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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 12.8.2022 - Edgar Walk

Markterwartungen unterschätzen Inflationsrisiken

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Jeder Ausblick beginnt mit einer Standortbestimmung: Was sind die Erwartungen der Finanzmarktakteure? Und erst dann zeigt sich, inwiefern die eigenen Prognosen davon abweichen.

Die Finanzmarktakteure erwarten weitere Leitzinserhöhungen der Zentralbanken in den kommenden Monaten. In der Eurozone wird mit einem Anstieg des EZB-Leitzinses bis auf 1,25 Prozent im Frühjahr 2023 gerechnet, der Leitzins wird in den kommenden Jahren stabil auf diesem Niveau gesehen. Im Gegensatz dazu erwarten die Finanzmarktakteure einen Anstieg des Leitzinses in den USA bis auf 3,6 Prozent im Februar 2023 und sehen dann in der Folge sogar wieder zwei Leitzinssenkungen von jeweils 0,25 Prozentpunkten bis Jahresende 2023. In der Vergangenheit senkte die US-Notenbank oft den Leitzins in Rezessionen.

Laut den Inflationsswaps werden diese geldpolitischen Schritte ausreichen, um die Inflation ab 2024 wieder auf den Inflationszielen der beiden Zentralbanken zu verankern.   

Die optimistischen Inflationserwartungen der Finanzmarktakteure decken sich mit den Bloomberg-Consensus-Prognosen der Volkswirte. In den USA wird in 2024 mit einer Inflationsrate von 2,5 Prozent gerechnet 1 und in der Eurozone mit einer Inflationsrate von 2,0 Prozent. Gleichzeitig erwartet der Bloomberg-Consensus ein Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 1,1 Prozent in 2023 und von 1,9 Prozent in 2024. In den USA liegen die Wachstumsprognosen ähnlich – nämlich bei 1,3 Prozent für 2023 und bei 1,8 Prozent für 2024. 

Prognosen von Metzler Asset Management

Wachstum

Die Wirtschaft der Eurozone steuert auf eine Rezession zu, die vor allem durch die exorbitanten Preise für Erdgas und die Gefahr von Engpässen bei der Versorgung mit Erdgas verursacht wird. Auf die "Putin-Rezession" dürfte jedoch ab dem Frühjahr 2023 ein solider Aufschwung folgen. Unsere Wachstumsprognose für 2023 ist -1,0 Prozent und für 2024 +2,4 Prozent.

Auch der US-Wirtschaft droht 2023 eine Rezession aufgrund der rapiden Straffung der Geldpolitik der US-Notenbank. Die Fed möchte bewusst eine Rezession herbeiführen, um die Inflation nennenswert zu reduzieren. Die Chancen auf eine milde Rezession in den USA stehen gut und wir erwarten 2023 noch ein leicht positives Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent. 2024 dürfte die US-Wirtschaft wieder um 2,0 Prozent wachsen.

In China ist die Krise am Immobilienmarkt noch nicht ausgestanden, ein dynamischer Aufschwung wird dadurch nicht möglich sein. Die chinesische Regierung wird jedoch mit Konjunkturmaßnahmen gegensteuern und so 2023 ein Wachstum von etwa 3,0 Prozent ermöglichen.

Inflation

Zweifelslos werden 2023 die Inflationsraten überall fallen, bedingt durch Basiseffekte und die antizipierte Verlangsamung des Wirtschaftswachstums. Wir gehen davon aus, dass ein schneller Rückgang der US-Inflation von 9,1 Prozent im Juni 2022 bis auf 4,0 Prozent möglich ist.

Die Arbeitsmärkte in Europa und den USA dürften dennoch stark bleiben, da die Unternehmen in den vergangenen Quartalen zunehmend mit einer „arbeiterlosen" Volkswirtschaft zu kämpfen hatten und viele offene Stellen nicht besetzen konnten. Unternehmen werden also lange überlegen, bevor sie Arbeitskräfte in der kommenden Rezession in großer Zahl entlassen, da ihnen in dem darauf folgenden Aufschwung dann nicht genug Arbeitskräfte zur Verfüg stehen könnten. Das heißt, das Lohnwachstum könnte zu hoch bleiben und könnte sich sogar noch beschleunigen.

In den USA wachsen die Löhne schon um etwa 5,0 Prozent. Bei einem Produktivitätswachstum von etwa 1,0 Prozent steigen die Lohnstückkosten um etwa 4,0 Prozent und damit auch die binnenwirtschaftliche Inflation um diesen Wert. Bei einem Lohnwachstum von 5 Prozent wird die Inflation also nicht unter 4 Prozent fallen können. Es würde in diesem Fall deutlich mehr Leitzinserhöhungen und eine tiefere Rezession erfordern, um das Lohnwachstum auf die zur Erreichung des Inflationszieles notwendigen 3,0 Prozent zu drücken. Wir erwarten in den USA 2023 eine Inflationsrate von etwa 4,5 Prozent.

