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20.7.2023

Interview: „Viele unterschätzen die Bedeutung der Dividende“

Oliver Schmidt, stellvertretender Chefanlagestratege von Metzler Asset Management, im Interview mit FONDS professionell ONLINE über die Frage, warum die Dividendenpolitik für ihn ein wichtiges Kriterium bei der Aktienselektion ist – und wann bei Anlegern alle Alarmglocken angehen sollten.

Oliver Schmidt, Chief Investment Officer

Dass Oliver Schmidt als verantwortlicher Portfoliomanager des Aktienfonds Metzler European Dividend Sustainability gewissermaßen qua Amt ein Faible für ausschüttungsstarke Unternehmen hat, darf nicht überraschen. Doch beim Besuch in der Kölner Redaktion von FONDS professionell zählt der stellvertretende Chefanlagestratege von Metzler Asset Management auch einige generelle Argumente auf, die Anleger daran erinnern sollten, die Dividende nicht zu vernachlässigen.

Herr Schmidt, Sie setzen in Ihrem Fonds auf dividendenstarke Unternehmen. Was ist eigentlich so toll an einer Ausschüttung? Nüchtern betrachtet bringt die Dividende dem Anleger ja nichts: Er bekommt zwar einerseits Geld aufs Konto, andererseits wird aber der Wert seines Investments um genau diese Summe geschmälert.

Oliver Schmidt: Ein wichtiger Punkt ist, dass die Dividende für den Aktionär ein Stück Sicherheit bedeutet. Sie ist etwas, mit dem er bei einem soliden Unternehmen fest rechnen kann – auf einen Kursgewinn trifft das nicht zu. Es ist ein echtes Qualitätsmerkmal, wenn ein Unternehmen seine Dividende noch nie senken oder aussetzen musste. Das gilt übrigens nicht nur mit Blick auf die wirtschaftlichen Kennzahlen und das Geschäftsmodell. Oft weisen dividendenstarke Titel darüber hinaus ein besseres ESG-Rating auf und sind weniger volatil als der Gesamtmarkt. Daher sollten bei Anlegern auch alle Alarmglocken angehen, wenn eine Firma ihre Dividende kürzen oder sogar streichen muss.

Die Formel „Hohe Dividende gleich gutes Investment“ ist allerdings ein Trugschluss.

Schmidt: Leider ja. Investoren, die so denken, machen es sich etwas zu leicht. Eine extrem hohe Ausschüttung ist sogar eher ein schlechtes Zeichen: Wenn ein Unternehmen mehr als 80 Prozent seines Gewinns auskehrt, offenbart das Management damit, dass es offenbar an Ideen mangelt, wie sich das Geld sinnvoll in das eigene Geschäft investieren ließe. Besonders zukunftsträchtig dürfte ein solches Geschäftsmodell wohl kaum sein. Auch eine sehr hohe Dividendenrendite ist meist ein Warnsignal, denn sie ist in der Regel die Folge eines Kursverfalls – und für den gibt es oft einen guten Grund. Dennoch finden sich am Markt viele ETFs, die genau nach dieser Systematik investieren.

Auf lange Sicht stammt in Europa etwa die Hälfte des gesamten Aktienertrags aus den Dividenden.
Oliver Schmidt,
Deputy Chief Investment Officer, Metzler Asset Management GmbH

Es gibt allerdings auch pfiffigere Ansätze, etwa ETFs auf die sogenannten Dividendenaristokraten, die ihre Ausschüttung noch nie senken mussten. So schlecht kann ein solches Investment nicht sein.

Schmidt: Das stimmt. Es lassen sich auch für einen Index Regeln aufstellen, um die bekannten Anlegerfallen zu vermeiden. Eines kann ein ETF aber nicht: Prognosen treffen. Ich behaupte nicht, dass aktives Management immer gut ist, gerade in Extremszenarien zahlt es sich aber oft aus. Ein Beispiel aus der jüngsten Vergangenheit ist der Immobiliensektor: Aktive Portfoliomanager konnten erkennen, dass das neue Zinsumfeld diesen Sektor vor Probleme stellen wird und es zur Trendwende kommt. Ein ETF dagegen bleibt stur investiert, bis die entsprechenden Aktien nach einem hohen Kursverlust aus dem Index fliegen.

Worauf achten Sie, wenn Sie sich nach Dividendentiteln für Ihren Fonds umschauen?

Schmidt: Wir legen Wert auf ein hohes Dividendenwachstum. Eine Dividendenrendite von zwei Prozent wirkt auf den ersten Blick niedrig, kann aber dennoch attraktiv sein, wenn erkennbar ist, dass die Ausschüttung in den nächsten Jahren deutlich zulegen dürfte. Wichtig ist aber, dass wir nicht nur auf die Dividende schauen. Das Gesamtbild muss stimmen. Wir stellen uns beispielsweise die Frage, ob das Unternehmen ausreichend in wachstumsträchtige Geschäftsfelder investiert. Auch die Aktionärsstruktur ist ein relevanter Punkt. Eine solide Dividendenpolitik spricht langfristig orientierte Anleger an, was sehr positiv ist, weil Aktionäre und Unternehmen dann gleichgerichtete Interessen verfolgen. Auf lange Sicht stammt in Europa übrigens etwa die Hälfte des gesamten Aktienertrags aus den Dividenden. Viele Anleger schauen nur auf die Kursentwicklung und unterschätzen, welche Bedeutung die Dividende hat.

Das Interview ist am 11.07.2023 bei FONDS professionell ONLINE erschienen.