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Illustration Metzler Aktienkompetenzschiff
Information für professionelle Anleger - 29.2.2024

„Deutschland braucht eine neue Aktienkultur“

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Oliver Schmidt ist seit Jahresbeginn neuer Investmentchef bei Metzler Asset Management. Im Interview mit DAS INVESTMENT spricht er über die Vorteile der Aktienanlage, warum er neben Indexfonds insbesondere auf Stock Picking setzt und wie er das Thema Nachhaltigkeit ganzheitlich umsetzen will.

Oliver Schmidt, Chief Investment Officer

Herr Schmidt, Ihr Haus steht ja von jeher für Aktienanlagen. Neulich haben Sie eine „Liebeserklärung an die Aktie“ formuliert. Sind Sie nicht etwas überschwänglich? Ich habe zumindest einmal gelernt, dass man sich nicht in eine Aktie verlieben soll.

Oliver Schmidt (lacht): Da haben Sie völlig Recht, es geht mir aber auch nicht um eine einzelne Aktie, sondern die Assetklasse an sich. Aktien sind ein wichtiges Fundament in der langfristigen Altersvorsorge, aber leider haben wir in Deutschland nicht die Aktienkultur wie beispielsweise in den USA. Die Aktionärsquote bei Privatanlegern liegt hierzulande bei kläglichen 4 Prozent. Das ist, ganz offen formuliert, vernichtend gering. Alle Bestrebungen der Branche in den letzten Jahren, dies zu ändern, muss man leider als weitgehend wirkungslos bezeichnen.

Es bleibt bislang beim Reden über Aktien, aber nicht beim Handeln.

Schmidt: So sieht es leider aus. Umso wichtiger, dass wir als Finanzbranche weiter die Vorzüge der Aktienanlage betonen. Denn es steht viel auf dem Spiel.

Was genau meinen Sie?

Schmidt: Schauen Sie, immer mehr Unternehmen orientieren sich weg von Europa. Die attraktiveren Börsengänge finden dann woanders statt, genauso wandern die Steuereinnahmen und Jobs ab. Sollte dieser Trend langfristig anhalten, wäre das eine Gefahr für den Standort Europa. Weil Aktien eine Erfolgsgeschichte sind, lohnt es sich, für sie zu kämpfen und auf die langfristigen Vorteile hinzuweisen.

In der Theorie mögen Aktien ja langfristig immer gewonnen haben. Aber angesichts der heutigen Dynamik an den Börsen mit immer kürzeren Zyklen fragt man sich: Kann man da noch sorglos eine Unternehmens-Aktie kaufen und diese im Buffet-Stil noch 30 Jahre liegen lassen?

Schmidt: Ich stimme Ihnen zu, die Zeiten haben sich in mancher Hinsicht geändert. Aktienkurse gingen viele Jahre fast nur nach oben, getrieben von immer weiter fallenden Zinsen. Jetzt müssen wir uns auf mehr Volatilität einstellen. Bewertungsaspekte werden wieder wichtiger, jetzt wo das Zinsumfeld ein anderes ist.

Informationen zum Metzler European Dividend Sustainability

Was schließen Sie daraus?

Schmidt: Wieder verstärkt auf aktives Management zu setzen. Aktive Fonds können bestimmte Segmente wie Nebenwerte oder Nachhaltigkeit gezielter bespielen. Auch können Fondsmanager durch geschickte Titelauswahl Risiken steuern und Chancen nutzen – gerade in stürmischen Börsenzeiten. Schauen wir zum Beispiel auf den Corona-Crash 2020, als Aktienmärkte binnen weniger Wochen um rund 30 Prozent einbrachen und sich dann ebenso schnell wieder erholten. Hier konnten aktive Manager beherzt reagieren, indem sie Absicherungen einsetzten oder bei günstigen Kursen Käufe tätigten. In solchen volatilen Zeiten hat der aktive Fondsmanager klare Vorteile. Er kann die Gunst der Stunde nutzen.

Das heißt, die Studien betrachten aus Ihrer Sicht zu kurze Zeiträume?

Schmidt: Je kürzer der Betrachtungszeitraum, desto schwieriger wird es für aktive Fonds, ihre Stärken auszuspielen. Sie brauchen einen gewissen Spielraum. Deshalb funktionieren bestimmte aktiv gemanagte Nischenstrategien eben besser als der Versuch, den breiten Markt zu schlagen.

Lassen Sie uns über die Rolle von Dividenden sprechen. Früher kam ein Großteil der Aktienrendite von steigenden Kursen, heute ist es fifty-fifty mit den Dividenden. Ist die Wachstums-Party der 1980er endgültig vorbei?

