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Elena und Franz von Metzler im Interview mit ZEIT für Unternehmer - 4.4.2023

Erbe verpflichtet?

Das Bankhaus Metzler ist die älteste Privatbank der Republik, die sich noch in Familienbesitz befindet. 1674 gegründet, hat sie auch deshalb Krisen und Kriege überdauert, weil die Metzlers eiserne Grundsätze beim Generationswechsel pflegen. Was in manch anderem Unternehmen notgedrungen von einem Tag auf den anderen passiert, wird hier akribisch vorbereitet und wie in Zeitlupe umgesetzt. Doch gerade gibt es für die Verhältnisse der Metzlers richtig viel Bewegung.

2018 hat Friedrich von Metzler, 79, die Leitung der Bank abgegeben, die er fast fünf Jahrzehnte innehatte. Und zwar an Emmerich Müller, der den Chefposten im Sommer seinem Vorstandskollegen Gerhard Wiesheu überlässt. Zwei Banker, die nicht zur Familie zählen. 

Aber womöglich folgt auf sie wieder ein Banker aus dem Familienkreis im Chefsessel. Im Januar dieses Jahres ist Friedrich von Metzlers Sohn Franz, 37, in den Vorstand eingetreten. Er und seine Schwester Elena, 35, die ausgewählte Kunden der Bank betreut, verkörpern die zwölfte Generation der Bankeigentümer.

Zum Gespräch bitten die Geschwister ins Stammhaus in der Untermainanlage 1 in Frankfurt mit Blick auf den Main. Es gibt handgemachtes Gebäck von einer Konditorei in Königstein im Taunus, außerdem den bankeigenen Rauchtee. Und es gibt eine Herausforderung: Lässt sich den beiden Bankern entlocken, was sie in diesen turbulenten Zeiten anders machen wollen als ihre Ahnen? 

ZEIT für Unternehmer: Frau von Metzler, Herr von Metzler, wir leben in einer Zeit multipler Krisen. Von Ihrem Vater Friedrich von Metzler ist das Credo überliefert, Ihre Bank lasse im Boom viel Geld liegen, könne im Abschwung aber auch nicht viel verlieren. Sind Sie also froh, dass jetzt Ihre Zeit kommt?

Franz von Metzler: Nein, das steht in keinem Zusammenhang. Krisen sind kein Grund zur Freude, und sie ziehen auch an unserer Bank nicht spurlos vorbei. Aber in schwierigen Phasen bestätigt sich immer wieder, wie tragfähig unser risikoarmes
Geschäftsmodell ist.

Kehren jetzt die Kunden zurück, die ihr Geld im Aufschwung lieber anderswo angelegt haben?

Elena von Metzler: Ein solches Hin und Her beobachten wir nicht. Wir pflegen langfristige, vertrauensvolle Beziehungen zu unseren Kunden. Unsere Kunden möchten ihr Vermögen nachhaltig gesichert wissen. Wer mehr Dynamik sucht, für den sind wir vielleicht nicht die Richtigen.

Apropos Nachhaltigkeit: Die spielt bei Ihnen ja eher eine untergeordnete Rolle?

Elena von Metzler: Im Gegenteil, die Bank ist fast 350 Jahre alt und in ununterbrochenem Familienbesitz. Unsere Geschäftsstrategie ist auf Kontinuität und in vielerlei Hinsicht nachhaltig ausgerichtet.

Aber die ökologischen Fragen bei der Geldanlage betonen Sie nicht so prominent wie andere Banken, Ihren Nachhaltigkeitsbericht sucht man lange. Warum?

Franz von Metzler: Das sehe ich anders. Selbstverständlich bieten wir unseren Kunden nachhaltige Lösungen an. Im Asset-Management werden wir für unsere Nachhaltigkeitsfonds zunehmend von unabhängigen Rating-Agenturen ausgezeichnet.

Elena von Metzler: Manchen kirchlichen Organisationen oder Stiftungen ist nachhaltige Geldanlage schon seit 20 Jahren wichtig, wir haben in dieser Hinsicht früh und viel von unseren Kunden gelernt.

Ihre Klimabilanz haben Sie aber noch nicht ermittelt?

