Trendwende der US-Inflation: Implikationen für die Finanzmärkte
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In den USA werden am Mittwoch die Inflationszahlen veröffentlicht. Relevant ist dabei vor allem die Entwicklung der Kerninflation – also der Inflation ohne die Energie- und Lebensmittelpreise, denn sie ist die relevante Steuerungsgröße für die US-Notenbank. Die Kerninflation dürfte gesunken sein – von 6,5 Prozent im März auf 6,0 Prozent im April. Ist dies die langersehnte Trendwende, die die Kerninflation perspektivisch wieder auf 2,0 Prozent bringen wird, also in Richtung des Durchschnitts von 2012 bis 2019?
Lohndynamik spricht gegen sinkende Kerninflation
Im Falle einer Trendwende würden nur noch geringe Risiken für die Staatsanleihemärkte bestehen, da die Finanzmarktakteure schon ausreichend viele Leitzinserhöhungen der US-Notenbank eingepreist haben.
Die hohe Lohndynamik spricht jedoch gegen dieses Szenario. Historisch ist ein enger Zusammenhang zwischen der Kerninflation und der Lohnentwicklung zu beobachten. Im ersten Quartal stiegen die Löhne und Gehälter in den USA um knapp 5,0 Prozent. Dies bedeutet, dass sich auch die Kerninflation auf diesem Niveau in den kommenden Monaten einpendeln könnte.
Die US-Notenbank müsste dann den Leitzins auf über 5 Prozent anheben, um wieder einen positiven Realzins zu erreichen. Denn nur mit einem positiven Realzins kann sie die Inflation ernsthaft bekämpfen. Es bestehen somit immer noch große Risiken steigender Zinsen.
Rezession in China …
In dieser Woche beschrieb ein erfahrener Finanzmarktakteur aus China die dortige Wirtschaftslage als äußerst schwierig und sogar vergleichbar mit der Wirtschaftskrise in den USA und Europa 2008. Der Anstieg der Arbeitslosenquote von 4,9 Prozent im Oktober 2021 bis auf 5,8 Prozent im März dieses Jahres unterstreicht die rezessiven Tendenzen in der chinesischen Wirtschaft.
Laut Handelsblatt stehen inzwischen 45 Städte in China ganz oder teilweise unter Lockdown. Sie sorgen direkt oder indirekt für 40 Prozent der chinesischen Wirtschaftsleistung. Die Wirtschafts- und Finanzmetropole Schanghai ist seit fünf Wochen weitgehend abgeriegelt – ein Ende ist nicht absehbar. Die spannende Frage ist nun, inwieweit die Lockdowns den Export (Montag) bremsen.
Abgesehen davon belastet auch die Krise am Immobilienmarkt das wirtschaftliche Geschehen in China. Der Immobilienmarkt war schon immer frühzyklisch und daher ein guter Indikator für die Entwicklung der Gesamtwirtschaft. Daher ist auch nur mit einer sehr schwachen Kreditvergabe (Donnerstag) zu rechnen.
Für den Ausblick stellen sich nun zwei Fragen:
- Die chinesische Regierung möchte mithilfe von gigantischen Infrastrukturprogrammen die Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs zurückbringen. Sie hält nach wie vor am Wachstumsziel von 5,5 Prozent fest. Kann sie schon jetzt mit den Infrastrukturprogrammen beginnen, also trotz der Lockdowns? Und wenn nicht, wann sind dann die Voraussetzungen dafür gegeben?
- Werden die Infrastrukturprogramme einen neuen tragfähigen Aufschwung einleiten oder nur ein Strohfeuer sein?
Wir sehen gute Chancen für eine Belebung der chinesischen Konjunktur in den kommenden Wochen, da dank der Sommertemperaturen die Infektionsraten wieder sinken dürften und damit die Infrastrukturprojekte umgesetzt werden können. Solange sich jedoch der Immobilienmarkt nicht erholt, dürfte es sich dabei nur um ein konjunkturelles Strohfeuer handeln.
… und Wirtschaftskrise in Hongkong?
Der Hongkong-Dollar ist an den US-Dollar in Form eines Currency-Boards gebunden, sodass die Zentralbank von Hongkong eins zu eins der Zinsentscheidungen der US-Notenbank folgen muss. Der rapide Zinsanstieg in den USA wird also auch Hongkong betreffen. Dabei ist die private Verschuldung in Hongkong mit etwa 380 Prozent des BIP immens hoch; der weltweite Durchschnitt liegt bei unter 170 Prozent des BIP. Der Zinsschock könnte somit die Zinslast in den kommenden Quartalen merklich erhöhen. Gleichzeitig schrumpft die Bevölkerung von Hongkong, und die chinesische Wirtschaft ist in einer Rezession.
Hongkong könnte vor diesem Hintergrund eine längere wirtschaftliche Schwächephase bevorstehen, bei der vor allem die Banken mit einer hohen Kreditvergabe zunehmend einen Anstieg der Kreditausfälle vermelden könnten.
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