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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 18.2.2022 - Edgar Walk

Ukraine – die Dame im geopolitischen Schachspiel

In dem Buch „Die einzige Weltmacht: Amerikas Strategie der Vorherrschaft“ beschreibt der ehemalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzeziński schon 1997 das geopolitische Risiko der Ukraine1:

„Die Ukraine, ein neues und wichtiges Land auf dem eurasischen Schachbrett, ist ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, da dessen bloße Existenz als unabhängiges Land dazu beiträgt, Russland zu verändern. Russland kann ohne die Ukraine immer noch einen Großmachtstatus anstreben, aber Russland würde dann zu einem vorwiegend asiatischen imperialen Staat werden, der mit größerer Wahrscheinlichkeit in Konflikte in Zentralasien hineingezogen würde. Die Bevölkerungen der zentralasiatischen Länder könnten sich dann über den Verlust ihrer jüngsten Unabhängigkeit ärgern und ihre islamischen Nachbarn im Süden unterstützen. Auch China würde sich angesichts seines zunehmenden Interesses an den neuen unabhängigen Staaten in Zentralasien wahrscheinlich gegen eine Wiederherstellung der russischen Vorherrschaft über Zentralasien wenden. Wenn Moskau jedoch die Kontrolle über die Ukraine mit ihren 52 Millionen Einwohnern und wichtigen Ressourcen sowie ihren Zugang zum Schwarzen Meer wiedererlangt, hat Russland automatisch wieder die Mittel, ein mächtiger imperialer Staat zu werden, der sich über Europa und Asien erstreckt. Der Verlust der Unabhängigkeit der Ukraine hätte unmittelbare Folgen für Mitteleuropa und würde Polen zum geopolitischen Dreh- und Angelpunkt an der Ostgrenze eines vereinten Europas machen.“

Die Ukraine bestimmt also maßgeblich über den Einfluss Russlands in Europa. Sollte Russland die Ukraine erobern, würde das den Einfluss der USA im gesamten Europa deutlich schmälern, und der Konflikt mit Russland würde sich sofort auf Polen konzentrieren. Da die Ukraine die Dame im europäischen Schachbrett ist, besteht somit eine permanente Kriegsgefahr zwischen der Ukraine und Russland. Eine Hoffnung auf eine nachhaltige Entspannung besteht somit nicht. Es ist jedoch unmöglich zu prognostizieren, ob und in welcher Form Russland die Ukraine angreifen wird.

Eine Eroberung der Ukraine hätte an sich kaum Auswirkungen auf die Weltwirtschaft, da Russland für die meisten Länder keine wichtige Exportdestination ist. Sollten jedoch in einer kriegerischen Auseinandersetzung mit der Folge verhängter (Finanz-)Sanktionen die russischen Energieexporte in die Welt unterbrochen werden, könnte das eine Preisexplosion bei Rohöl und Erdgas nach sich ziehen. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein rapider Ölpreisanstieg durchaus eine Rezession der Weltwirtschaft verursachen kann. 

Energiepreisschocks können globale Rezessionen verursachen
Ölpreis und globales BIP in % ggü. Vj.
Energiepreisschocks können globale Rezessionen verursachen
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand 31.1.2021

Aus einer rein wirtschaftlichen Perspektive ist also nur die Energiepreisentwicklung entscheidend.

Das zweite große Thema: Inflation

Die Auftragsbücher sind voll, aber die Engpässe in den Lieferketten haben bisher eine kräftige Erholung der Produktion verhindert. Vor diesem Hintergrund sind die Einkaufsmanagerindizes der Industrie (Montag) sowie der ifo-Index (Dienstag) vor allem zu Indikatoren über die Entwicklung der Engpässe in den Lieferketten geworden. Es besteht jedoch unverändert die Perspektive einer robusten Industriekonjunktur und somit einer steigenden Nachfrage an Arbeitskräften.

