Schafft Großbritannien die Trendwende?
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Die Impfkampagnen in den USA, Großbritannien und Israel sind sehr erfolgreich und zeigen, dass eine Rückkehr zu einem normalen Leben in diesem Jahr für die großen industrialisierten Volkswirtschaften möglich ist. In den USA sorgt die Kombination aus sukzessiven Öffnungen der Wirtschaft und staatlichen Stimulus-Schecks für ein Konjunkturfeuerwerk. Auch Großbritannien konnte schon die ersten Öffnungsschritte vornehmen – weitere werden bald folgen, sodass die Konjunkturerholung zunehmend an Dynamik gewinnen dürfte.
Merkliche Bremse beim britischen Aufschwung
Großbritannien hat jedoch mit großen strukturellen Problemen zu kämpfen: Laut Schätzungen der OECD wird die britische Staatsverschuldung in diesem Jahr auf 157 % des BIP steigen. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert dagegen einen Anstieg auf nur 107 % des BIP und die Europäische Kommission auf 111 % des BIP. Die Divergenz zwischen den einzelnen Schätzungen ist ungewöhnlich groß, wobei erfahrungsgemäß die OECD die besten Daten zur Staatsverschuldung liefert. So lassen sich beispielsweise die Währungsentwicklungen der großen Währungen mit Abstand am besten mithilfe der OECD-Daten zur Staatsverschuldung erklären. Aufgrund des rapiden Anstiegs der britischen Staatsverschuldung laut den OECD-Daten schätzt unser Währungsprognosemodell die Abwertung des britischen Pfunds gegenüber dem Euro bis auf 0,97 EUR/GBP in 2022 (die jährliche Veränderung kann dabei mit einem R2 von 0,7 erklärt werden). Allerdings könnte die OECD ihre Verschuldungsprognose revidieren, was sich dann auf die Währungsprognose auswirken würde. Grundsätzlich dürfte es jedoch nichts an der Aussage ändern, dass das britische Pfund gegenüber dem Euro eher zur Schwäche neigen dürfte.
Neben der hohen Staatsverschuldung hat Großbritannien auch mit hohen Staatsdefiziten zu kämpfen. Im vergangenen Jahr betrug das Defizit zwischen 13,3 % und 16,7 % des BIP – laut OECD, IWF oder EU-Kommission. In diesem Jahr muss die britische Regierung sparen, um das Defizit wieder unter Kontrolle zu bringen. Laut der EU-Kommission wird der negative Wachstumsimpuls der Finanzpolitik etwa 3 % des BIP betragen – die UBS rechnet sogar mit einem negativen Effekt von 5 % des BIP. Im Gegensatz dazu dürfte die Finanzpolitik in der Eurozone in diesem Jahr neutral sein, da im zweiten Halbjahr voraussichtlich die Gelder des Wiederaufbaufonds fließen werden.
Die staatlichen Sparmaßnahmen in Großbritannien dürften somit den Aufschwung in diesem Jahr merklich bremsen. Hinzu kommen noch die negativen Auswirkungen des Brexit auf die britischen Exporte. Es wird somit sehr spannend sein zu verfolgen, wie die britische Regierung auf die Herausforderungen reagieren wird – vor allem dann, wenn die zur Veröffentlichung anstehenden Konjunkturdaten enttäuschen, so die Arbeitsmarktzahlen (Dienstag) und Einzelhandelsumsätze (Donnerstag). Darüber hinaus werden noch die Inflationsdaten (Mittwoch) veröffentlicht.
EZB: Zufriedenes Zurücklehnen
EZB-Präsidentin Lagarde dürfte sich auf der Pressekonferenz am Donnerstag zufrieden zurücklehnen: Die Anleihemärkte in der Eurozone haben sich seit der letzten Sitzung deutlich beruhigt. Die Finanzmarktakteure scheinen verstanden zu haben, dass die EZB keinen merklichen Renditeanstieg akzeptieren wird. Darüber hinaus gibt es positive Nachrichten von der Impffront und der Konjunktur. So beschleunigte sich das Impftempo in der Eurozone zuletzt merklich, und die Einkaufsmanagerindizes (Freitag) dürften auch eine Beschleunigung der Wachstumsdynamik signalisieren. Die EZB scheint somit auf einem guten Weg zu sein, das Pandemie-Notfallankaufprogramm PEPP im März nächsten Jahres beenden zu können.
Korrektur am chinesischen Aktienmarkt
Der chinesische Aktienindex CSI 300 korrigierte zuletzt knapp 15 % gegenüber seinem Hoch Mitte Februar. Der Hintergrund dafür scheinen eine schärfere staatliche Regulierung des Technologiesektors, eine Verknappung der Liquidität durch die Zentralbank sowie staatliche Sparmaßnahmen bei Infrastrukturausgaben zu sein. Auch gibt es derzeit Turbulenzen am Markt für Unternehmensanleihen aufgrund vermehrter Sorgen, dass einzelne Unternehmen mit einer hohen Verschuldung in den Konkurs gehen könnten. Die chinesische Regierung möchte die Marktkräfte mittelfristig stärken – auch wenn es kurzfristig zu Turbulenzen und Wachstumseinbußen kommt. Das fundamentale Bild bleibt jedoch grundsätzlich intakt. So erhöhte der Internationale Währungsfonds Anfang April die Prognose für das Wachstum in China von 8,1 % auf 8,4 % in 2021. Für 2022 wird mit einem Wachstum von 5,6 % gerechnet. Auch dürfte die Innovationskraft Chinas von den staatlichen Maßnahmen nicht beschädigt werden und könnte sogar infolge der Verringerung der Marktmacht der großen Technologiefirmen gestärkt werden, weil sich dadurch sich neue Unternehmen leichter am Markt etablieren können. Mittelfristig bleibt China attraktiv.
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