Anzeichen für Wiederbelebung der US-Konjunktur mehren sich
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Stellen Sie sich vor, dass Sie mit Ihrem Auto zügig auf der Autobahn fahren und etwas unachtsam sind. Sie sehen den Stau daher spät und müssen deshalb etwas stärker auf die Bremse treten. Zunächst verlangsamt sich das Auto auch wie gewünscht – nach einer kurzen Weile beschleunigt es sich aber wieder völlig überraschend. Was ist passiert?
Für die US-Notenbank fühlt es sich derzeit so an. Denn seit einigen Wochen ist eine nennenswerte Verbesserung der Konjunkturdaten zu beobachten. Insbesondere der frühzyklische Wohnimmobilienmarkt zeigte eine unerwartete Stärke. Aber auch das Konsumentenvertrauen verzeichnete in dieser Woche einen Sprung, und die Einschätzung der Konsumenten zur Lage am Arbeitsmarkt verbesserte sich merklich.
Der US-Arbeitsmarkt dürfte also robust bleiben – wie die Zahl der offenen Stellen (Donnerstag) und die Arbeitslosenquote (Freitag) zeigen dürften. Die Wahrscheinlichkeit für eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote auf etwa 3,7 Prozent bis Jahresende ist vor dem Hintergrund der verbesserten frühzyklischen Branchen also hoch. Die US-Notenbank rechnete zuletzt dagegen noch mit einem Anstieg der Arbeitslosenquote bis auf 4,1 Prozent bis Jahresende. Koinzidente Konjunkturdaten wie der ISM-Index (Montag) und der ISM-Index des Dienstleistungssektors (Donnerstag) dürften in diesem Umfeld auch im Juni leicht gestiegen sein.
Die US-Geldpolitik ist zwar für sich gesehen restriktiv ausgerichtet, braucht aber die Hilfe der Finanzmärkte und des Bankensystems, um durch eine Verschlechterung der allgemeinen Finanzierungsbedingungen wirksam zu werden. Vermutlich hatte aber die sehr großzügige Rettung der US-Banken wieder eine neue Liquiditätsflut der Finanzmärkte und des Bankensystems zur Folge, die nun die Wachstumsbelebung ermöglicht.
Die Folge dürfte sein, dass die US-Notenbank nun noch stärker auf die Bremse treten wird – mit zwei Leitzinserhöhungen im Juli und November. Die spannende Frage wird aber sein, was die Auswirkungen der Wachstumsbeschleunigung auf die Inflation sind. Wird sich die Kerninflation erneut beschleunigen?
Die historischen Erfahrungen sprechen dafür, dass die Kerninflation eher hartnäckig hoch bleiben könnte.
Eurozone: Abschwungstendenzen überwiegen
Die Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) werden aller Wahrscheinlichkeit nach einen merklichen Rückgang und damit eine Abkühlung der Konjunktur signalisieren. Die Leitzinserhöhungen der EZB scheinen somit die europäische Wirtschaft deutlich stärker zu belasten als die Leitzinserhöhungen der Fed die US-Wirtschaft. Ein Grund dafür könnte sein, dass die EZB den Banken in der Eurozone keine zusätzliche Liquidität im Zuge der Krise um die Credit Suisse bereitstellte. Es fehlte also ein expansiver geldpolitischer Impuls wie in den USA. Wir sehen daher auch nur noch einen Zinsschritt der EZB auf 3,75 Prozent.
Die Inflation war in der Vergangenheit jedoch oft hartnäckig hoch, nachdem sie erst einmal gestiegen ist. Die Hürde für Leitzinssenkungen der EZB dürfte daher sehr hoch liegen.
Deutschland ist mittlerweile nicht nur im Fußball Schlusslicht, sondern auch im wirtschaftlichen Vergleich. Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr, die Energieversorgung nach Russland, die Nachfrage nach China und die Sicherheit an die USA auszulagern. Die deutschen Konjunkturdaten werden voraussichtlich ein düsteres Bild zeichnen: Exporte (Dienstag), Auftragseingänge (Donnerstag) und Industrieproduktion (Freitag).
Deutschland muss seine Binnennachfrage stärken, d.h. mehr Investitionen in Bildung, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung. Auch bedarf es eines positiven Umfelds für Unternehmen, die zuletzt sehr geringe Investitionsquoten hatten.
Japan: Positive Konjunkturentwicklung
Die Konjunkturdaten zeigen, dass sich die japanische Wirtschaft solide entwickelt. Die erste Schätzung der Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) zeigte zwar einen Rückgang, aber die Niveaus stehen immer noch im Einklang mit einem Wirtschaftswachstum von etwa 1,0 Prozent. Der Tankan-Index (Montag) dürfte dies mehr oder weniger bestätigen.
Enttäuschend ist bisher der Verlauf der Löhne (Freitag). Der enge Arbeitsmarkt und die gute konjunkturelle Entwicklung hätten eigentlich für eine deutlich stärkere Lohndynamik gesprochen. Das ist sicherlich auch der Grund, warum die Bank von Japan bisher nicht gehandelt hat.
Die anhaltend ultralockere Geldpolitik in Japan hat aber eine Währungsschwäche des japanischen Yen zu Folge. Damit steigen die Importpreise und sinken die Reallöhne. Die Bank von Japan zwingt somit die Arbeitnehmer für höhere Löhne zu kämpfen, da sie ansonsten stetig an Kaufkraft verlieren.
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