Franz von Metzler: Wir sind gerade dabei, unseren ökologischen Fußabdruck mit einer unabhängigen Gesellschaft zu messen und zu verbessern. Davon abgesehen glaube ich, dass die Finanzwirtschaft mit der Kapitalallokation in der Vermögensanlage einen weit größeren Hebel in der Hand hat, um die Transformation der Wirtschaft zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben.

Herr von Metzler, Sie sind im Januar im Vorstand der Bank angekommen. Wie
fühlt sich das an?

Franz von Metzler: Es ist eine sehr verantwortungsvolle Aufgabe, an die ich mit einem positiven Gefühl herangehe. Auch weil ich die Bank über Jahre von innen kennengelernt habe und schon vor meiner Vorstandsnominierung bei Sitzungen dabei war. Im Vorstand bin ich für den Bereich Asset-Management zuständig, dafür brenne ich. Ich weiß aber auch: Jetzt gilt es zu liefern. (lacht)

Gibt es Maximen aus der Vergangenheit, die Ihnen persönlich auf dem Weg in diese Zukunft helfen?

Franz von Metzler: Unsere oberste Maxime ist es, unsere Unabhängigkeit zu bewahren. Schon unser Vater hat das Familienunternehmen keinen existenziellen Risiken ausgesetzt. Wir verzichten etwa auf Kreditgeschäfte, weil sie höhere Risiken bergen. Wir müssen uns auf diejenigen Geschäftsaktivitäten konzentrieren, die zur Größe des Hauses passen und uns eine wettbewerbsfähige Position ermöglichen. Darüber hinaus achten wir auf ein ausreichendes finanzielles Polster: Unsere Eigenkapitalquote liegt bei über 20 Prozent. Und wir achten auf den Zusammenhalt der Gründerfamilie.

Wie gelingt das in so einer weitverzweigten Familie wie Ihrer?

Elena von Metzler: Indem wir klaren Regeln folgen, wer Anteilseigner der Bank
werden kann. Derzeit gibt es drei Eigentümer: Das sind Franz und ich sowie unser
Vetter Leonhard von Metzler. Alle leisten ihren Beitrag für die Bank. 

Franz von Metzler: Wir haben also keine externen Aktionäre, die auf kurzfristigen
Profit aus sind. Das gibt uns die Gelassenheit, unsere strategischen  Unternehmensziele konsequent zu verfolgen.

Unser Vater sagt immer: Das Unternehmen ist ein Geschenk auf Zeit.
Elena von Metzler

Kürzlich haben Sie einer Historikerin Zugang zu Ihren Archiven gewährt, die sich die Rolle Ihrer Bank in der Zeit des Nationalsozialismus genau angesehen hat. Wie kam es dazu?

Franz von Metzler: Als wir vor einigen Jahren mit der Bank umgezogen sind, tauchten uns bislang unbekannte Dokumente auf. Sie von einer unabhängigen Historikerin bewerten zu lassen mag ein kleiner Beitrag zur Aufklärung über diese schreckliche Zeit sein. Wir finden es wichtig, uns mit diesem Kapitel unserer Vergangenheit auseinanderzusetzen und Transparenz für die nachfolgenden Generationen zu schaffen. Das Buch der Historikerin zeichnet ein ambivalentes Bild: Ihre Bank hat zwar keine jüdischen Bankhäuser arisiert und war manchmal sogar deren Unterstützer. Aber zur Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben hat auch sie beigetragen, indem sie jüdischen Bankiers half, ihre Häuser zu liquidieren.

Enthält das Buch da für Sie etwas Neues?

Franz von Metzler: Es bestätigt im Wesentlichen, wie wir uns in der Familie an diese schwierige Zeit erinnern. Es gibt immer weniger Zeitzeugen – und umso wichtiger
ist dieses Buch. 

Elena von Metzler: Wir hatten leider nicht das Glück, mit unserem Großvater Albert
über diese Zeit sprechen zu können; er ist gestorben, als wir noch sehr klein waren. Es tut daher gut, zu lesen, dass Albert dem Widerstand näher war als dem Unrechtsregime.

Während sein Vetter und Co-Gesellschafter Gustav NSDAP-Mitglied war.

