Ist eine rapide sinkende Kerninflation in der Eurozone möglich?
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Die Historie spricht für eine hartnäckige Inflation
Mehrere Studien, die historische Inflationsverläufe analysierten, kamen zu dem Ergebnis, dass die Kerninflation normalerweise nach einem starken Anstieg nur sehr langsam wieder fällt. Das liegt wahrscheinlich darin begründet, dass nach stark steigender Inflation auch die Lohnforderungen stark steigen, da die Arbeitnehmer den vergangenen Reallohnverlust wieder aufholen wollen. Die dadurch entstehende Lohn-Preis-Spirale verfestigt dann die Inflation.
Für die Eurozone erwarten wir jedoch für 2024, dass die Kerninflation rapide auf etwa 2,0 Prozent sinkt – unsere Prognose widerspricht somit den historischen Erfahrungen. Die Gründe dafür sind:
- Die Inflation in der Eurozone war bisher nicht nachfragegetrieben. So stagniert der reale Konsum schon seit 2022 mehr oder weniger
- Die Konjunkturdynamik ist schwach und steht im Einklang mit einem moderat negativen Wirtschaftswachstum (Economic Sentiment (Mittwoch))
- Auch zeigt der Arbeitsmarkt langsam Schwächen. So signalisierten die Einkaufsmanagerindizes in Deutschland (Freitag) und Frankreich (Freitag) in der ersten Schätzung im November eine beginnende Freisetzung von Arbeitskräften in der Industrie
- Eine schrumpfende Geldmenge M3 (Dienstag) spiegelt zunehmende Liquiditätsengpässe im europäischen Bankensystem wider und damit eine sinkende Kreditvergabebereitschaft der Banken
- Die Inflation in der Eurozone ist somit überwiegend angebotsgetrieben und damit weniger hartnäckig
- Lieferketten entspannen sich derzeit signifikant
- Die Arbeitslosenquote (Donnerstag) könnte bald wieder steigen
- Die Preisvorstufen sind schon in der Deflation: Erzeugerpreise in Deutschland bei -11,0 % im Oktober und die Großhandelspreise in Deutschland bei -4,2 % im Oktober
Vor diesem Hintergrund rechnen wir mit einem Rückgang der Kerninflation (Donnerstag) auf unter 4,0 Prozent im November.
USA: Moderate Verlangsamung der Konjunkturdynamik
In den USA zeichnet sich nach dem sehr starken dritten Quartal mit einem Wachstum von etwa 5,0 Prozent nun auch eine Wachstumsverlangsamung ab. Der frühzyklische Wohnimmobilienmarkt ist dabei schon länger im Abschwung (Neubauverkäufe (Montag)), da die Kaufbereitschaft der privaten Haushalte vor dem Hintergrund der gestiegenen Zinsen und der hohen Preise immer noch auf Rekordtiefständen verharrt.
Quellen: Refinitiv Datastream, Surveys of Consumers, Metzler
Interessanterweise sind die Immobilienpreise (Dienstag) zuletzt wieder gestiegen trotz der geringen Kaufbereitschaft, da anscheinend die Angebotslage noch schwächer ist. Mit einer Verzögerung von zwölf bis 18 Monaten werden die steigenden Immobilienpreise erfahrungsgemäß auch wieder für steigende Inflationsraten sorgen.
Darüber hinaus wird noch das Konsumentenvertrauen (Dienstag) veröffentlicht, das einen guten Einblick in den Zustand des Arbeitsmarktes ermöglicht. Die Konsumenten scheinen nämlich ein sehr gutes Gefühl für den Arbeitsmarkt zu haben. Die Konsumausgaben (Donnerstag), der PCE-Deflator (Donnerstag) sowie der ISM-Index (Freitag) werden zudem im Fokus der Anleger stehen.
China: Weiterhin schwaches Wachstum
In China werden am Donnerstag und Freitag die Einkaufsmanagerindizes veröffentlicht. Grundsätzlich rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung auf den niedrigen Niveaus. Die Krise am Immobilienmarkt dämpft die Konjunktur strukturell, während die staatlichen Konjunkturhilfen belebend wirken. Per saldo verzeichnet China damit auf absehbare Zeit ein schwaches Wachstum.
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