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CIO:view | Volkswirtschaft - 15.10.2025

Im Euroraum ist der Zinssenkungszyklus beendet, in den USA und Japan steht die Geldpolitik vor Herausforderungen

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Eurozone: Leitzinserhöhungen im zweiten Halbjahr 2026?

Der europäische Arbeitsmarkt ist eng: Die Arbeitslosenquote liegt auf Rekordtief, Unternehmen melden weiterhin große Personalengpässe und die einsetzende moderate Konjunkturerholung dürfte die Beschäftigung weiter antreiben. Obwohl die Lohndynamik zuletzt nachließ, droht bei weiter sinkender Arbeitslosigkeit eine erneute Beschleunigung, verstärkt durch den absehbar hohen deutschen Staatskonsum im kommenden Jahr. Trotz einer Inflation, die sich um 2,0 Prozent stabilisiert hat, könnte die Europäische Zentralbank daher im zweiten Halbjahr 2026 gezwungen sein, die Zinsen anzuheben, um eine Überhitzung von Löhnen und Preisen mit Blick auf das Jahr 2027 zu verhindern.

Rekordtiefe Arbeitslosigkeit in der Eurozone
Arbeitslosenquote in %

Quelle: Metzler

Stand: 31.7.2025

USA: KI-Boom sorgt für positive Überraschung

Die Investitionen in Rechenzentren in den USA dürften in diesem Jahr rund 1,2 Prozent des US-Bruttoinlandsproduktes (BIP) ausmachen. Das ist vergleichbar mit dem Investitionsboom in Glasfasernetzwerke im Jahr 2000, liegt aber deutlich unterhalb der Investitionen in das Eisenbahnnetz im 19. Jahrhundert. Die Investitionen der Technologieunternehmen trugen in den zwölf Monaten bis Juni 2025 knapp die Hälfte zum US-Wirtschaftswachstum bei, was ein historisch außergewöhnlich hoher Wachstumsbeitrag ist. Grundsätzlich sehen wir noch großes Potenzial beim Thema Künstliche Intelligenz, sodass wir unsere Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft angehoben haben – trotz der negativen Auswirkungen der Zoll- und Einwanderungspolitik. Eigentlich müsste in diesem Umfeld die US-Notenbank nicht den Leitzins senken, der politische Druck für eine weitere geldpolitische Lockerung ist aber immens. 

Japan: Ultralockere Geldpolitik der Bank von Japan

Japan erlebt nach drei Jahrzehnten Stagnation einen kräftigen Aufschwung. Die lange Phase der Deflation ist vorbei: Aktien- und Immobilienpreise steigen, Löhne legen zu und das nominale BIP wächst mit nahezu 5,0 Prozent so stark wie seit den 1980er-Jahren nicht mehr. Die Geldpolitik wirkt wieder – aber genau darin liegt die neue Herausforderung. Die Bank von Japan hält den Leitzins bei 0,5 Prozent, obwohl die Wirtschaft heiß läuft. Das ist ein riskantes Spiel: Die ultralockere Geldpolitik befeuert nicht nur die Nachfrage, sondern auch Vermögens- und Verbraucherpreise. Ein zu spätes Gegensteuern könnte eine Finanzblasen-Ökonomie schaffen. Gleichzeitig fürchtet Tokio die Nebenwirkungen eines Zinsschocks: Der Staat ist hoch verschuldet und ein zu schneller Zinsanstieg könnte die fragile Balance gefährden. Die Bank von Japan muss also stetig den Leitzins anheben, ohne die Finanzmärkte zu verunsichern. Steigende Renditen in Japan könnten dazu führen, dass japanisches Kapital aus den USA und Europa zurückfließt, was die globalen Zinsstrukturkurven versteilern würde. Darüber hinaus könnte ein Ende des berühmten Yen-Carry-Trades, bei dem Investoren in Yen verschuldet global anlegen, zu erhöhter Volatilität führen. Kurzum: Japans Rückkehr zum „normalen“ Wirtschaftszyklus ist eine gute Nachricht, sie bedeutet mehr Dynamik in einem alternden Land. Aber sie ist auch ein Stresstest für die globalen Kapitalmärkte, die sich an jahrzehntelang billiges japanisches Geld gewöhnt haben.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt
Metzler Asset Management