Cookies

We use cookies in order to provide you with an optimal website experience. These include cookies that are technically or legally necessary for operating our site and controlling our commercial business objectives as well as cookies that are used for anonymous statistical purposes, monitoring comfort settings or displaying personalized content. The decision as to which types of cookies to allow is up to you. Please note that, based on your settings, some features of our website might not be accessible for you. For more information, see Details and Settings.

 

These cookies are absolutely vital for operating our site. They are required for security reasons or are necessary from a legal point of view.
*They cannot be deactivated.

In order to improve our website for you further, we collect anonymous data for statistical and analytical purposes.

These cookies are intended to facilitate use of our website for you. Your settings can be saved for 30 days.

Gastbeitrag: Anlagethema im Brennpunkt – Börsen-Zeitung - 20.10.2022 - Pascal Spano

Bewertungen von BNPL-Anbietern brechen ein

The article is not available in the chosen language und will therefore be displayed in the default language.

Wenn es eines weiteren Beweises bedurft hätte, dass die jahrelange nullzinsbefeuerte Finanzmarktparty seltsame Blüten trieb, dann böte sich ein Blick auf ein Phänomen der besonderen Art an: die explosionsartige Ausbreitung der sogenannten "Buy now, pay later"-Angebote (BNPL) im Onlinehandel. Die entsprechenden Anbieter dieser speziellen Form des Verbraucherkredits wurden an der Börse und in privaten Finanzierungsrunden quasi aus dem Stand mit teilweise deutlich zweistelligen Milliardenbeträgen bewertet, bevor sie zuletzt kräftig Federn lassen mussten. Böse formuliert lässt sich das Geschäftsmodell dieser Unternehmen schnell zusammenfassen: jungen Konsumenten und Konsumentinnen den Weg in die Schuldenfalle vereinfachen.

Der klassische Kauf auf Rechnung ist mindestens so alt wie der Versandhandel selbst. Durch die zeitliche Divergenz zwischen Kaufvertrag und Lieferung der Ware bietet der Rechnungskauf den Kundinnen und Kunden zusätzliche Sicherheit. Erst kommt die Ware, dann folgt die Bezahlung per Rechnung mit einem festen Zahlungsziel. Betriebswirtschaftlich ist auch das schon eine Form des Kreditkaufs, wenngleich vermutlich die Wenigsten im Alltag den Kauf auf Rechnung mit dem Begriff "Kredit" assoziieren werden. In Zeiten von Kreditkarten und boomendem Onlinehandel ist hingegen das Bezahlen am "Point of Sale", während des Checkout-Prozesses im Onlineshop, die Regel geworden. Seit einiger Zeit wird man während des Bezahlvorgangs allerdings immer häufiger mit einer Frage konfrontiert: sofort zahlen oder in 30 Tagen?

Diese Frage kann verschiedene Reaktionen auslösen. Zunächst kommt die Erinnerung an das oben beschriebene, eher in Vergessenheit geratene Zahlungsziel. Das mag zu den mitunter recht kleinen Beträgen und Konsumgütern nicht so recht passen. Man könnte sich auch an der "Convenience" freuen - heute etwas kaufen und zinslos erst viel später bezahlen - hat man die Ware bis dahin nicht wieder zurückgeschickt. Doch spätestens wenn auffällt, dass dieses freundliche Angebot, später zu bezahlen, nicht vom Händler, sondern von einer dazwischengeschalteten Zahlungsplattform kommt, lohnt es sich, das Modell einmal genauer zu hinterfragen.

Klarna, Affirm, Afterpay (Block Inc.), Paypal Credit oder zuletzt Apple Pay Later - BNPL hat sich binnen weniger Jahre zu einem der heißesten Trends bei Fintechs und etablierten Bezahlfirmen gleichermaßen entwickelt. Der US-Payment-Konzern Block hat sich die Übernahme der australischen Afterpay vergangenes Jahr 29 Mrd. US-Dollar kosten lassen. Klarna wurde in außerbörslichen Finanzierungsrunden in der Spitze mit rund 46 Mrd. US-Dollar bewertet, und der Börsenwert von Affirm lag Ende letzten Jahres in ähnlichen Größenordnungen. Zinslose Kleinkredite kurzer Laufzeit an Onlineshopper herauszureichen, klingt zunächst nicht nach einem Geschäftsmodell, das solche Bewertungen rechtfertigen würde.

Doch wie so oft in der digitalen Welt gilt auch hier: Nur weil Nutzer nicht direkt für eine Leistung bezahlen, heißt das noch lange nicht, dass nichts an ihnen verdient wird. Im Normalfall sind Daten die Währung für kostenlose Dienste im Internet. Daten, die es Werbetreibenden ermöglichen, individuell passgenaue Werbung auszuspielen, um die Kaufwahrscheinlichkeit zu erhöhen. Nach diesem Modell ist beispielsweise die gesamte Social-Media-Industrie aufgebaut. BNPL setzt weiter hinten in der Kette an einem Punkt an, der für den Onlinehandel aber mindestens genauso bedeutsam ist: der Conversion Rate im Checkout-Prozess. Zu viele potenzielle Käuferinnen und Käufer springen kurz vor dem finalen Kauf noch ab, und die Ware bleibt im virtuellen Einkaufskorb. An dieser Stelle möchte man aber keine Kunden mehr verlieren. Die Lösung? Das freundliche Angebot, zu kaufen, ohne zu zahlen - zumindest nicht für die nächsten vier oder sechs Wochen. Oder aber den Betrag von vielleicht 100 Euro nicht auf einmal, sondern in vier zinslosen Monatsraten von 25 Euro zu bezahlen.

