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Editorial Invesment-Strategie Metzler Private Banking - 11.11.2022 - Carolin Schulze Palstring

Zäsur im Börsenumfeld – Zeit für neue Strategien?

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Keine Frage: Unserer Gesellschaft wird derzeit einiges abverlangt. Langfristige Trends am Arbeitsmarkt, bei der Globalisierung und der Inflation kehren sich um – exogene Schocks wie die Pandemie oder der Krieg in der Ukraine wirken dabei wie Brandbeschleuniger. Hinzu kommen große Herausforderungen wie der Klimawandel und zunehmende politische Spannungen zwischen West und (Fern-)Ost. Zu allem Überfluss steht die Weltwirtschaft am Rande einer Rezession, von der niemand mit Sicherheit sagen kann, wie schwer sie ausfallen und wie lange sie andauern wird.

Angesichts dieser (Droh-)Kulisse ist es kaum verwunderlich, dass auch die internationalen Börsen in diesem Jahr heftige Kursrückgänge verzeichnen. Anleger sehen sich gezwungen, zentrale Annahmen zu überdenken, die ihre Investmentpolitik in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich geprägt haben. Darunter fällt etwa die Prämisse nur geringer Inflationsrisiken in den großen Industrieländern oder fortwährend niedriger Zinsen. Vor allem aber dürften sich Investoren schwer damit tun, dass die Notenbanken in Zeiten hoher Inflation kaum noch erste Hilfe leisten können, wenn es mit der Konjunktur bergab geht.

Wirtschaft und Börse werden von jetzt an wieder stärker auf sich allein gestellt sein. Ohne die glättenden Effekte einer dauerhaft expansiven Geldpolitik ist zukünftig von deutlich stärkeren Konjunkturschwankungen auszugehen, als wir es aus Zeiten des billigen Geldes gewohnt sind. Rezessionen dürften fortan wieder häufiger auftreten. Das Problem: Der Übergang in eine Welt, in der Kapital wieder etwas kostet und die Konjunktur schwankt, wird nicht friktionslos verlaufen. In den vergangenen Jahren haben sich makroökonomische Ungleichgewichte aufgetürmt, etwa im Hinblick auf die Staatsverschuldung in einigen Ländern oder den Immobilienmarkt. Daher könnte es in den kommenden Jahren in Teilbereichen der Wirtschaft zu schmerzhaften Anpassungen kommen – auch wenn gegenwärtig nicht von einer Systemkrise  auszugehen ist.

Langfristig bietet die Rückkehr zur Normalität aber auch einige Vorteile, die sich vielleicht erst auf den zweiten Blick als solche entpuppen: So dürfte ein häufigerer Wechsel von „Boom“ und „Bust“ im Konjunkturzyklus den Risikoappetit von Marktakteuren stärker im Zaum halten und damit Spekulationsblasen weniger Raum geben. In diesem Sinne kann temporäre Instabilität – paradoxerweise – auf Dauer zu mehr Stabilität im System führen. Steigende Zinsen sorgen darüber hinaus für Bereinigungsprozesse in der Volkswirtschaft, die lange verschleppt wurden: Dauerhaft unprofitable Unternehmen werden durch höhere Finanzierungskosten schneller vom Markt verschwinden. Dadurch werden Ressourcen freigesetzt, die in produktiveren Geschäftsmodellen effizienter eingesetzt werden können.

Für viele Börsenanleger ist Investieren in Zeiten (nachhaltig) steigender Zinsen Neuland. Sie könnten dazu gezwungen werden, sich zu­rückzubesinnen auf die Grundtugenden des Inves tierens: Fundamentale Bewertungen und Bilanzqualität werden wieder zu Selektions­kriterien bei Aktien – anstelle wohlklingender Investment-Stories ohne unternehmerische Substanz. Ein differenzierter Blick lohnt sich, denn in einigen Fällen erweisen sich „Mega­trends“ der vergangenen Jahre als „Mega flops“.

Carolin Schulze Palstring
Carolin Schulze Palstring

Leiterin Strategie & Research , Metzler Private Banking

Carolin Schulze Palstring leitet seit April 2024 die Abteilung Strategie & Research von Metzler Private Banking in Frankfurt am Main. Zuvor war sie elf Jahre im selben Bereich als Analystin für Makroökonomie und ab 2019 als Leiterin der Kapitalmarktanalyse tätig. Von 2012 bis 2013 absolvierte sie ein Investment-Trainee-Programm bei Metzler. Frau Schulze Palstring studierte Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt Bankwesen an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, Karlsruhe, und war gleichzeitig bei der Deutschen Bank Privat- und Geschäftskunden AG in Düsseldorf tätig. 2012 erwarb sie zudem einen Master of Letters in Finance and Management an der University of St. Andrews.

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