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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 12.12.2025 - Edgar Walk

Der Brexit ist für Großbritannien eine größere Katastrophe als die Finanzmarktkrise 2008

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Der Brexit erweist sich im Lichte neuerer Forschung als deutlich kostspieliger, als selbst viele pessimistische Prognosen vor dem Referendum unterstellt hatten. Aktuelle Schätzungen von Bloom et al.1 zeigen, dass das britische BIP pro Kopf bis 2025 um rund 6–8 Prozent unter dem Niveau liegt, das ohne EU-Austritt zu erwarten gewesen wäre. Die Unternehmensinvestitionen sind sogar um 12–18 Prozent, Beschäftigung und Produktivität um jeweils 3–4 Prozent gedrückt worden. Methodisch kombinieren die Autoren einen makroökonomischen Ansatz – den Vergleich der britischen Entwicklung mit einer synthetischen Doppelgänger-Ökonomie, zusammengesetzt aus Teilen von 33 fortgeschrittenen Volkswirtschaften – mit mikroökonometrischen Auswertungen von Firmendaten aus dem Decision Maker Panel, bei denen besonders EU-exponierte Unternehmen in einer Analyse jenen mit geringer Exponierung gegenübergestellt werden.

 

Die wirtschaftlichen Auswirkungen des Brexits sind verheerend

Schätzungen auf Basis des mikro- und makroökonomischen Ansatzes, in %

BIP
BIP
Quellen: https://cepr.org/voxeu/columns/brexits-slow-burn-hit-uk-economy, Metzler; Stand: 30.11.2025
Unternehmensinvestitionen
Investitionen
Quellen: https://cepr.org/voxeu/columns/brexits-slow-burn-hit-uk-economy, Metzler; Stand: 30.11.2025
Beschäftigung Geamtwirtschaft
Beschäftigung
Quellen: https://cepr.org/voxeu/columns/brexits-slow-burn-hit-uk-economy, Metzler; Stand: 30.11.2025
Produktivität Gesamtwirtschaft
Produktivität
Quellen: https://cepr.org/voxeu/columns/brexits-slow-burn-hit-uk-economy, Metzler; Stand: 30.11.2025

Das Ergebnis dieser doppelten Evidenz ist eindeutig: Der EU-Austritt hat der britischen Wirtschaft einen langanhaltenden, „schwelenden“ Schaden zugefügt, dessen kumulierte Verluste inzwischen deutlich über den vor dem Referendum erwarteten, langfristigen Wohlstandseinbußen von rund 4,0 Prozent liegen. Auch sind die durch den Brexit entstandenen Verluste deutlich größer als in der Finanzmarktkrise 2008/09, als ein Minus von 5,3 Prozent des BIPs pro Kopf im Jahr 2009 zu Buche schlug. Die ökonomischen Studien waren also zu konservativ.

Es ist überraschend, dass der Chefarchitekt des Brexits, Nigel Farage, mit seiner Partei „Reform UK“ derzeit in den Umfragen mit etwa 27 Prozent vor der Labour Partei mit etwa 18 Prozent führt. Offensichtlich spielen ökonomische Überlegungen derzeit bei den Wahlabsichten der Wähler in Großbritannien nur eine stark untergeordnete Rolle.

Insgesamt zeigt dies eindrücklich, wie wichtig die EU und der europäische Binnenmarkt für Deutschland sind. Vor dem Hintergrund der strukturellen Wachstumsschwäche sollten die EU-Kommission und die Bundesregierung schnellstmöglich eine Strategie vorlegen, den europäischen Binnenmarkt zu vertiefen. Ökonomische Studien zeigen, dass daraus signifikante positive Wachstumsimpulse für Deutschland und Europa entstehen könnten.  

Im Endeffekt ist der Brexit ein Angebotsschock infolge einer verschärften Unsicherheit und einer massiven Verteuerung des Außenhandels. Dementsprechend geht schwaches Wirtschaftswachstum mit einer hohen Inflation und hohen Leitzinsen einher. Unter den entwickelten Volkswirtschaften hat Großbritannien derzeit den höchsten Leitzins von 4,0 Prozent, der die Zinslast des Staates erheblich belastet. Die Bank von England dürfte zwar am Donnerstag den Leitzins auf 3,75 Prozent senken, das Zinssenkungspotenzial ist jedoch bei einer Inflationsrate von 3,6 Prozent stark eingeschränkt. Die ökonomischen Perspektiven für Großbritannien sind somit eher düster.

USA: Trumps Zollpolitik wirkt wie der Brexit

Es hat etwa neun Jahre gedauert, um den wirtschaftlichen Schaden des Brexits wissenschaftlich sauber beziffern zu können, da es sich um einen schleichenden Prozess handelt. Die massiven Zollerhöhungen der USA dürften auch wie ein negativer Angebotsschock vergleichbar mit dem Brexit wirken. Vor diesem Hintergrund rechnen wir grundsätzlich mit etwas niedrigerem Wachstum und etwas höherer Inflation. In der kommenden Woche werden am Dienstag die Arbeitsmarktdaten für Oktober und November veröffentlicht sowie die Einzelhandelsumsätze für November am Dienstag. Nach einem Wirtschaftswachstum von voraussichtlich 3,0 Prozent im dritten Quartal dürfte sich das Wachstum auf etwa 2,0 Prozent im vierten Quartal abgeschwächt haben. Am Donnerstag kommen noch die Inflationsdaten. Umfragen bei den KMUs und den Dienstleistungsunternehmen zeigen anhaltend hohe Preiserhöhungsabsichten, die historisch in etwa im Einklang mit einer Inflationsrate von 4,0 Prozent stehen (siehe Grafik unten). Da immer mehr Inflationsdaten nicht mehr erhoben, sondern geschätzt werden, könnten die offiziellen Inflationsdaten unter der neuen Leitung der Statistikbehörde jedoch niedriger ausfallen.

