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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 26.9.2025 - Edgar Walk

Warum spricht niemand über den europäischen Arbeitsmarkt?

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Arbeitsmarkt in der Eurozone im Fokus

In den USA ist der Arbeitsmarktbericht seit jeher das Highlight des Monats – so wie auch am Freitag wieder. Die veröffentlichten Daten werden noch Wochen später bis in die dritte Nachkommastelle analysiert. In der Eurozone dagegen hat der Arbeitsmarktbericht noch nie eine Reaktion an den Finanzmärkten ausgelöst. Das könnte damit zusammenhängen, dass die US-Notenbank dem Arbeitsmarkt ein der Inflation ebenbürtiges Gewicht in ihrer geldpolitischen Analyse einräumt, während die EZB eigentlich nur auf die Inflation fokussiert ist. 

Engpass am Arbeitsmarkt: Rekordtiefe Arbeitslosigkeit in der Eurozone
Arbeitslosenquote in %

Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 31.7.2025

Dabei ist die Entwicklung am Arbeitsmarkt in der Eurozone bemerkenswert. Im Juli 2025 erreichte die Arbeitslosenquote mit 6,2 Prozent den niedrigsten Wert seit Einführung des Euros 1999. Gleichzeitig wuchs die Beschäftigung mit etwa 0,7 Prozent zum Vorjahr im ersten Halbjahr 2025 solide. Nur in Deutschland ist eine schwache Entwicklung zu beobachten. Dort erreichte die Arbeitslosenquote (nach der ILO-Definition) mit 3,0 Prozent im Juni 2023 einen Post-Corona-Tiefpunkt und verzeichnete seitdem einen Anstieg auf 3,7 Prozent.

Der Anstieg der Arbeitslosenquote in Deutschland war jedoch zunächst nur auf den Eintritt von Geflüchteten aus der Ukraine in den Arbeitsmarkt zurückzuführen. Die Beschäftigung in Deutschland erreichte im April 2025 mit 45,874 Millionen Beschäftigten einen Hochpunkt und ist seitdem um etwa 30.000 gefallen. Das heißt, erst seit den Zollerhöhungen der USA ist tatsächlich eine merkliche Verschlechterung am deutschen Arbeitsmarkt zu beobachten.

Eurozone: Viele Unternehmen melden immer noch Arbeitskräftemangel
Anteil der befragten Unternehmen mit gemeldetet Arbeitskräfteknappheit, in %

Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 31.8.2025

Gleichzeitig ist zu beobachten, dass immer noch ungewöhnlich viele Unternehmen in der Industrie und im Dienstleistungssektor in der Eurozone einen Mangel an Arbeitskräften melden: Knapp 25 Prozent der befragten Unternehmen im Dienstleistungssektor und etwa 15 Prozent der Unternehmen in der Industrie haben noch unbesetzte Stellen.

Interessanterweise ist die Lage in Deutschland mit etwa 33 Prozent im Dienstleistungssektor und mit 18 Prozent in der Industrie sogar noch angespannter. Offensichtlich funktioniert der Arbeitsmarkt in Europa immer noch nicht optimal, sodass umfassende Strukturreformen notwendig sind.

Eurozone: Fallende Lohndynamik signalisiert Potenzial für eine weiter fallende Arbeitslosenquote
Verbraucherpreisindex Dienstleistungen und Indeed Wage Tracker, in % ggü. Vj.

Quellen: Indeed, Eurostat, Metzler; Stand: 31.8.2025

Eine rekordniedrige Arbeitslosenquote bei gleichzeitig ungewöhnlich vielen unbesetzten Stellen bei Unternehmen würde eigentlich für eine hohe Lohndynamik und großen inflationären Druck sprechen. Tatsächlich ist aber das Gegenteil zu beobachten. Der Frühindikator für die Lohnentwicklung – der Indeed Wage Tracker – signalisiert eine Verlangsamung der Lohndynamik schon seit September 2022. Und die Inflation im Dienstleistungssektor, die maßgeblich durch die Lohndynamik bestimmt wird, verlangsamte sich ebenfalls seit August 2023. Die Grafik oben zeigt, dass die Inflation im Dienstleistungssektor bald unter 3,0 Prozent fallen könnte.

Eine Interpretation der Datenlage am Arbeitsmarkt in der Eurozone könnte sein, dass die inflationsneutrale Arbeitslosenquote merklich gefallen ist – dank der erheblichen Strukturreformen am Arbeitsmarkt in vielen Ländern wie etwa Frankreich und Italien seit der Staatsschuldenkrise 2010. Es gibt also schon Fortschritte, weitere sind notwendig.

Eurozone: Was bedeuten diese Entwicklungen für die Zukunft?