Elena von Metzler: Gustav von Metzler trat früh in die Partei ein, weil er hoffte, sie würde die Probleme der Weimarer Republik lösen können. Er war den  Nachforschungen zufolge im weiteren Verlauf allerdings weit weniger aktiv, als sich auf den ersten Blick vermuten lässt. Später wurde er als »Mitläufer« eingestuft. Die wesentliche Gestaltung der Bank lag bei unserem Großvater, der schon seit der Hyperinflation für sie tätig war. Er hat die Bank entscheidend geprägt.

Der frühere Reichskanzler Otto von Bismarck hat den Begriff »metzlern« geprägt für das, was man heute netzwerken nennt. Dem Buch zufolge hat das Ihrer Bank auch nach der Hyperinflation 1923 geholfen. Wie netzwerkt man richtig?

Elena von Metzler: Nur wenn man sich Zeit für jeden Kunden nimmt, entsteht Vertrauen, und man erfährt, was ihn bewegt und bedrückt. Das macht den Reiz unserer Arbeit aus.

Wie viel Geld sollte man mindestens anlegen können, um diese Betreuung bei Ihnen in Anspruch nehmen zu können?

Franz von Metzler: Bei der Vermögensverwaltung für Privatkunden ist eine Mindestanlage von drei Millionen Euro erforderlich, in einen Publikumsfonds von Metzler Asset Management können auch Anleger ohne einen Mindestbetrag  investieren.

Ist es nicht schwer, ein weites Netzwerk zu pflegen, wenn man zugleich sehr intensive Beziehungen zu seinen Kunden will?

Franz von Metzler: Es kommt auf die Balance an. Das bedeutet ganz praktisch: Neben einem durchgetakteten Kalender muss auch Raum für zufällige Begegnungen sein. Zu Veranstaltungen hinzugehen, von denen man nicht genau weiß, wen man trifft, und sich überraschen zu lassen: Diese Freiheit nehme ich mir.

Elena und Franz von Metzler
Elena und Franz von Metzler. Foto: Wolfgang Stahr

Apropos Freiheit: War es immer ausgemacht, dass Sie beide in die Bank einsteigen,
oder hätten Sie ablehnen können?

Franz von Metzler: Die Bank war bei uns immer ein Thema. Aber unsere Eltern haben
nie Druck auf uns ausgeübt, sondern uns zu einer freien Berufswahl ermutigt. Ein Einstieg in das Unternehmen gegen unseren Willen wäre in ihren Augen nur nachteilig gewesen, sowohl für die Mitarbeiter als auch für das Unternehmen.

Elena von Metzler: Ich konnte mir lange nicht vorstellen, Bankerin zu werden, und habe erst während eines Traineeprogramms in unserem Bankhaus gemerkt, wie  motivierend es ist, im eigenen Familienunternehmen zu arbeiten.

Franz von Metzler: Womöglich hat also genau diese Freiheit bewirkt, dass wir uns am Ende für die Bank entschieden haben. Dagegen ist Ihr Vater nach dem Zweiten Weltkrieg quasi in der Bank groß geworden und wurde 1971 mit nicht einmal 30
Jahren Chef. Im Jahr 2004 hat er erklärt, seine Nachfolge sei gesichert. Er meinte
damit Ihren Großcousin Leonhard von Metzler, der sich dann aber 2017 aus dem operativen Geschäft zurückgezogen hat.

Warum kam es doch anders als gedacht?

Elena von Metzler: Auch das lässt sich mit der Freiheit erklären, die wir als zwölfte Generation haben. Uns steht es frei, wofür wir uns begeistern. Leo hat seine Rolle nun
im Aufsichtsrat der Bank gefunden. Franz nimmt seine Rolle im Vorstand ein. Und auch meine Rolle hat sich verändert: Ich habe sehr viel mit Kunden gearbeitet, bis ich in kurzer Zeit Mutter von zwei Töchtern wurde. Jetzt habe ich ein ordentliches Programm zu Hause ...

... und besuchen trotzdem noch wichtige Kunden, wie man lesen konnte.

