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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 4.11.2022 - Edgar Walk

Macht die EZB immer wieder den gleichen Fehler?

Das große Problem der Volkswirtschaftslehre ist, dass Experimente nicht möglich sind. So ist es leider unmöglich zu sagen, wie sich die europäische Wirtschaft entwickelt hätte, hätte die EZB sich in der Vergangenheit anders entschieden.

Trotzdem ist es möglich, Vermutungen anzustellen: So dürfte zweifellos die Leitzinserhöhung der EZB im Juli 2008 – inmitten der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression – die Rezession in Europa in 2009 erheblich verschärft haben. Auch die beiden Leitzinserhöhungen der EZB im April und Juli 2011 – während der europäischen Staatsschuldenkrise – dürften sicherlich die Krise in einem erheblichen Ausmaß beschleunigt haben.

Eine Studie der EZB zeigte damals, dass eine Leitzinserhöhung einen nicht-linearen negativen Effekt auf die schwächsten Schuldner hat: Je geringer die Bonität eines Landes innerhalb der EWU, desto größer die Spread-Ausweitung der Staatsanleihen des Landes gegenüber den sicheren Bundesanleihen. Zudem waren die Finanzmarktakteure damals schon sehr nervös, was den nicht-linearen Effekt verstärkt haben dürfte.

Aktuell sind zwar weder Stress noch Krisenvorboten an den Finanzmärkten zu beobachten, aber eine Leitzinserhöhung im Dezember könnte sich trotzdem als gefährlich erweisen, da die europäische Wirtschaft derzeit schon rezessive Tendenzen aufweist. Die Leitzinserhöhung würde die Rezession verstärken, und damit das Risiko von Schuldenkrisen. So dürften einige europäische Unternehmen und private Haushalte in den kommenden Monaten in Zahlungsschwierigkeiten geraten, da schon jetzt die Zinsen in einem erheblichen Ausmaß gestiegen sind. Außerdem wird die bevorstehende Rezession den Einkommen bzw. Umsätzen einen Dämpfer versetzen. Auch verringert eine Rezession per Definition die Nachfrage, was tendenziell die Inflation verringern dürfte.

Daher spricht vieles dafür, dass die EZB im Dezember eine Pause einlegt und erst einmal abwartet. Es bestehen nämlich gute Chancen, dass die Rezession mit dem Ende des Winters im Frühjahr vorbei sein könnte. Eine Wirtschaft im Aufschwung würde auch die dann wieder notwendigen Leitzinserhöhungen verkraften.

Zusammengefasst würde ich im aktuellen Umfeld als EZB eher vorsichtig agieren und wahrscheinlich bis Frühjahr 2023 mit der nächsten Leitzinserhöhung warten. Im weiteren Jahresverlauf 2023 wären dann mehrere Zinsschritte bis mindestens 3,0 Prozent notwendig.

Tatsächlich sieht es derzeit aber nicht danach aus, als würde die EZB den Leitzins im Dezember nicht um 50 Basispunkte anheben wollen. Damit geht sie jedoch ein großes Risiko ein, eine gefährliche Konkursdynamik auszulösen.

USA: Inflation im Fokus

Derzeit mehren sich die Signale, dass die Inflation (Donnerstag) in den USA im Oktober erneut gefallen sein könnte. Die von Bloomberg befragten Volkswirte erwarten einen Rückgang von 8,2 Prozent auf 8,0 Prozent. Viel wichtiger ist jedoch die Kerninflation, die unverändert bei 6,6 Prozent gesehen wird. Die US-Notenbank muss also weiter an der Zinsschraube drehen. Aber auch in den USA mehren sich die Anzeichen rezessiver Tendenzen, wahrscheinlich erkennbar am Geschäftsklimaindex NFIB (Dienstag). Jenseits des Atlantiks spricht das wirtschaftliche Umfeld also auch für mehr Vorsicht.

Asien: Niedrige Inflation

Die niedrige Inflation (Mittwoch) in China ist eine Folge der Konsumschwäche aufgrund der Wirtschaftskrise. Die staatlichen Stimulus-Maßnahmen halten die chinesische Wirtschaft gerade über Wasser, können aber keinen nennenswerten Wachstumsimpuls setzen. Dazu sind die „Zero-Covid“-Strategie und die Krise am Immobilienmarkt einfach zu große Gegengewichte. Daher ist auch der Kreditimpuls (Donnerstag) bisher nur sehr moderat. Der einzige Lichtblick der chinesischen Wirtschaft ist der Export (Montag), der sich jedoch auch bald abschwächen könnte im Hinblick auf Rezessionen in Europa und in den USA.

In Japan ist der Grund für die niedrige Inflation die geringe Lohndynamik (Dienstag). Offensichtlich bestehen immer noch große Hürden, nach höheren Löhnen zu fragen bzw. diese von Unternehmensseite anzubieten.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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