Große globale Inflationsdivergenzen
The article is not available in the chosen language und will therefore be displayed in the default language.
Derzeit wird immer wieder der Vergleich mit den 1970erJahren gezogen, als die Weltwirtschaft mit hohen Inflationsraten kämpfte. Damals war die hohe Inflation jedoch ein globales Phänomen, das alle Länder gleichzeitig erfasste. 1974 betrug die Inflationsrate beispielsweise 7 % in Deutschland, 10 % in der Schweiz, 11 % in den USA und 23 % in Japan. Hauptgrund dafür waren eine exzessive Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen gekoppelt mit einem Rohstoffpreisschock.
2021 sehr unterschiedliche Inflationsraten
Ein Blick auf die Inflationsentwicklung in den verschiedenen Währungsräumen in diesem Jahr zeigt, dass der Vergleich mit den 1970er-Jahren hinkt. So dürfte die Inflation in den USA (Mittwoch) im Oktober zwar auf 5,8 % gestiegen sein; die Inflation in China (Donnerstag) allerdings nur auf 1,4 %. Auch in Japan betrug im Oktober die Inflation im Großraum Tokyo nur 0,1 %.
Die großen Inflationsunterschiede lassen sich auf die staatlichen Rettungsmaßnahmen zurückführen. In den USA summierten sich die Hilfen auf etwa 12 % des BIP und fokussierten sich überwiegend auf den Konsum – also die Nachfrage. In China betrug der geschätzte staatliche Impuls dagegen nur etwa 4,5 % des BIP und konzentrierte sich auf die Solvenz der Unternehmen – also auf das Angebot. Auch in Japan war der Stimulus mit etwa 6,6 % des BIP vergleichsweise gering.
In den USA werden im kommenden Jahr die staatlichen Hilfen nicht noch einmal fließen, sodass es zu einem negativen Impuls kommen wird. Unseren Berechnungen zufolge könnte er sogar etwa 9 % des BIP betragen. Damit bestehen durchaus Chancen, dass der Inflationsdruck in den USA 2022 wieder merklich nachlassen könnte, zumal auch die in China derzeit beginnende Rezession den internationalen Preisdruck reduzieren dürfte.
Inflationsrisiken in den USA kommen vom Arbeitsmarkt
Durchaus vorstellbar ist, dass aufgrund steigender Inflationserwartungen (Montag) und eines robusten Arbeitsmarktes (Zahl der offenen Stellen, Freitag) eine Inflationseigendynamik in den USA entstanden ist – dass also der fiskalische Impuls nur den Anstoß gegeben hat und eine sehr starke private Nachfrage im nächsten Jahr den negativen Impuls der Fiskalpolitik überkompensiert. Der Geschäftsklimaindex der kleineren und mittleren Unternehmen (Dienstag) ist ein guter Indikator für die Wachstumsdynamik der privaten Nachfrage einerseits und andererseits für die Schwierigkeit der Unternehmen, offene Stellen zu besetzen.
Keine Inflationseigendynamik in Japan und der Eurozone
Ein Grund für die niedrige Inflation in Japan ist die schwache Dynamik der Löhne (Dienstag). Der neue japanische Premierminister Fumio Kishida plant jedoch umfangreiche staatliche Konjunkturmaßnahmen (mehr als 6 % des BIP), sodass es im kommenden Jahr in Japan zu einer merklichen Wachstumsbeschleunigung kommen dürfte.
Auch in der Eurozone ist die Lohndynamik sehr schwach. So betrug die Wachstumsrate der von den Tarifpartnern ausgehandelten Löhne im September nur 1,4 %. Größere Inflationsrisiken sehen wir daher für die Eurozone derzeit nicht. Immerhin dürften sich die Wachstumsperspektiven wieder verbessern – ZEW-Index (Dienstag) –, da die europäische Wirtschaft aufgrund von Corona und Lieferkettenschwierigkeiten im vierten Quartal nahezu stagniert haben dürfte.
More articles
This document published by Metzler Asset Management GmbH [together with its affiliated companies as defined in section 15 et seq. of the German Public Limited Companies Act (Aktiengesetz – "AktG”), jointly referred to hereinafter as “Metzler“] contains information obtained from public sources which Metzler deems to be reliable. However, Metzler cannot guarantee the accuracy or completeness of such information. Metzler reserves the right to make changes to the opinions, projections, estimates and forecasts given in this document without notice and shall have no obligation to update this document or inform the recipient in any other way if any of the statements contained herein should be altered or prove incorrect, incomplete or misleading.
Neither this document nor any part thereof may be copied, reproduced or distributed without Metzler‘s prior written consent. By accepting this document, the recipient declares his/her agreement with the above conditions.