Elena von Metzler: Ich will für meine Kinder und für das Unternehmen da sein. Dass ich beides verbinden kann, ist sicher das Privileg einer Familienunternehmerin. Diese Rollen haben Franz, Leo und ich übrigens im Jahr 2021 definiert, als wir eine Familiencharta aufgesetzt haben. Damit fühlen wir drei uns bisher sehr gut.

Welche Regeln stehen denn genau in Ihrer Charta? Es war ja schon früher bei Metzler so, dass nur Vorstand werden konnte, wer ausgebildeter Banker ist.

Franz von Metzler: Wir haben einige dieser lange praktizierten, aber nie formalisierten Regeln festgeschrieben. Zum Beispiel, dass es ein Ziel unserer Familie ist, die Anteile an der Bank stets auf wenige Eigentümer zu konzentrieren.

Auf höchstens drei, wie derzeit?

Franz von Metzler: Es kann nur Gesellschafter werden, wer sich auch für das Bankhaus engagiert. Dieses ungeschriebene Gesetz haben wir formalisiert. Ohne aber der nächsten Generation zu viele Vorgaben zu machen. Es können also auch  sechs oder neun sein, je nachdem, wie viele Kinder wir bekommen, insgesamt sechs sind es ja schon.

In vielen Unternehmerfamilien ist Streit üblich. Wenn eine Charta formuliert wird, heißt es immer, dabei seien auch Tränen geflossen. Bei Ihnen auch?

Elena von Metzler: Wir haben uns mehrere Wochenenden für diesen Prozess Zeit genommen. Und wir waren überrascht, wie gut die Moderatorin uns zu den Knackpunkten gelotst hat. Am Ende waren wir alle froh, diesen Prozess angestoßen zu haben.

Franz von Metzler: Bei uns sind keine Tränen geflossen. Es war aber auch nicht alles einfach.

Was zum Beispiel?

Franz von Metzler: Es ging nicht nur um die Strategie oder das Geschäftsmodell, sondern auch um persönliche Themen, die nur uns etwas angehen. Wir konnten aber
alle Themen offen ansprechen und sind uns einig geworden über den künftigen Pfad
des Familienunternehmens.

Was haben Sie beide Neues über den jeweils anderen gelernt?

Franz von Metzler: Wir kennen uns tatsächlich sehr gut – was ja nicht bei allen
Geschwistern der Fall ist.

Elena von Metzler: Mir ist klar geworden,  wie gut wir aufeinander zählen können. Das ist wichtig, denn wir haben Respekt vor der Verantwortung, die unser Unternehmen mit sich bringt. Unser Vater sagt immer: Das ist ein Geschenk auf Zeit, das ihr annehmen könnt und irgendwann weitergeben müsst.

Angeblich soll ein gewisser Teil der Bank immer in der Hand der sogenannten
Bonameser Linie Ihrer Familie bleiben, benannt nach dem Frankfurter Stadtteil
Bonames. Zu ihr zählt Leonhard, dem 20 Prozent gehören. Sie beide mit jeweils
40 Prozent der Anteile gehören zur Frankfurter Linie. Von außen betrachtet
liegt darin natürlich Konfliktpotenzial.

Franz von Metzler: Das würde ich nicht sagen, denn das Familienunternehmen hat uns ja auch zusammengehalten. Und wir haben in der Charta nicht festgeschrieben, dass jeder der beiden Stämme immer Anteile besitzen muss. Das kann die nächste Generation in beiden Linien dann neu entscheiden.

Wir haben nicht den Anspruch, plakativ politischen Gestaltungswillen zu zeigen.
Franz von Metzler

Wie sehr redet da Ihr Vater noch mit? Er hat ja früher sogar aus dem Urlaub an der Atlantikküste gearbeitet, als  mobiles Arbeiten noch nicht selbstverständlich war.

Franz von Metzler: Er hat sich damals eigens ein Faxgerät gekauft, das hat wahrscheinlich für unglaubliche Telefonkosten gesorgt. Er war sehr tief drin. Aber er konnte trotzdem gut loslassen ...

Elena von Metzler: ... und hat den Wechsel an der Spitze 2018 sehr gut organisiert, indem er die Unternehmensleitung abgegeben und sich dann wirklich herausgehalten hat. Aber natürlich hat er hier noch ein Büro. Er ist eben ein Unternehmer und bleibt es.

