahrung, © Jeldrik Schröer / ZGF

Auch nach dem eigentlichen Speed-Dating wird beim Abendessen in großer Runde noch lebhaft weiter diskutiert, insbesondere ob Tourismus in Naturschutzgebieten mehr schadet als nutzt. Auch hier antwortet Martin Davies salomonisch: „Es kommt ganz darauf an – um vom Tourismus profitieren zu können, ist es entscheidend, so ein Projekt professionell und gut zu managen. Deshalb ist eine Ausbildung wie die der Frankfurt Spring School on Conservation Project Management so wichtig.“

 


 

Mehr zur Frankfurt Spring School

Mehr über den vierwöchiger Intensivkurs für Studierende und Einsteiger erfahren Sie unter frankfurtspringschool.de oder auf unserer Projektseite.