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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 1.10.2021 - Edgar Walk

Aktienkultur in Deutschland: So bitte nicht!

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Schnelles Geld mit Aktien

Ein paar Schlagzeilen auf Bild-Online aus den vergangenen Wochen:

„NEW YORKER FINANZJOURNALIST VERRÄT: 

Diese Strategie macht Sie zum Börsen-Millionär: Tim Schäfers Börsenstrategie machte ihn zum Millionär. Das können Anleger von ihm lernen.“

vom 29. September 2021

„NEUE IM DAX: 

Diese Dax-Neulinge können Sie reich machen. Der DAX geht seit Montag mit 40 statt 30 Aktien an den Start! Wie gut sind die Neuen?“

vom 25. September 2021

„FINANZ-DIVA:

Das ist meine neue 1000-Prozent-Gewinn-Aktie. Finanz-Diva Katja Eckardt verrät Ihnen, welcher Aktie sie 1000 Prozent Gewinn zutraut.“

vom 19. September 2021

„HARRY DELBRÜCK (67): 

In kurzer Zeit ein kleines Vermögen durch Aktien. Harry Delbrück hat sich mit Aktien innerhalb weniger Jahre ein Vermögen aufgebaut.“

vom 7. September 2021

Diese Schlagzeilen suggerieren, dass es sich beim Aktienmarkt um eine Lotterie mit höheren Gewinnchancen handelt: Eigene Überlegungen und/oder Expertenwissen können helfen, das richtige Los zu ziehen und schnell zum Börsenmillionär zu werden. Das Negativbeispiel in dieser Reihe ist die Geschichte einer jungen Mutter1, die in diesem Jahr ihre ganzen Ersparnisse von 25.000 EUR in ein US-Biotech-Start-up investierte und damit einen Verlust von 360.000 EUR erlitt.
 

Deutsche Sparer kehren an den Aktienmarkt zurück

Aufgrund der Negativzinsen und des langjährigen Aufwärtstrends an den Börsen – nur unterbrochen von Mini-Crashs – scheinen in Deutschland die Sparer an den Aktienmarkt zurückzukehren. Sicherlich trägt dazu auch der (Irr-?)Glaube bei den Sparern bei, dass man sich keine größeren Sorgen um ausgeprägte Kursrückgänge machen müsse, da die Zentralbanken jederzeit bereitstünden, Liquidität in die Finanzmärkte zu pumpen, und so jeder Kursrückgang zur Kaufgelegenheit werde.

Schon im New-Economy-Boom gegen Ende der 1990er-Jahre wollten viele deutsche Sparer schnell reich werden – unter anderem mit der Aktie der Deutschen Telekom – und erlitten damit Schiffbruch. Die Folge war ein herber Rückschlag für die Aktienkultur in Deutschland.

Aufklärung durch die Medien dringend erforderlich

Immer wieder zeigt sich, dass Anleger vom Aktienmarkt keine Wunder und vor allem keinen schnellen Reichtum erwarten dürfen. Diesen durch reißerische Schlagzeilen verzerrten Eindruck müssen nicht zuletzt auch die Medien korrigieren. Sparer sollten bei Investitionen in den Aktienmarkt diese zehn Punkte kennen:

  1. Aktien eignen sich am besten für die langfristige Anlage, da sie starken Kursschwankungen unterliegen. So kann es im schlimmsten Fall zehn Jahre oder sogar länger dauern, bis Verluste bei einem sehr ungünstigen Investitionszeitpunkt wieder aufgeholt werden.
  2. Auch unterliegen Einzelaktien großen unternehmensspezifischen Risiken, die umso größer werden, je kleiner bzw. jünger das Unternehmen ist. Studien zeigen, dass erst bei einem Portfolio von mehr als 30 Aktien die unternehmensspezifischen Risiken sinnvoll diversifiziert sind, sodass sie keine große Rolle mehr im Portfolio spielen.
  3. Eine konservative Schätzung geht von mittelfristigen Erträgen bei Investitionen in europäische Aktien von durchschnittlich 8 % pro Jahr aus – die jeweils etwa zur Hälfte auf Kursgewinne und Dividendenrenditen zurückzuführen sind.
  4. Aktien bieten einen deutlich höheren langfristig zu erwartenden Ertrag als andere Anlageformen.
  5. Es gibt immer wieder Jahre mit Wertverlusten: Eine angenommene Volatilität2 von 15 % pro Jahr bedeutet auch, dass Aktien in den meisten Jahren Erträge zwischen -7 % und +23 % abwerfen.
  6. Aktien neigen zu crashartigen Kursverlusten.
  7. Ein Crash lässt sich nicht von einer großen Mehrheit der Anleger vorhersehen – weil diese Anleger dann nämlich schon ihre Aktienbestände verkauft hätten. Ein Crash kommt also meistens völlig überraschend. Risikomanagement kann jedoch die Folgen mildern.
  8. Langfristig bestimmt das Gewinnwachstum der Unternehmen die Kursentwicklung. Sie hat also nichts mit Zockerei zu tun, sondern ist 100%ig fundamental getrieben.
  9. Kurzfristig können jedoch Gewinnwachstum und Kursentwicklung voneinander abweichen – aufgrund einer optimistischen oder pessimistischen Stimmungslage der Anleger.
  10. Portfoliomanager können langfristig einen Mehrertrag gegenüber dem Aktienmarkt erzielen, indem sie mithilfe einer tiefgehenden Fundamentalanalyse die Gewinnperspektiven der einzelnen Unternehmen beurteilen.

Wie ist das aktuelle Umfeld einzuschätzen?

Die Zeiten an den Finanzmärkten sind außergewöhnlich – mit gleichzeitig rekordverdächtig niedrigen Zinsen und tendenziell steigenden Inflationserwartungen. Wer sein Geld zu Negativzinsen von -0,5 % auf der Bank liegen hat, verliert derzeit real etwa 2,5 % pro Jahr. Auch eine zehnjährige deutsche Bundesanleihe bietet keine Ausweichmöglichkeit, da sie einen realen Negativzins von -2,0 % aufweist. Nach zehn Jahren lassen sich dann mit den angelegten Ersparnissen also 20 % weniger Lebensmittel, Energie und Konsumgüter kaufen. Diese Enteignung ist nicht mehr schleichend, sondern enorm.

Rekordniedrige Realzinsen als Folge gestiegener Inflationserwartungen
Reale Rendite* zehnjähriger Staatsanleihen in %

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.8.2021

* Bis 2004: nominale Rendite abzgl. Kerninflation; ab 2004: reale Rendite inflationsgeschützter Staatsanleihen

Vor diesem Hintergrund sind Aktien eine unverzichtbare Alternative. Die Attraktivität von Aktien gegenüber den oft als sicher bezeichneten Staatsanleihen lässt sich anhand einer Schätzung der Ex-ante-Risikoprämie darstellen. Die Ex-ante-Risikoprämie ist eine grobe und heuristische Schätzung, welchen Mehrertrag Aktien gegenüber Staatsanleihen über einen Zeitraum von mehreren Jahren im Durchschnitt pro Jahr erreichen können. In Europa lag der Wert Ende August bei etwa 8 %-Punkten, in den USA bei etwa 5,5 %-Punkten.

Aktien: Keine exzessiv niedrigen Risikoprämien

Berechnung Ex-ante-Risikoprämie: Gewinnrendite (Gewinn-Kurs-Verhältnis) abzüglich Realzins

Interpretation: Der zu erwartende mittelfristige Mehrertrag von Aktien ggü. zehnjährigen Staatsanleihen (in %-Punkten)

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.8.2021

 

In der Vergangenheit war die Ex-ante-Risikoprämie in den USA und Europa hoch korreliert. Seit der Staatsschuldenkrise 2012 hat sich jedoch eine Schere gebildet: Europäische Aktien müssen nun eine deutlich höhere Risikoprämie bieten, da Europa als deutlich riskanter wahrgenommen wird als die USA. Die Angst vor einer Rückkehr der europäischen Schuldenkrise besteht also an den Finanzmärkten immer noch.  