Es heißt, er sei »abschlussorientiert« ...

Franz von Metzler: Gestern hat er mich angerufen und gesagt, wir müssten mal wieder mit einem bestimmten Kunden sprechen. Ich habe vorgeschlagen, ihn in die Bank einzuladen. Aber unser Vater war dafür, zu ihm zu fahren. Und der Erfolg gibt ihm recht. Manche nennen ihn auch einen Ein-Mann-Strukturvertrieb. Das ist natürlich nicht ernst gemeint ... (lacht)

Ihr Vater hat in den 1970er-Jahren das Kreditgeschäft abgeschafft, auf das Ihr Großvater noch gesetzt hatte. Was wollen Sie selbst ganz anders machen?

Franz von Metzler: Aktionistisch werde ich sicher nicht vorgehen. Wir verfolgen eine langfristige Geschäftsstrategie und müssen uns keinen Moden beugen. 

Noch sind Sie ja auch nicht der Chef. Aber es ist schon ziemlich unwahrscheinlich,
dass Sie es nicht werden, oder?

Franz von Metzler: Jetzt bin ich erst einmal Vorstand und übernehme noch mehr unternehmerische Verantwortung. Darüber bin ich sehr glücklich. Alles Weitere wird
sich weisen.

Bedeutet diese Verantwortung für Sie auch, sich öffentlich einzumischen?

Elena von Metzler: Natürlich. Wir engagieren uns seit vielen Jahren sozial und gesellschaftlich in vielen Bereichen, so fördern wir etwa Wohltätigkeitseinrichtungen, die hiesige Kulturszene und wissenschaftliche Einrichtungen, unter anderem das Städel und das Senckenberg-Museum.

Ihr Vater hat sich aber auch schon öffentlich zur Energiepolitik geäußert oder 2017 einen offenen Brief an Grüne, FDP und CDU geschrieben. Also: Was stört Sie politisch hierzulande am meisten?

Franz von Metzler: Ich könnte jetzt einige Sachverhalte aufführen. Wir haben allerdings nicht den Anspruch, plakativ politischen Gestaltungswillen zu zeigen, sondern setzen dieses Instrument dosiert ein. Aber das kann sich in Zukunft durchaus ändern.

Warum halten Sie sich so zurück, obwohl gerade so viele Umbrüche stattfinden – bei der Globalisierung, der Energieversorgung, den Zinsen?

Franz von Metzler: Gerade steht für uns die Arbeit in der Bank im Mittelpunkt; und vielleicht ist es auch eine Frage der Lebenserfahrung, zu wissen, wann der richtige
Zeitpunkt gekommen ist, um sich zu Wort zu melden. Unser Vater etwa hat sich vor Jahren schon zur Aktienrente geäußert.

Jetzt hat sich die Ampelkoalition das Thema vorgenommen. Kurz gesagt will Bundesfinanzminister Christian Lindner in den nächsten 15 Jahren jedes Jahr zehn Milliarden Euro am Kapitalmarkt anlegen. Daran gibt es aber auch Kritik – etwa an der Höhe des Betrags.

Franz von Metzler: Wir glauben sehr daran.

Weil es Ihnen geschäftlich hilft?

Franz von Metzler: Nein, nicht aus einem Eigeninteresse der Bank, sondern weil die Aktienrente die Beteiligung der Bürger am wachsenden Produktivkapital ermöglicht und die Rentenversicherung sinnvoll ergänzt. Das ist ein Meilenstein in Deutschland. Jetzt haben Sie mir also doch ein politisches Statement entlockt!

Nach dem Gespräch steht da plötzlich Friedrich von Metzler, in Anzug und Turnschuhen. Der Senior erkundigt sich, was hier passiert – und während seine Kinder fotografiert werden, besorgt er eine Broschüre für den Journalisten. In ihr geht es darum, wie man die Rentenlücke schließen soll: mit Aktien natürlich.

Das Gespräch führte Jens Tönnesmann Es erschien im Magazin ZEIT für [Unternehmer], Ausgabe 1/2023