Getrennte Wege in der Geldpolitik: BoJ strafft, Fed lockert, EZB hält Kurs
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EZB: Kaum Signale für Leitzinssenkungen
Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte am Donnerstag eine abwartende Haltung einnehmen. Die Arbeitslosenquote (Donnerstag) in der Eurozone ist immer noch nahe dem Rekordtief. Auch dürfte die Inflation (Freitag) bei über 2,0 Prozent verharren und somit kein starkes Signal für eine Leitzinssenkung senden.
Dagegen drohen die Wirtschaftsdaten eher zu enttäuschen und eine Stagnation der Wirtschaft der Eurozone zu signalisieren. Die negativen Auswirkungen des Handelskonflikts bremsen das Wachstum, während die positiven Effekte höherer Staatsausgaben noch auf sich warten lassen. Der Handelskonflikt bedeutet weniger Exporte in die USA und eine verschärfte Importkonkurrenz aus China. Chinesische Exporteure, die ihre Güter nicht mehr in den USA verkaufen können, haben ihre Preise für Exporte in der Eurozone zuletzt erheblich gesenkt.
Dementsprechend rechnen wir mit einem schwachen Wirtschaftswachstum (Donnerstag) im dritten Quartal, einem Rückgang des europäischen Geschäftsklimaindex (Donnerstag) und einem schwachen ifo-Index. Leichte Impulse könnten von den privaten Haushalten kommen, die ihre Sparquote in diesem Jahr etwas reduziert haben. So könnte die Wohnungskreditnachfrage (Montag) gestiegen sein und sich das gfk-Konsumentenvertrauen verbessert haben.
Trotz der schwierigen Lage gibt es keinen Grund für Pessimismus. Die Staatsausgaben in Deutschland werden 2026 deutlich steigen – auch weil eigentlich schon geplante Ausgaben für 2025 erst dann umgesetzt werden können. Davon wird ein starker positiver Impuls für die deutsche Wirtschaft ausgehen. Wir bleiben bei unserer bisherigen Prognose und erwarten ein Wirtschaftswachstum von 1,5 Prozent für die Eurozone und für Deutschland im Jahr 2026.
Fed: Arbeitsmarkt im Fokus
Die US-Notenbank steht unter erheblichem politischem Druck. Möchte sie als einigermaßen unabhängige Institution überleben, kann sie keine Rezession zulassen, da sie sonst zum Sündenbock gemacht werden würde. Das heißt, der Fokus der Geldpolitik dürfte zuallererst auf dem Arbeitsmarkt liegen und erst an zweiter Stelle auf der Inflation. Die Umfrage zu der erwarteten Entwicklung der Arbeitslosenquote in den kommenden zwölf Monaten im Rahmen der Umfrage zum Konsumentenvertrauen der University of Michigan zeigte zuletzt Werte, die in der Vergangenheit nur bei Rezessionen auftraten. Werden die Umfrageergebnisse des Konsumentenvertrauens des Conference Boards zum Arbeitsmarkt (Dienstag) ähnlich schlecht ausfallen?
Quellen: University of Michigan, Metzler; Stand: 30.9.2025
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die US-Wirtschaft derzeit zweigeteilt ist: Ein kleiner Teil boomt dank des KI-Hype, während der größere Teil eher stagniert. Der KI-Boom ist jedoch so immens, dass er nahezu allein für das gesamte Wirtschaftswachstum in diesem Jahr verantwortlich ist. Das heißt, die schwachen Umfragen zum Arbeitsmarkt kommen überwiegend vom stagnierenden Teil der US-Wirtschaft. Derzeit zeigen die Schätzungen ein Wirtschaftswachstum (Donnerstag) von etwa 3,0 Prozent im dritten Quartal, wobei noch unsicher ist, ob die Daten aufgrund des Regierungsstillstands veröffentlicht werden.
Gleichzeitig wird (wahrscheinlich) der Kern-Konsumentenpreisdeflator am Freitag veröffentlicht. Die Frühindikatoren signalisieren eine merkliche Beschleunigung der Inflation in den kommenden Monaten. Eigentlich ist es für eine Zentralbank eine schlechte Optik, in Phasen steigender Inflation den Leitzins zu senken. Argumentativ dürfte ein solches Vorgehen mit dem einmaligen Effekt der Zölle auf das Preisniveau begründet werden, verbunden mit der Erwartung, dass die Inflation nächstes Jahr deutlich fallen wird.
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 31.8.2025
Vor diesem Hintergrund dürfte die US-Notenbank wie erwartet den Leitzins am Mittwoch senken. Insgesamt erwarten wir danach noch drei Zinssenkungsschritte auf einen Korridor von 3,0 bis 3,25 Prozent. Darüber hinaus gab es zuletzt gefährliche Liquiditätsengpässe am Geldmarkt, die eine Folge des „Quantitative Tightening (QT)“ der Fed sind. Die US-Notenbank dürfte daher auch ein Ende des QT beschließen – für die Finanzmärkte hoffentlich schon ab Ende Oktober.
BoJ: Geldpolitik bleibt ultralocker
Auch die Bank von Japan (BoJ) steht vermutlich unter politischem Druck, den Leitzins nur geringfügig und langsam anzuheben – zumindest nach vergangenen Aussagen der neuen Premierministerin zu urteilen. Gemäß der Entwicklung am Arbeitsmarkt (Freitag) und der Inflation (Freitag) sollte die Bank von Japan den Leitzins eigentlich schon nächste Woche anheben. Derzeit sieht es aber eher danach aus, als würde die Bank von Japan erst im Dezember den Leitzins von 0,5 Prozent auf 0,75 Prozent anheben. Damit wird es vorerst bei einer ultralockeren Geldpolitik bleiben – und somit bei einer Politik der Aktien- und Immobilienpreismegainflation. Der Trend des nominalen Wirtschaftswachstums ist nämlich ein guter Proxy für den neutralen Gleichgewichtszins. Bei einem nominalen Wachstumstrend von etwa 4,0 Prozent besteht eine extreme Lücke zum aktuellen Leitzins.
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