Ein Blick auf den Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Veränderung der Arbeitslosenquote zeigte von 1999 bis 2013, dass es eines Wirtschaftswachstums von mehr als 2,0 Prozent bedurfte, bis die Arbeitslosenquote einen Rückgang verzeichnete. Im Endeffekt war damals das Potenzialwachstum etwa 2,0 Prozent. Nur ein stärkeres Wachstum der Nachfrage als das des Angebots sorgte dafür (also BIP-Wachstum über Potenzial-Wachstum), dass mehr Arbeitsplätze geschaffen wurden, als es der natürliche Netto-Eintritt in den Arbeitsmarkt erfordert hätte. Seit 2014 ergibt eine statistische Analyse einen Wert von etwa 0,0 Prozent notwendigem Wirtschaftswachstum, da die Strukturreformen sehr positive Effekte hatten und entsprechend nicht viel Wachstum für ein positives Beschäftigungswachstum notwendig war. Die moderate Wachstumsbelebung, die der Economic Sentiment Index (Montag) und die Einkaufsmanagerindizes (Mittwoch und Freitag) anzeigen dürften, bedeuten, dass die Arbeitslosenquoten in der Eurozone und in Deutschland (Donnerstag und Dienstag) in den kommenden Monaten fallen könnten.

Die Arbeitslosenquote könnte damit langsam einen Punkt erreichen, an dem sich die Lohndynamik wieder beschleunigt. Zumal sich die Inflation (Mittwoch) bei etwa 2,0 Prozent eingependelt hat. Vor dem Hintergrund des jetzt schon engen Arbeitsmarkts besteht ein gewisses Risiko, dass der enttäuschend hohe Staatskonsum in Deutschland im Jahr 2026 zu einer überraschend hohen Inflation beiträgt. Die Inflationsrisiken wären deutlich niedriger, wenn die deutsche Regierung das frische Geld ausschließlich für Investitionen nutzen würde.

Insgesamt sollten vor diesem Hintergrund die Risiken von Leitzinserhöhungen der EZB im kommenden Jahr 2026 nicht unterschätzt werden – die ökonomische Schwäche der vergangenen Jahre hat nämlich nicht den Arbeitsmarkt geschwächt.

USA: Spannung am Arbeitsmarkt

Am Dienstag wird die Zahl der offenen Stellen und am Freitag der Arbeitsmarktbericht veröffentlicht. Die US-Notenbank hat zuletzt klar kommuniziert, dass nur noch der Arbeitsmarkt entscheidend für ihre Zinspolitik sei, während die Inflation keine Rolle mehr spielt. Derzeit rechnen wir mit einer stabilen Arbeitslosenquote und einem moderat positiven Beschäftigungswachstum, was ein moderates Wirtschaftswachstum signalisiert. Die Daten dürften damit im Einklang mit einer Leitzinssenkung auf der nächsten Sitzung der Fed Ende Oktober stehen. Zudem werden noch das Konsumentenvertrauen am Dienstag, der ISM-Index am Mittwoch und der ISM-Nonmanufacturing-Index am Freitag veröffentlicht.

Die für den US-Aktienmarkt relevante Frage ist in diesem Zusammenhang: Werden die Leitzinsen in den USA gesenkt, ohne dass eine Rezession eintritt – oder nur im Zuge einer Rezession? Ist also die US-Notenbank vor oder hinter der Konjunktur-Kurve? In der Vergangenheit sorgten Leitzinssenkungen in einem positiven konjunkturellem Umfeld für Kursgewinne am Aktienmarkt, während sie in Rezessionsphasen empfindliche Kursverluste nicht verhindern konnten. 

Japan: Ultralockere Geldpolitik im Fokus

Ein nominales Wirtschaftswachstum von knapp 5,0 Prozent im zweiten Quartal bei einem Leitzins von 0,5 Prozent ist eine sehr ultralockere Geldpolitik, die hoch inflationär auf Asset-Preise und Konsumentenpreise wirkt. Es gibt zwei Gründe, warum in solch einem Umfeld die Geldpolitik trotzdem nicht wirkt:

  1. Wenn das Banken- bzw. Finanzsystem nicht funktioniert – aufgrund eines hohen Bestands an versteckten faulen Krediten.
  2. Wenn die Unternehmen und die privaten Haushalte noch ein Trauma großer Verluste aus einer vergangenen Finanzmarktkrise haben bzw. ihre Bilanzen in Schieflage sind.

Japan litt unter diesen beiden Gründen über mehr als 20 Jahre, von etwa 1990 bis 2013. Die Banken sind jetzt wieder in guter Verfassung und der private Sektor ist wieder risikofreudig. Dementsprechend ist mit positiven Konjunkturdaten wie den Einzelhandelsumsätzen und der Industrieproduktion (jeweils Dienstag), dem Tankan-Index (Mittwoch) sowie dem Konsumentenvertrauen (Donnerstag) zu rechnen. Auch in Japan ist der Arbeitsmarkt (Freitag) schon sehr eng, dürfte aber aufgrund der demografischen Entwicklung noch viel enger werden. Japan befindet sich also in einer Phase mit dem Potenzial merklich steigender Asset- und Konsumentenpreise.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chief Economist , Metzler Asset Management

Edgar Walk joined Metzler in 2000. As Chief Economist in the asset management division, he is responsible for formulating our global economic outlook. Due to his close cooperation with the portfolio management, he focuses on capital market themes as well as on global economic analyses. Mr. Walk holds a master’s degree in economics from the University of Tübingen in Germany and spent a semester at the University of Doshisha in Kyoto, Japan. In addition, he completed the program “Advanced Studies in International Economic Policy Research“ at the Institute of World Economy in Kiel, Germany.

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