Inflation steigt: US-Zollpolitik wirkt wie ein stagflationärer Schock
Verbraucherpreisindex in % ggü. Vj. und Index der Preisumfragen in Standardabweichung

Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 30.11.2025

EZB komfortabel

Im Vordergrund der EZB-Sitzung am Donnerstag werden die Prognosen der EZB für 2026 und 2027 stehen. Es bestehen gute Chancen, dass die EZB ihre Prognose von September revidiert und nunmehr ein höheres Wirtschaftswachstum von 1,2 Prozent 2026 und von 1,4 Prozent 2027 sieht. Gleichzeitig dürfte sie 2026 und 2027 eine Inflationsrate von etwa 1,9 Prozent erwarten. Das Wachstum dürfte somit leicht über dem geschätzten Potenzialwachstum von etwa 1,0 Prozent liegen. Insgesamt dürfte also ein Bild gezeichnet werden, das keine geldpolitischen Änderungen erfordert.   

Zumal die Einkaufsmanagerindizes zuletzt sogar ein Wachstum von etwa 1,6 Prozent im Oktober und November signalisierten. Sollten also die Einkaufsmanagerindizes (Dienstag) in etwa ihr Niveau der beiden Vormonate halten können, wären die Wachstumsperspektiven sogar besser, als von der EZB prognostiziert. Darüber hinaus wird es spannend, wie sich der ifo-Index (Mittwoch) und der ZEW-Index (Dienstag) im aktuellen Umfeld schlagen.

Bank von Japan vor Leitzinserhöhung

Am Freitag gilt eine Leitzinserhöhung der Bank von Japan von 0,5 Prozent auf 0,75 Prozent als sicher. Die Inflation (Freitag) hat sich bei etwa 3,0 Prozent eingependelt, das nominale Wirtschaftswachstum bei etwa 4,0 Prozent. Aber auch bei einem Leitzins von 0,75 Prozent ist die Geldpolitik immer noch ultralocker. Daher dürften die Konjunkturdaten grundsätzlich positiv bleiben: Einkaufsmanagerindizes (Dienstag) und Tankan-Umfrage (Montag).

China: Kollaps der Investitionen im Oktober

Im Oktober war ein dramatischer Rückgang der Investitionsausgaben in der Industrie, bei Infrastruktur und am Immobilienmarkt zu beobachten. Alles andere als eine merkliche Erholung im November wäre ein ernsthaftes Krisensignal.

China: Kollaps der Investitionsausgaben im Oktober
Investitionsausgaben nach Branche in % ggü. Vj.
Ausgaben
Quellen: CEIC, Morgan Stanley, Metzler; Stand: 30.11.2025

Der Einbruch der Investitionsausgaben in China im Oktober war wahrscheinlich weniger ein isoliertes Ereignis, sondern eher die Zuspitzung eines strukturellen Wandels: Immobilien-, Infrastruktur- und Industrieinvestitionen zeigen gleichzeitig Schwäche, nachdem der Immobiliensektor schon länger in einem Schrumpfprozess ist, die Fiskalpolitik plötzlich Infrastrukturprojekte bremst sowie die „Anti-Involution“-Linie der Regierung die Ausweitung industrieller Kapazitäten dämpft. Damit wird zwar die jahrelange Überinvestition in Beton und Fabriken korrigiert, zugleich fehlen aber neue Wachstumstreiber.

Wenn die Regierung an diesem Kurs festhält und keine substanziellen zusätzlichen Stützungsmaßnahmen ergreift, verschärfen sich die zyklischen Risiken: Die anhaltend schwachen Investitionen entziehen der Wirtschaft weiter Nachfrage, Unternehmensgewinne und Beschäftigung geraten unter Druck, und die Deflationstendenzen verstärken sich in einem Umfeld ohnehin schwacher Preis- und Lohnentwicklung. Ohne kräftigeren Gegenimpuls über Konsumprogramme oder eine klare Stabilisierung des Immobilienmarkts droht China damit ein längerer Pfad niedrigen Wachstums mit zunehmenden Spannungen am Arbeitsmarkt und höheren Risiken für soziale Stabilität.

 1 https://cepr.org/voxeu/columns/brexits-slow-burn-hit-uk-economy

Edgar Walk
Edgar Walk

Chief Economist , Metzler Asset Management

Edgar Walk joined Metzler in 2000. As Chief Economist in the asset management division, he is responsible for formulating our global economic outlook. Due to his close cooperation with the portfolio management, he focuses on capital market themes as well as on global economic analyses. Mr. Walk holds a master’s degree in economics from the University of Tübingen in Germany and spent a semester at the University of Doshisha in Kyoto, Japan. In addition, he completed the program “Advanced Studies in International Economic Policy Research“ at the Institute of World Economy in Kiel, Germany.

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