Wird China das neue Japan?
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China im Fokus
In der kommenden Woche werden am Montag die Daten zum BIP Chinas im dritten Quartal veröffentlicht. Gleichzeitig werden noch die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion für den Monat September bekannt gegeben.
Schon seit etwa drei Jahren gibt es eigentlich nichts Neues aus China: Der Immobilienmarkt befindet sich in einer Dauerkrise, die Binnennachfrage ist schwach und die Preise fallen. Nur der Export und die öffentlichen Investitionen tragen nennenswert zum Wachstum bei. Das heißt, der chinesische Staat nimmt Kredite auf, um die Wirtschaft mit öffentlichen Ausgaben zu stabilisieren. Interessanterweise nimmt er aber nur so viel Kredit auf, um die Wirtschaft gerade über Wasser zu halten. Der fiskalische Impuls ist daher nicht groß genug, um die Deflation zu beenden.
Den gleichen Fehler beging auch die japanische Regierung in den 1990er-Jahren. Die Sorge der japanischen Regierung war damals, dass große und mehrjährige Staatsausgabenprogramme die Staatsverschuldung erheblich erhöhen könnten. Die Zurückhaltung war aber kontraproduktiv, da die japanische Regierung in einem deflationären Umfeld immer wieder konjunkturstabilisierend eingreifen musste, sodass paradoxerweise die Staatsverschuldung stetig wuchs und Rekordwerte erreichte.
Quellen: People's Bank of China, Metzler; Stand: 30.9.2025
Dasselbe Bild zeigt sich auch in China, wo die Regierung immer wieder auf die Konjunkturschwäche mit neuen Programmen reagieren muss. Die Gesamtfinanzierung der Volkswirtschaft (Total Social Financing) stieg im September auf 437,08 Billionen Yuan und erreichte damit einen Rekordwert. Die Finanzierung durch Aktienemissionen spielt dabei keine nennenswerte Rolle, sodass die Daten maßgeblich die Verschuldungsdynamik widerspiegeln. Relativ zur Wirtschaftsleistung betrug der Wert etwa 316 Prozent des BIP. Es hat sich damit ein rasant steigender Trend seit dem Einsetzen der Deflation etabliert.
Quellen: Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, Metzler; Stand: 31.3.2025
Die Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zur Verschuldung des Staates, der Unternehmen und der privaten Haushalte im Verhältnis zum BIP gehen nur bis Ende März 2025. In China betrug der Wert 292 Prozent des BIP und war damit in etwa auf einem vergleichbaren Niveau zu den Daten zur Gesamtfinanzierung der Volkswirtschaft (die Differenz ist die Finanzierung durch Aktienemissionen).
Im Gegensatz dazu fiel die Verschuldung in den USA von 294 Prozent im vierten Quartal 2020 auf 250 Prozent im ersten Quartal 2025. Vor allem die hohe Inflation in den Jahren von 2021 bis 2023 sorgte dabei für den Rückgang der Verschuldung.
Die niedrigen Zinsen in China – die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen handelt derzeit etwa bei 1,75 Prozent – und die Deflation signalisieren, dass der private Sektor nach wie vor eine hohe Sparquote hat und es für den Staat problemlos ist, Kredit aufzunehmen.
In der kommenden Woche findet das 5. Plenum des 20. Zentralkomitees statt. Es wäre eigentlich eine gute Gelegenheit, grundsätzliche Reformen in China in Kombination mit einem großen und mehrjährigen Staatsausgabenprogramm zu beschließen. Ein großer Ausgabenschub könnte dabei die Deflation beenden und eine positive konjunkturelle Eigendynamik auslösen.
Eigentlich hatte ich schon für dieses Jahr mit einem größeren Stimulus in China gerechnet. Sollte die chinesische Regierung jedoch keine größeren wirtschaftspolitischen Änderungen beschließen, würde sich der Trend einer rapide steigenden Verschuldung einfach weiter fortsetzen.
Das Beispiel Japan zeigt, dass es durchaus über viele Jahre hinweg problemlos möglich ist. Der Preis dafür ist aber eine anhaltende Wirtschaftsschwäche und eine Deflation. Vor allem verfestigt sich zunehmend bei der Bevölkerung und den Unternehmen eine Deflationspsychologie, die nur sehr schwer wieder geheilt werden kann. Diese bewirkt eine hohe Sparneigung und eine sehr geringe Risiko- und Investitionsbereitschaft. Unter anderem werden fallende Preise am Immobilienmarkt zu einer permanenten selbsterfüllenden Dynamik.
USA: Inflationsdaten im Fokus
Am Mittwoch sollen nunmehr die Inflationsdaten für September veröffentlicht werden. Frühindikatoren wie die Preissetzungsabsichten der Unternehmen signalisieren eine merkliche Beschleunigung in den kommenden Monaten. Es besteht jedoch eine gewisse Unsicherheit, ob die offiziellen Daten dies so widerspiegeln werden.
Darüber hinaus kommen noch die Umsätze bestehender Wohnimmobilien (Donnerstag) und die Neubauverkäufe (Freitag). Der Wohnimmobilienmarkt dürfte in einer anhaltend schwierigen Lage bleiben, da die 30-jährigen Hypothekenzinsen bisher kaum gefallen und die Preise immer noch für viele unerschwinglich sind.
Eurozone: Zwischen Bangen und Hoffen
Die höheren US-Zölle belasten die Wirtschaft der Eurozone schon jetzt erheblich – insbesondere die deutsche Industrie ist unter Druck, die derzeit fast täglich neue Entlassungen vermeldet. Gleichzeitig lassen die Impulse höherer Staatsausgaben in Deutschland auf sich warten.
Dementsprechend ist der Pessimismus wieder zurückgekehrt. So erwartet der Internationale Währungsfonds, dass sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone von 1,2 Prozent in diesem Jahr auf nur noch 1,1 Prozent im Jahr 2026 abschwächt. Ein Grund dafür ist die Erwartung, dass sich das Wirtschaftswachstum in Spanien von 2,9 Prozent in diesem Jahr auf 2,0 Prozent 2026 abschwächt. Gleichzeitig rechnet der IWF damit, dass sich das Wachstum in Deutschland von 0,2 Prozent auf 0,9 Prozent beschleunigt.
Ich sehe einen stärkeren positiven Effekt der höheren deutschen Staatsausgaben und rechne immer noch mit einer Wachstumsbeschleunigung auf 1,5 Prozent. Vor diesem Hintergrund sehe ich auch eher positives Überraschungspotenzial beim Konsumentenvertrauen (Donnerstag) und bei den Einkaufsmanagerindizes (Freitag).
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