Kommt die Bondrisikoprämie zurück?
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USA: Uneinheitliche Konjunkturdaten
Sollte es tatsächlich zu einem „Shutdown“ in den USA kommen, würden sehr wahrscheinlich aufgrund der Schließung der Statistikbehörde die Daten zum Arbeitsmarkt (Freitag) und die Inflationsdaten eine Woche später nicht veröffentlicht werden. Darüber hinaus würde ein Shutdown natürlich auch (hoffentlich nur kurzfristige) negative Auswirkungen auf die Konjunktur haben. Ebenfalls gehen vom Streik in der US-amerikanischen Automobilindustrie zusätzliche negative Effekte aus – auch hier hoffentlich nur kurzfristig.
Wahrscheinlich dürfte es in den kommenden Wochen schwer werden, den zugrundliegenden Wachstumstrend der US-Wirtschaft zu lesen. Immerhin werden aber noch der ISM-Index (Montag) und der ISM-Index des Dienstleistungssektors (Mittwoch) veröffentlicht – sowie die Zahl der offenen Stellen.
Ein Shutdown wäre ein weiteres Signal einer dysfunktionalen politischen Lage in den USA. In den kommenden Jahren werden jedoch erhebliche fiskalische Ressourcen aufgebracht werden müssen, um die Verpflichtungen der „Social Security- und Medicare-Programme“ zu erfüllen. Die Folge wären ausufernde Budget-Defizite. Vor diesem Hintergrund besteht ein großes Risiko, dass die Anleihemärkte nervös werden und eine Risikoprämie für langlaufende Staatsanleihen fordern. Mehr dazu gleich.
Eurozone: Abschwungstendenzen verstärken sich
Die Einkaufsmanagerindizes (Montag und Mittwoch) dürften bestätigen, dass sich die Wirtschaft in der Eurozone in einem Umfeld mit Nullwachstum bzw. leicht negativem Wachstum befindet. Vor allem die deutsche Wirtschaft zeigt derzeit Schwäche, wie merklich sinkende Industrieaufträge (Freitag) belegen dürften.
Trotz der Konjunkturschwäche dürfte es der EZB schwerfallen, den Leitzins bald zu senken, da der Arbeitsmarkt (Freitag) unglaublich stark ist. Europäische Unternehmen leiden nämlich immer noch unter einer strukturellen Arbeitskräfteknappheit und wollen daher kaum Entlassungen vornehmen.
Hinzu kommt, dass der steigende Ölpreis in den kommenden Monaten wieder zu höheren Inflationsraten beitragen könnte. Der Ölpreis ist dabei zu einem politischen Preis geworden, da die Angebotseinschränkungen der OPEC+ nach Berechnungen von JP Morgan zu 75 Prozent für den Preisanstieg der vergangenen Wochen verantwortlich sind. Es besteht das Risiko, dass Russland die Produktion weiter einschränkt, um im herannahenden Winter für politische Unruhen in den westlichen Ländern zu sorgen.
Neue Zinsprognosen
Wir haben dem veränderten Umfeld Rechnung getragen und unsere Prognosen angepasst. Wir sehen allenfalls eine Chance auf Leitzinssenkungen der EZB und der Fed im vierten Quartal 2024.
Quellen Refinitiv Datastream, Bloomberg, Metzler; 31.8.2023
Quellen: Refinitiv Datastream, Bloomberg, Metzler; 31.8.2023
Der Leitzins in der Eurozone befindet sich nach der Erhöhung der EZB im September auf 4,0 Prozent im restriktiven Bereich, der die Wirtschaft bremst. Die in der Tendenz schrumpfende Kreditvergabe der Banken ist ein Beleg dafür. Derzeit wird das konjunkturneutrale Leitzinsniveau in der Eurozone etwa bei 2,0 Prozent bis 2,5 Prozent geschätzt. Die EZB wird also perspektivisch den Leitzins wieder senken.
Aufgrund der hohen Inflation sehen wir jedoch mit Blick auf das nächste Jahr eine hohe Hürde dafür. Gleichzeitig bieten langlaufende Anleihen momentan keinen Mehrertrag gegenüber kurzlaufenden Anleihen. Anleger werden also nicht für das Durationsrisiko entschädigt – in einem Umfeld, in dem sich die Staatsfinanzen rapide verschlechtern. Die Anleger könnten also zunehmend eine Bondrisikoprämie einpreisen. Wir können uns vorstellen, dass die Rendite 10-jähriger US-Treasuries bis auf 5,5 Prozent steigt und die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen bis auf 3,5 Prozent – innerhalb der nächsten sechs Monate.
Die höheren Renditen bieten aber für Anleger auch wieder Chancen. So schätzen wir, dass europäische Staatsanleihen im Durchschnitt etwa 4,0 Prozent pro Jahr in den nächsten 10 Jahren erwirtschaften können.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.8.2023
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.8.2023
Japan bleibt stabil
Die Geldpolitik ist in Japan zum ersten Mal seit Einsetzen der Deflation expansiv (siehe Wochenausblick der vergangenen Woche). Damit bestehen guten Chancen, dass die Konjunkturdaten in Japan einigermaßen gut bleiben: Tankan-Umfrage (Montag), Einkaufsmanagerindizes.
Trotz der guten konjunkturellen Lage ist das Lohnwachstum (Freitag) immer noch sehr träge – bei etwa 1,8 Prozent. Damit sich die binnenwirtschaftlich generierte Inflation bei 2,0 Prozent etabliert, müssen die Löhne um mehr als 3,0 Prozent steigen (3 Prozent Löhne – 1 Prozent Produktivität = 2 Prozent Lohnstückkosten). Die Bank of Japan wird erst dann ihre Zinspolitik anpassen.
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