Schmidt: Wir haben in Europa eine ausgeprägte Dividendenkultur aufgebaut. Viele Anleger schätzen dies, weil regelmäßige Ausschüttungen ein Mehr an Stabilität bieten. Unternehmen halten an soliden Dividenden fest, viele erhöhen sogar regelmäßig. Das war etwa ein sehr positives Signal in der Corona-Krise. Die Dividende wird in der Regel aus den Cashflows bezahlt und nicht der Substanz entnommen. Insofern geht die Party weiter, wenn auch etwas anders als früher.

Dividenden tragen maßgeblich zu stabilen Aktienerträgen bei
Beiträge zur Gesamtperformance des MSCI Europa* (p. a. in %-Punkten)

*in lokaler Währung

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.12.2023

Setzt man da eher auf die großen oder die kleinen Unternehmen?

Schmidt: Wir sehen, dass vermehrt kleinere und mittelständische Unternehmen auf den Dividendenzug aufspringen. Unternehmerischer Spirit gepaart mit solider Bilanz – das ist doch ideal für einen Dividendenjäger. Und in Phasen der Stagnation stabilisieren sie ein Depot. Genau das erwarten Anleger auch von guten Aktien.

Sie sind ein bekennender Freund europäischer Aktien. Seit Jahren schneiden US-Aktien jedoch immer wieder besser ab. Die große Renaissance der Europäer lässt  Jahr um Jahr auf sich warten. Woran hakt es?

Schmidt: Auf den Aufschwung warten wir in der Tat schon eine Weile. Strukturell ist es so: Die Bewertungen in den USA sind höher, die Wachstumsdynamik auch. Vor allem im Technologie-Sektor liegen die Amerikaner vorn. Aber schaut man sich europäische Blue Chips ohne Tech-Schwergewichte an, dann klaffen die Bewertungen gar nicht mehr so weit auseinander. Wir haben in Europa auch großes Know-how etwa bei Industrie, Gesundheit oder Konsumgütern, das man leicht unterschätzt. Hinzu kommen Zukunftsthemen wie die Energiewende, bei der Europa ganz weit vorne liegt. Und obwohl die USA immer noch über leistungsfähigere digitale Infrastrukturen verfügen, arbeiten wir auch da mit einigem Nachdruck dran, den Abstand zu verkleinern. Es tut sich was in Europas Konzernen und Startups! Das stimmt mich durchaus optimistisch.

Europäische Aktien mit Chancen für eine Outperformance
Total Return Index des MSCI Europa vs. MSCI USA in US-Dollar

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.10.2023

Nachhaltigkeit wird in der Finanzbranche immer wichtiger. Lässt sich das Thema ESG besser aktiv oder passiv umsetzen?

Schmidt: Ganz klar aktiv! Natürlich fangen viele Fonds mit Basis-Ausschlüssen an, um bestimmte Mindeststandards zu erfüllen. Das geht auch regelbasiert. Aber echte Nachhaltigkeit in den Prozessen und der Unternehmens-DNA erkennt man doch erst bei tieferem Blick. Etwa wenn man Geschäftsmodelle individuell auf ihre Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit hin prüft. Diese Qualitätseinschätzung, etwa wie gut ein Konzern wirklich grüne Produkte entwickelt und umsetzt, kann ein passiver Index gar nicht gewährleisten.

Metzler Aktienkompetenzschiff

Was heißt das konkret?

Schmidt: Nehmen wir die Chemieindustrie. Eine wichtige Branche mit vielen Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit. Ein Fondsmanager kann im Dialog mit dem Management viel besser beurteilen, ob und wie schnell der Wandel zur erneuerbaren Chemie gelingt. Für uns bei Metzler ist das Thema ESG fundamentaler Teil des Investmentprozesses. Denn wir glauben, dass sich Nachhaltigkeitskriterien langfristig am Markt durchsetzen werden. Gerade institutionelle Investoren bestehen hier zu Recht auf hohe Standards. Da sind aktive Manager klar im Vorteil – durch ihr Research, ihre Marktkenntnis und eben ihre Möglichkeiten zum Dialog mit dem Management.

Sie sind seit Anfang 2024 Investment-Chef bei Metzler Asset Management. Wie positionieren Sie das Unternehmen, wie grenzen Sie das Angebot von Mitbewerbern ab?

Schmidt: Wir wollen als verlässlicher Partner im Bereich Nachhaltigkeit stehen. Weiterhin sind natürlich unsere Multi-Asset-Strategien mit Blick auf die langfristige Altersvorsorge zentrale Säulen. Immerhin verwalten wir einen der größten überbetrieblichen, nicht-versicherungsförmigen Pensionsfonds Deutschlands. Diese Kombination ist etwas, das uns in dieser sehr fragmentierten Industrie hervorhebt. Diesen Weg werden wir entschlossen weiter gehen.

Dieser Artikel erschien am 21. Februar 2024 in dem Finanzmagazin DAS INVESTMENT

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