In der Eurozone ist dagegen bisher keine Lohn-Preis-Spirale erkennbar. Auch überwiegt bei den Arbeitnehmern die Sorge vor Arbeitsplatzverlusten, was bisher für moderate Lohnforderungen sorgte. Sollte jedoch der Arbeitsmarkt trotz Energiekrise und Rezession im Sommer 2023 immer noch stark sein, dürfte die Sorge vor Arbeitsplatzverlusten deutlich abnehmen und der Wunsch zunehmen, den vergangenen Reallohnverlust durch hohe Lohnforderungen auszugleichen. Eine Lohn-Preis-Spirale droht in der Eurozone also erst nächstes Jahr. Insgesamt erwarten wir eine Inflationsrate von 4,0 Prozent in 2023, diese kann auch als Überwälzungsinflation bezeichnet werden, da viele Unternehmen ihre gestiegenen Kosten in den Preisen weitergeben werden.

Zentralbank

Von der EZB erwarten wir Leitzinserhöhungen bis auf 1,25 Prozent im März 2023 und dann ab September in drei weiteren Schritten auf einen Leitzins von 2,0 Prozent bis Ende 2023.

Von der US-Notenbank erwarten wir Leitzinserhöhungen auf einen Korridor zwischen 3,25 Prozent und 3,5 Prozent und sehen keine Leitzinssenkungen in 2023.

Risikoszenarien von Metzler Asset Management

  1. Weiter steigende Energie- und Lebensmittelpreise könnten den erwarteten merklichen Rückgang der Inflation verhindern. Aufgrund der vergangenen hohen Reallohnverluste könnten Forderungen der Arbeitnehmer nach einer Wiederherstellung der Kaufkraft zunehmen.
  2. Die Lohndynamik beschleunigt sich in den USA und in Europa stärker als erwartet aufgrund der „arbeiterlosen“ Volkswirtschaft. In dem Fall wären deutlich mehr Leitzinserhöhungen von den Zentralbanken notwendig.
  3. Erneute Staatschuldenkrise in Italien, da sich die neue Regierung nach den Wahlen am 25. September 2022 nicht an die Vereinbarungen mit der EU-Kommission hält. Für die neue Regierung gäbe es dann nur zwei Möglichkeiten: Austritt aus der Europäischen Währungsunion oder Fortsetzung der Politik der Reformen bzw. des Sparens.
  4. Die These der „arbeiterlosen“ Volkswirtschaft stellt sich als falsch heraus, in diesem Fall würde die Inflation 2023 deutlich stärker fallen.

Aber: kurzfristig Entspannung in den kommenden Monaten

Für 2023 sehen wir also weniger Wirtschaftswachstum und mehr Inflation als derzeit eingepreist. Immerhin dürften in den kommenden Monaten die Inflationsraten weltweit wieder fallen – in der Eurozone jedoch erst ab Oktober. Damit könnten zunächst einmal die Inflationsängste wieder etwas zurückgehen – bei gleichzeitigen Signalen einer sich verstärkt abschwächenden globalen Wachstumsdynamik.

So werden die Konjunkturdaten in der kommenden Woche wahrscheinlich eher schwach ausfallen, wie z. B. die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze in China am Montag und in den USA am Dienstag. Darüber hinaus scheint sich auch in den USA der Immobilienmarkt abzuschwächen: NAHB-Index (Montag), Neubaubeginne (Dienstag) und Umsatz bestehender Immobilien (Donnerstag).

Der ZEW-Index (Dienstag) wirft dann einen Blick auf die Wachstumserwartungen, die sich von ihren schlechten Werten kaum verbessert haben dürften.

Zuletzt noch einen Blick nach Japan, dass die BIP-Daten (Montag) zum zweiten Quartal veröffentlichen wird und die Inflationsdaten für Juli (Freitag). Aufgrund einer expansiven Fiskalpolitik hat Japan gute Chancen, den globalen Abschwungstendenzen zu trotzen.

1 Das entspricht in etwa dem Inflationsziel der US-Notenbank, das auf dem Konsumentenpreisdeflator ohne Energie und Lebensmittel basiert.

 

Edgar Walk
Edgar Walk

Chief Economist , Metzler Asset Management

Edgar Walk joined Metzler in 2000. As Chief Economist in the asset management division, he is responsible for formulating our global economic outlook. Due to his close cooperation with the portfolio management, he focuses on capital market themes as well as on global economic analyses. Mr. Walk holds a master’s degree in economics from the University of Tübingen in Germany and spent a semester at the University of Doshisha in Kyoto, Japan. In addition, he completed the program “Advanced Studies in International Economic Policy Research“ at the Institute of World Economy in Kiel, Germany.

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