Fragwürdiges Modell

 

Die Onlinehändler lassen sich diese Verbesserung ihrer Conversion Rate durchaus etwas kosten und sind bereit, einige Prozent Provision an den BNPL-Anbieter zu bezahlen. So weit ein normales Geschäft, an dem es wenig auszusetzen gibt. Problematischer ist die zweite attraktive Einnahmequelle der BNPL-Anbieter: die Strafzinsen derjenigen, die den Kaufpreis oder die entsprechende Rate bei Fälligkeit nicht zahlen können. BNPL ist besonders attraktiv in Käuferschichten geringerer Bildung und mit niedrigem Haushaltseinkommen. Das ist kein Vorurteil, sondern das Ergebnis einer Studie des amerikanischen Federal Reserve Boards aus dem Frühjahr. Unterhalb eines Einkommens von 50 000 US-Dollar pro Jahr wird der Service doppelt so oft in Anspruch genommen wie darüber. Und rund 60 % dieser Gruppe gaben in der Befragung an, BNPL genutzt zu haben, da sie sich das Produkt sonst nicht hätten leisten können. Und folgerichtig haben auch 23 % dieser Gruppe ihr Zahlungsziel nicht einhalten können. Einige der Anbieter verzichten zunächst auf Strafzinsen, andere berechnen sogenannte "late fees". Wer aber dauerhaft nicht in der Lage ist, seine Außenstände zu begleichen, der gerät in einen Abwärtsstrudel aus Schulden und Mahngebühren, aus dem es für viele kein Entkommen mehr gibt. Die besondere Beliebtheit von BNPL bei jungen Erwachsenen mit wenig bis keiner Erfahrung in Finanzdingen und der Schwerpunkt auf vermeintlich kleinere Konsumausgaben sind dabei die neuartigen Elemente, die massives Wachstum versprechen und Investoreninteresse hervorgerufen haben.

Wer ein solches Geschäftsmodell für moralisch fragwürdig hält, befindet sich allerdings in guter Gesellschaft. Die Bewertungen der betreffenden Unternehmen sind teilweise massiv eingebrochen in den vergangenen Monaten. Angesichts von Inflation, steigenden Energiepreisen und deutlicher Konjunkturabkühlung treten neben ethische Bedenken auch handfeste ökonomische Gründe.

Börsen-Zeitung, erschienen am 20.10.2022,  Autor Pascal Spano, Leiter Research Metzler Capital Markets

Pascal Spano
Pascal Spano

Head of Research Metzler Capital Markets , Metzler Capital Markets

Pascal Spano joined Metzler in 2017 as Head of Research in our core business area Capital Markets. Prior to joining Metzler, from 2013–2017, he was cofounder and Managing Director of the German FinTech startup company PASST Digital Services GmbH in Cologne. Before that he headed the Cash Equities division  at UniCredit Group in Munich and Frankfurt/Main, Germany for two years. From 2007 to 2010, Mr. Spano was Head of German Research for Credit Suisse Ltd. Prior to that, he worked for ten years at Deutsche Bank's Global Markets Research division and helped build up the research activities for ABN Amro in Frankfurt/Main and London, UK. Mr. Spano completed a banking apprenticeship and, alongside his work, he studied managerial economics at the University of Hagen in Germany. He has been a member of the German Association for Financial Analysis for 20 years.

More articles

This document constitutes promotional material published by B. Metzler seel. Sohn & Co. AG (Metzler).

It is based on information which is generally available and which Metzler believes to be fundamentally reliable. Metzler has not verified the accuracy or completeness of the information and provides no warranty or representation in respect of the accuracy or completeness of the information, opinions, estimates, recommendations and forecasts contained in this document. Neither Metzler nor any of its shareholders or employees may be held liable for damages or any other disadvantage suffered due to inaccurate or incomplete information, opinions, estimates, recommendations or forecasts resulting from the distribution or use of this document or in connection with this document in any way.      

This document is provided for advertising purposes only and does not constitute or form part of any offer or solicitation of any offer to buy securities, other financial instruments or other investment instruments. This document does not meet the legal requirements for ensuring impartiality of investment recommendations pursuant to Section 85 of the German Securities Trading Act (WpHG) in conjunction with Section 20 (1) of Regulation (EU) No. 596/2014 of the European Parliament and of the Council of April 16, 2014 regarding market abuse (Market Abuse Directive) to which Articles 4 and 6 of the Delegated Regulation (EU) 2016/958 of the Commission of March 9, 2016 apply in addition to the Market Abuse Directive. Metzler does not act as investment advisor or portfolio manager in preparing this document. This document does not constitute personal investment advice.

The information, opinions, estimates, recommendations and forecasts contained in this document reflect the personal views of the author at the time of publication on the financial instruments or issuers that form the subject of this document and do not necessarily reflect the opinions of Metzler, the issuer or third parties. They may also be subject to change on account of future events and developments. Metzler has no obligation to amend, supplement or update this document or to otherwise notify recipients in the event that any information, opinions, estimates, recommendations or forecasts stated herein should change or subsequently become inaccurate, incomplete or misleading. The model calculations contained in this document, if any, are examples showing the possible performance and are based on various assumptions (e.g. regarding earnings and volatility). The actual performance cannot be guaranteed, warranted or assured.

This document may not be copied, duplicated, forwarded to third parties or otherwise published, in whole or in part, without Metzler’s prior written consent. Metzler reserves all copyrights and rights of use, including those relating to electronic media. Insofar as Metzler provides hyperlinks to websites of the companies cited in research publications, this does not mean that Metzler confirms, recommends or warrants any data contained on the linked sites or data which can be accessed from such sites. Metzler accepts no liability for links or data, nor for any consequences which may arise as a result of following the links and/or using the data.

This document is subject to the laws of the Federal Republic of Germany. Venue of jurisdiction for any disputes shall be Frankfurt am Main, Germany.