Für Anleger ist es wichtig zu verstehen, dass es sich hier um eine mittelfristige Perspektive handelt, die auch nicht im Widerspruch dazu steht, dass die Kurse an den Aktienmärkten in den nächsten beiden Jahren fallen könnten. Die Verluste würden dann nach der Logik der Ex-ante-Risikoprämie in den darauffolgenden Jahren wieder aufgeholt werden. Auch sind durchaus Szenarien denkbar, in denen Aktien weniger verlieren als Staatsanleihen und dadurch einen Mehrertrag erzielen. So könnten in einem Inflationsszenario die Zentralbanken gezwungen sein, die Leitzinsen rapide anzuheben.

Aufschwung in den USA und Europa sowie Rezession in China

Die Ausbreitung der Delta-Mutante des Coronavirus scheint unter Kontrolle zu sein, wie sinkende Infektionszahlen aus Europa und den USA signalisieren. Somit bestehen auch wieder Chancen für Wachstum im Dienstleistungssektor: Die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag) dürften Erholungstendenzen anzeigen. Im Gegensatz dazu dürfte die Strategie der chinesischen Regierung, den Immobiliensektor zu schrumpfen, in eine Rezession münden – und der Einkaufsmanagerindex (Dienstag) eher schwächer sein.

Die Daten zur deutschen Industrie wie Aufträge (Mittwoch) und Produktion (Donnerstag) lassen sich kaum sinnvoll interpretieren, da die deutsche Industrie unter nie dagewesenen Lieferkettenproblemen leidet.

In den USA ist der Arbeitsmarkt (Freitag) zur dominierenden Zielgröße der US-Notenbankpolitik geworden. Ein starker Zuwachs der Beschäftigung und ein starkes Wachstum der Löhne würden bedeuten, dass die Fed schon früher die Leitzinsen anheben könnte.

Normalerweise tendiert der Wechselkurs eines Landes schwächer, wenn immer mehr Güter und Dienstleistungen aus dem Ausland importiert werden. In diesem Fall ist dann das Ausland immer weniger daran interessiert, die zusätzlich erwirtschaftete Fremdwährung zu halten. Die US-Handelsbilanz (Dienstag) dürfte auch im August nahe des im Juni erreichten Rekorddefizits notiert haben. Dennoch tendiert der US-Dollar stärker. Das Ausland kann anscheinend nicht genug US-Dollar mit dem Handel erwirtschaften, denn offensichtlich gibt es aus Sicht der Finanzmarktakteure keine echten Alternativwährungen.

1 https://www.focus.de/finanzen/boerse/aktien/systemfehler-junge-mutter-kauft- aktien-und-hat-ploetzlich-360-000-euro-schulden_id_13170935.html 

2 Und unter der Annahme einer Normalverteilung der Erträge, die in der Realität jedoch nicht erfüllt ist, da Aktien zu Crashs neigen. Es geht hier jedoch um eine grobe Heuristik.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chief Economist , Metzler Asset Management

Edgar Walk joined Metzler in 2000. As Chief Economist in the asset management division, he is responsible for formulating our global economic outlook. Due to his close cooperation with the portfolio management, he focuses on capital market themes as well as on global economic analyses. Mr. Walk holds a master’s degree in economics from the University of Tübingen in Germany and spent a semester at the University of Doshisha in Kyoto, Japan. In addition, he completed the program “Advanced Studies in International Economic Policy Research“ at the Institute of World Economy in Kiel, Germany.

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