Daten aus Dänemark zeigen, dass die dort vorherrschende Omikron-Variante BA.2 sogar noch deutlich weniger gesundheitsschädlich ist als die normale Grippe. Die Chancen für eine komplette Öffnung der Wirtschaft in Europa und in den USA stehen somit sehr gut. Davon wird vor allem der Dienstleistungssektor profitieren. Die Frage ist nur: Woher sollen die Arbeitskräfte dafür kommen? In Europa und in den USA ist der Arbeitsmarkt schon fast wieder auf Vorpandemie-Niveau. Es drohen also deutliche Lohnsteigerungen und eine höhere Inflation im Dienstleistungssektor.

Darüber hinaus zeigt eine Studie der Federal Reserve of San Francisco, dass sich infolge der gestiegenen Immobilienpreise (Dienstag) in diesem und im kommenden Jahr die Inflationsraten in den USA um jeweils etwa 0,5 Prozentpunkte beschleunigen dürften. Die Inflation entwickelt sich somit zu einem strukturellen Problem. Die Konsumenten in den USA (Dienstag) und in der Eurozone (Freitag) sind über die hohen Preise unglücklich, und das Konsumentenvertrauen sinkt. Ein maßgeblicher konjunktureller Frühindikator in den USA ist jedoch, wie die Konsumenten den Arbeitsmarkt einschätzen; in der Eurozone ist die Konsumneigung der Frühindikator. In den USA beurteilten die Konsumenten den Arbeitsmarkt zuletzt als sehr stark, während in der Eurozone die Konsumneigung deutlich sank – wahrscheinlich wegen Corona und daher nur temporär.

Implikationen der hohen Inflation auf den Aktienmarkt

Inflation und Zinsen wirken auf die Bewertung des Aktienmarktes (Kurs-Gewinn-Verhältnis – KGV). So ist ein stabiler Zusammenhang zwischen der europäischen Inflation und der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sowie dem KGV des MSCI Europa seit 1975 zu beobachten.

MSCI Europa: Hohe Inflation und steigende Zinsen üben Abwärtsdruck auf die Bewertung europäischer Aktien aus
MSCI Europa Kurs-CashEPS-Verhältnis
MSCI Europa: Hohe Inflation und steigende Zinsen üben Abwärtsdruck auf die Bewertung europäischer Aktien aus
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand 31.12.2021

Die hohe Inflation und die gestiegene Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sprechen laut unserer Schätzung dafür, dass das KGV im ersten Halbjahr um etwa 40 Prozent fallen könnte. Der erwartete Rückgang der Inflation in den kommenden Monaten dürfte jedoch ermöglichen, dass die Bewertung bis Ende 2023 nur um 15 Prozent fällt. Das heißt: Solange die Finanzmarktakteure das Vertrauen haben, dass die Inflation in Zukunft wieder merklich fallen wird, solange dürfte die Bewertung nur moderat sinken. Wir rechnen mit einem Wachstum der Unternehmensgewinne von insgesamt 15 Prozent bis Ende 2023, sodass die Kursentwicklung von Ende 2021 bis Ende 2023 seitwärts tendieren dürfte. Immerhin werden Anleger noch die Dividendenrendite von 3 Prozent jeweils in beiden Jahren vereinnahmen. Sollte jedoch das Vertrauen in die Geldwertstabilität verloren gehen und mit einer Inflationsrate von über 3 Prozent für die Jahre 2023 und 2024 gerechnet werden, könnte das zu einer heftigen Kurskorrektur von etwa 40 Prozent führen.

Laut unseren Analysten droht ein Bewertungsrückgang von etwa 20 Prozent in unserem Basisszenario für die USA und von 50 Prozent im Falle von merklich steigenden Inflationserwartungen, da die Inflation in den USA schon jetzt deutlich höher ist als in Europa. Gerade im ersten Halbjahr könnten Inflationsängste immer wieder zu Turbulenzen an den Finanzmärkten beitragen. 

1 eigene Übersetzung von Englisch in Deutsch

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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