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10.11.2021

„Ich ermutige Menschen, neue Wege zu gehen.“

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Im Interview spricht der Rostocker Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen über pragmatisches Handeln.

Herr Madsen, was hatten Sie sich ursprünglich für Ihr erstes Jahr als Oberbürgermeister vorgenommen?

Ich hätte mich gern öfter mit Menschen getroffen, Kindergartengruppen unser Rathaus gezeigt, Gäste begrüßt… Ich hoffe, dass wir das alles bald nachholen können.

Wie es dann gekommen ist, das konnte ich mir vorher natürlich so nicht ausmalen. Das ist schon verrückt, dass man nach gerade einmal einem halben Jahr im Amt plötzlich im Krisenstab sitzt, weil eine Pandemie zu bewältigen ist. Wir haben dann schnell umgeschaltet und gemeinsam an innovativen und manchmal auch unkonventionellen Lösungen gearbeitet. Insofern geht es immer darum, die Menschen in den Mittelpunkt der Entscheidungen zu stellen, das Mindset in der Verwaltung zu ändern und die Digitalisierung voranzubringen.

Sie haben einen 10-Jahres-Plan für Rostock – und kümmern sich andererseits auch um die vermeintlich kleinen Sorgen der Bürgerinnen und Bürger. Damit haben Sie die Menschen ins Boot geholt, aber ist das effektiv?

Wenn ich mit den Menschen in unserer Stadt spreche, dann geht es nicht in erster Linie um Investitionen und Großprojekte, sondern um Dinge, die sie in ihrem Alltag beschäftigen – die sie ärgern und auch behindern. Wenn wir Rostock zu einer smarten und menschenfreundlichen SMILE CITY entwickeln wollen, müssen wir zuhören. Der Weg dahin ist immer auch ein Weg mit vielen kleinen Schritten. Wir müssen die Menschen mitnehmen und den Weg gemeinsam gehen. Nur dann wird Neues auch akzeptiert – und darum geht es ja letztlich.

Verwaltungsarbeit ist meistens sehr handwerklich. Ich bin ja ein eher ungeduldiger Mensch, und mir dauert vieles oft einfach zu lange. Um effizienter zu werden, müssen wir unsere Arbeit besser strukturieren, Rahmenbedingungen anpassen und daraus dann digitale Lösungen entwickeln.

Inwiefern unterstützen Ihre Erfahrungen als Unternehmer Ihr Wirken als Oberbürgermeister?

Den Ansatz „Das haben wir schon immer so gemacht“ gibt es bei mir nicht. Und das ist auch kein Argument, das ich in der Verwaltung durchgehen lasse. Stattdessen ermutige ich die Menschen um mich herum, pragmatisch zu sein, neue Wege zu gehen und vielleicht nicht alles bis zum letzten Detail zu planen und erst dann loszulegen.

Entscheidend ist, einen Plan umzusetzen. Dabei können Fehler passieren, die man korrigieren muss. Aber nur an Konzepten zu arbeiten und dann von der Wirklichkeit überholt zu werden – damit ist niemandem geholfen.

Ich ermutige Menschen, neue Wege zu gehen – und nicht alles bis zum letzten Detail zu planen und erst dann loszulegen.
Claus Ruhe Madsen
Oberbürgermeister Rostock

Sie möchten die Menschen mitnehmen – also ins Boot holen: Gelingt es Ihnen auch, die Rostockerinnen und Rostocker zum Rudern zu motivieren? Gibt es Indikatoren für eine höhere Beteiligung an der Stadtentwicklung oder für ein größeres Interesse an der Haushaltsplanung?

Ob eine rege Beteiligung an Haushaltsdebatten automatisch zu mehr Zufriedenheit führt, weiß ich nicht. Aber wir schaffen mehr Möglichkeiten, mitzureden und mitzugestalten. Wenn es um Weichenstellungen für konkrete Vorhaben geht, ist die Bürgerbeteiligung in Rostock mittlerweile ein Muss.

Mit der Folkemøde haben wir im August ein skandinavisches Kommunikationsformat nach Deutschland geholt, das Informations- und Gesprächsangebote für die ganze Familie bietet. Es geht um den Bürgerdialog mit Politikvertretern auf Augenhöhe, den Austausch. Nach dem Motto „Gemeinsam glücklich leben – Rostock 2030“ wollen wir die erfolgreiche Premiere in den kommenden Jahren fortsetzen.

Abgesehen von der Zustimmung brauchen Sie ja auch Finanzmittel für die Stadtentwicklung. Sie haben in der Rostocker Bürgerschaft angeregt, geplante Projekte noch mal zu prüfen. Welche Investitionen wären aus Ihrer Sicht erst einmal zweitrangig?

Wir müssen wissen, dass wir nicht alles auf einmal haben können. Aber es ist auch klar, dass in den vergangenen Jahren vor allem bei Investitionen gespart wurde. Unsere Kindertagesstätten und Schulen zu modernisieren erfordert enorme Kraft, unsere Radwege und Straßen sind marode, wir brauchen moderne Sport- und Kulturstätten, und wir wollen Ansiedlungen und Innovationen. Insofern stehen Vorhaben für mich an erster Stelle, die einen echten Mehrwert für unsere Stadt bieten. Nur einfach Straßenbahnen zu ersetzen reicht mir nicht. Wir müssen im Blick haben, wie sich unsere Welt in zehn, zwanzig Jahren verändern wird. Das sind wir auch unseren Kindern schuldig!

„Es sind die Strukturen, die uns lähmen“, bemerkte der CDU-Politiker Carsten Linnemann unlängst in einer Kolumne, und: „Wir brauchen ein Bundesexperimentiergesetz!“. Wäre das auch in Ihrem Sinne?

Nein, bitte nicht noch ein Gesetz! Ich wünsche mir vom neuen Bundestag und von der neuen Bundesregierung, dass sie mutig genug sind, vorhandene Gesetze auf den Prüfstand zu stellen und zu fragen: Würden wir das heute noch mal so beschließen? Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir viel Ballast abwerfen würden, der uns in Deutschland gerade enorm lähmt und viel zu langsam macht.

Claus Ruhe Madsen, Oberbürgermeister Rostock

Claus Ruhe Madsen ist der erste ausländische Bürgermeister einer deutschen Stadt: 2019 wurde der parteilose Däne in Rostock zum Oberbürgermeister gewählt. Als Mitgründer und Geschäftsführer der Möbel Wiking GmbH kam er 1997 nach Rostock, wo er von 2013 bis 2019 ehrenamtlicher Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Rostock war. Überregional bekannt wurde er als unkonventioneller Corona-Manager.

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