US-Notenbank: Gefangen im Leitzinserhöhungszyklus?
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Die Entwicklung des US-amerikanischen Aktienmarktes hat Auswirkungen auf Konjunktur und Inflation: Steigt der Aktienmarkt, steigt auch die Kaufbereitschaft der Konsumenten, und Unternehmen investieren mehr. So hat der US-Aktienmarkt in der Regel ein hohes Gewicht in den Indizes zur Berechnung der Finanzierungsbedingungen („Financial Conditions“).
Die Beschleunigung des Wirtschaftswachstums seit Jahresanfang – bei einer gleichzeitig immer noch zu hohen Inflationsdynamik – kann somit unter anderem auch auf die positive Aktienmarktentwicklung zurückgeführt werden. Selbst die Leitzinserhöhungen der US-Notenbank (Fed) konnten den Aktienmarkt bisher nicht bremsen.
Aus Sicht der Fed würde ein weiterer deutlicher Anstieg von US-Aktien von den derzeit erreichten Niveaus den erwünschten Rückgang der Inflation erschweren, da davon noch mehr positive Konjunkturimpulse ausgehen würden. Sollte also die Fed am Mittwoch auf eine Leitzinserhöhung verzichten oder zumindest den Leitzins um 25 Basispunkte anheben, gleichzeitig aber ein Ende des Leitzinserhöhungszyklus in Aussicht stellen, könnte darauf eine Aktienmarktrally folgen. Das Damoklesschwert steigender Zinsen wäre dann vom Aktienmarkt verbannt.
Die US-Notenbank könnte sich also gezwungen sehen, nach einem Zinsschritt am Mittwoch weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht zu stellen. Wir sehen daher eine hohe Wahrscheinlichkeit für eine Erhöhung im Juni auf einen am Interbankenmarkt effektiv gehandelten Leitzins von 5,35 Prozent.
Zumal sich wichtige Konjunkturdaten zuletzt merklich verbesserten. So berichteten die Konsumenten in einer Umfrage in dieser Woche von einer Zunahme der offenen Stellen im April. Dementsprechend könnte die Arbeitslosenquote (Freitag) im April stabil niedrig gewesen oder sogar gefallen sein. Auch dürften die Löhne (Freitag) anhaltend mit etwa 5,0 Prozent wachsen – und damit über dem mit dem Inflationsziel im Einklang stehenden Lohnwachstum von 3,5 Prozent geblieben sein. Auch bei den US-Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) sind positive Signale wahrscheinlich.
EZB mit großem Zinsschritt
Auch in der Eurozone zeichnen die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag und Donnerstag) das Bild einer Beschleunigung des Wirtschaftswachstums – angeführt vom Dienstleistungssektor. Auch strotzt der europäische Arbeitsmarkt (Mittwoch) vor Stärke. Die Arbeitslosenquote befindet sich auf einem historischen Tiefstand von 6,6 Prozent.
Gleichzeitig zeichnet sich eine merkliche Beschleunigung der Lohndynamik ab. Daraus folgt, dass nicht mit einem baldigen Rückgang der Kerninflation (Dienstag) von derzeit knapp 6,0 Prozent auf das Inflationsziel der EZB von 2,0 Prozent gerechnet werden kann.
Die EZB (Donnerstag) ist also noch nicht am Ende des Leitzinserhöhungszyklus angekommen. Wir rechnen nunmehr mit einem Zinshoch in der Eurozone von 4,0 Prozent. Über das Tempo der Leitzinserhöhungen scheint es jedoch Uneinigkeit im EZB-Rat zu geben. So dreht sich die Diskussion darüber, ob die EZB in einem Tempo von 50-Basispunkte-Schritten vorangehen sollte, oder mit einem langsameren Tempo von 25 Basispunkten. Das Ergebnis der EZB-Sitzung am Donnerstag wird zeigen, welche Fraktion die Mehrheit hat.
Darüber hinaus werden noch die Geldmengen- und Kreditvergabedaten (Dienstag) veröffentlicht. Die Mini-Bankenkrise könnte zu Zurückhaltung bei Kreditvergaben geführt haben. Aber die zuletzt guten Konjunkturdaten lassen vermuten, dass die Banken sich durch die üppigen Liquiditätsprogramme der Zentralbanken abgesichert sehen und offensichtlich weiterhin ausreichend Kredite bereitstellen. „Moral Hazard“ lässt grüßen.
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