Die überraschende Konsumschwäche Europas
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Eurozone: Aufschwung lässt auf sich warten
Trotz vielversprechender Frühindikatoren, die zu Beginn des Jahres auf eine Belebung des Konsums in der Eurozone hinwiesen, bleibt die tatsächliche Entwicklung hinter den Erwartungen zurück. Die realen Einkommen stiegen im ersten Quartal um über 3,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, der Arbeitsmarkt zeigte sich robust, die Energiepreise blieben stabil, und das Konsumentenvertrauen verbesserte sich. Dennoch legten die realen Konsumausgaben im gleichen Zeitraum lediglich um 0,8 Prozent zu. Diese Diskrepanz zwischen Indikatoren und tatsächlichem Konsumverhalten gab bereits Anlass zur Sorge.
Auch im zweiten Quartal setzte sich dieser Trend fort, jedoch mit einer weiteren Verschlechterung. Die realen Einzelhandelsumsätze (Donnerstag) gingen im Vergleich zum Vorquartal um 0,3 Prozent zurück, und die Aussichten für Juli sind ebenfalls gedämpft. Der private Konsum in der Eurozone enttäuscht bisher merklich und bleibt hinter den Erwartungen zurück.
Dabei verfügen die europäischen Verbraucher weiterhin über erhebliche Ersparnisse, die während der Pandemie angesammelt wurden. Seit dem ersten Quartal 2019 sind die nominalen verfügbaren Einkommen um rund 41,6 Billionen Euro gestiegen, während die nominalen Konsumausgaben lediglich um 35,5 Billionen Euro zulegten. Unter normalen Umständen folgt der Konsum der Entwicklung der Einkommen. Selbst unter Berücksichtigung einer üblichen Sparquote hätte der Konsum in diesem Zeitraum um etwa 800 Milliarden Euro höher ausfallen müssen, was rund 10 Prozent der gesamten Konsumausgaben entspricht.
In Deutschland zeigt sich eine ähnliche Zurückhaltung: Umfragen deuten darauf hin, dass die Sparbereitschaft der Konsumenten weiterhin zunimmt, obwohl die Sparquote bereits hoch ist. Dies könnte auf wachsende Sorgen um die wirtschaftliche Zukunft hindeuten, wie auch die jüngsten Daten zu den Auftragseingängen (Donnerstag), den Exporten (Freitag) und der Industrieproduktion (Freitag) vermuten lassen. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass weitere Zinssenkungen durch die Europäische Zentralbank notwendig sind, um die Sparneigung zu verringern und die Kreditaufnahme zu fördern. Wir erwarten daher in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte von jeweils 25 Basispunkten.
Trotz der aktuellen Herausforderungen bleibt das Potenzial für eine Konsumerholung in der Eurozone groß. Vor diesem Hintergrund blicken wir optimistisch auf das Jahr 2025 und erwarten ein Wirtschaftswachstum von etwa 1,5 Prozent. Während der Dienstleistungssektor sich bislang widerstandsfähig zeigt, wie der Einkaufsmanagerindex belegt, signalisiert der Index der
Industrie nach wie vor eine anhaltende Rezession.
Diese gemischte Lage unterstreicht die Unsicherheit, die derzeit über der wirtschaftlichen Entwicklung der Eurozone schwebt. Doch bleibt das langfristige Potenzial für Wachstum und Konsumerholung unbestritten, auch wenn kurzfristige Herausforderungen noch zu überwinden sind.
USA: Wie schnell kühlt sich die Dynamik ab
Die jüngsten Wirtschaftsdaten deuten überwiegend auf eine Abkühlung der US-Wirtschaft hin, und dieser Trend macht sich zunehmend auch am Arbeitsmarkt bemerkbar. Die entscheidende Frage lautet nun: Wird die US-Notenbank ihre geldpolitischen Maßnahmen – insbesondere die erwarteten Leitzinssenkungen – rechtzeitig umsetzen können, um eine sanfte Landung der Konjunktur sicherzustellen? Falls sie das Tempo der Abschwächung unterschätzt, könnte sie eventuell zu spät handeln. Diese Frage könnten die Konjunkturdaten beantworten, die in den nächsten Tagen veröffentlicht werden.
Ein besonderes Augenmerk gilt dabei dem ISM-Index, der am Dienstag erwartet wird, sowie dem ISM-Index für den Dienstleistungssektor (Donnerstag). Diese Daten werden entscheidend sein, um die aktuelle Lage der US-Wirtschaft genauer einschätzen zu können. Vor allem der Arbeitsmarkt steht dabei auch im Fokus: Am Mittwoch wird die Zahl der offenen Stellen veröffentlicht, während am Freitag die Arbeitslosenquote bekanntgegeben wird. Diese beiden Indikatoren könnten klare Signale dafür liefern, wie weit der Abschwung bereits fortgeschritten ist.
Ein weiterer beunruhigender Hinweis kam zuletzt aus der Umfrage des „Conference Boards“. Diese ergab, dass die Konsumenten von einer deutlichen Verschlechterung der Lage am Arbeitsmarkt berichten. Tatsächlich steht die Umfrage im Einklang mit einem möglichen Anstieg der Arbeitslosenquote im August. Sollte sich diese Entwicklung bestätigen, könnte dies die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass die US-Notenbank bereits im September die Zinsen um 50 Basispunkte senkt, um der drohenden Rezession entgegenzuwirken.
Insgesamt bleibt die Lage angespannt und die kommenden Tage dürften entscheidend für die nächsten Schritte der Geldpolitik sein. Die Unsicherheit ist groß, und die Märkte werden die anstehenden Veröffentlichungen genauestens beobachten.
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