Eine Leitzinserhöhung der EZB im Juli ist eine gute Idee
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In dieser Woche sagte Pierre Wunsch, Präsident der Belgischen Zentralbank, dass er offen für eine Leitzinserhöhung der EZB im Juli sei. Vor dem Hintergrund eines voraussichtlichen Anstiegs der Kerninflation (Freitag) im April auf 3,1 Prozent – und eines merklichen Anstiegs der langfristigen Inflationserwartungen – wäre ein Zinsschritt schon im Juli dringend geboten. Die Inflationsswaps in 5 Jahren über dann 5 Jahre sind nämlich von 0,7 Prozent im März 2020 auf zuletzt 2,43 Prozent gestiegen. Nach unseren Berechnungen beinhalten die Inflationsswaps eine Risikoprämie von 25 Basispunkten. Das heißt die Finanzmarktakteure erwarten, dass die durchschnittliche Inflationsrate zwischen 2027 und 2032 bei etwa 2,18 Prozent liegen dürfte – und damit über dem Inflationsziel der EZB. Es gibt also schon erste Anzeichen dafür, dass die EZB dabei ist, ihre Glaubwürdigkeit zu verspielen.
Die hohe Inflation geht mit einem niedrigen Wachstum einher – also mit einer Stagflation. So dürften der ifo-Index (Montag), der Geschäftsklimaindex der EU (Donnerstag) und das Wirtschaftswachstum (Freitag) im ersten Quartal enttäuscht haben und einen nur schleppenden Wachstumsverlauf in Europa anzeigen. Der Grund dafür sind Angebotsengpässe – vor allem Probleme mit den Lieferketten infolge des Ukraine-Kriegs und des Lockdowns in China.
Eine lockere Geldpolitik würde in diesem Fall das Wachstum nicht stimulieren können. Daher wäre eine Leitzinserhöhung im Juli mehr als gerechtfertigt. Zumal die Risiken einer Lohn-Preis-Spirale vor dem Hintergrund rekordniedriger Arbeitslosenquoten sehr hoch sind.
Widerstandsfähige US-Konjunktur
Diese Woche stieg die Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen wieder über das Niveau der Rendite 2-jähriger US-Staatsanleihen und handelte etwa 20 Basispunkte höher. Die nunmehr leicht steile Renditestrukturkurve bedeutet, dass die Finanzmarktakteure die US-Wirtschaft als resilient genug einstufen, die erwarteten Leitzinserhöhungen zu verkraften. Dazu gehört ein ordentliches Wirtschaftswachstum (Donnerstag) im ersten Quartal und ein stabiles Konsumentenvertrauen (Dienstag). Insbesondere die Einschätzung der Lage am Arbeitsmarkt der Konsumenten hat sich in der Vergangenheit als ein ungemein wertvoller Rezessionsfrühindikator erwiesen. Trotzdem dürfte den Leitzinserhöhungen ein Bremseffekt folgen – erfahrungsgemäß als erstes am Immobilienmarkt sichtbar: Neubauverkäufe (Dienstag) und Immobilienpreise (Dienstag).
Darüber hinaus wird noch der Arbeitskostenindex (Freitag) veröffentlicht. Im vierten Quartal 2021 verzeichnete er einen Anstieg von 4,0 Prozent zum Vorjahr. In der Vergangenheit sorgte ein beschleunigtes Wachstum der Lohnkosten Margendruck bei den Unternehmen, da sie die gestiegenen Kosten nicht vollständig überwälzen konnten. Im ersten Quartal scheint jedoch der Margendruck bei den US-Unternehmen noch kein großes Thema gewesen zu sein: Die Unternehmen scheinen aktuell noch die gestiegenen Kosten eins zu eins an die Konsumenten weitergeben zu können. In den kommenden Quartalen besteht jedoch das Risiko, dass der historisch beobachtbare Zusammenhang zwischen Arbeitskosten und Gewinnmargen wieder gilt.
China: in einem schwierigen Umfeld
Die strengen Lockdowns in China bedeuten, dass der Güterverkehr nur sehr eingeschränkt funktioniert und der Dienstleistungssektor mit großen Ausfällen zu kämpfen hat. Auch verschlechterte sich zuletzt wieder die Lage am Immobilienmarkt. Die chinesische Wirtschaft befindet sich also in einer äußerst schwierigen Lage – wie schwierig, werden die Einkaufsmanagerindizes wie der Caxin-PMI am Freitag zeigen.
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