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Interview mit Philip Schätzle in DAS INVESTMENT - 13.9.2023

„Wir wollen im Bereich Wholesale jetzt richtig Gas geben“

Seit fast 350 Jahren am Markt und immer noch in Bewegung – so könnte man das Bankhaus Metzler umschreiben. Es ist Deutschlands ältestes Bankhaus in ununterbrochenem Familienbesitz und bietet individuelle Kapitalmarktdienstleistungen für Institutionen und anspruchsvolle Privatkunden an. Mit Philip Schätzle, Geschäftsführer Metzler Asset Management, sprachen wir darüber, wie das Asset Management aufgestellt ist, welche Wachstumspläne es gibt und warum ohne ESG gar nichts mehr geht.

DAS INVESTMENT: Herr Schätzle, erlauben Sie mir zum Einstieg einen Schnell-Check, wo es bei Metzler unserer Wahrnehmung nach gut läuft und wo es hakt. Sie haben einen ausgefeilten ESG-Prozess und ein Pensionsmanagement, beide haben Standards in der Branche gesetzt. Im Bereich Multi-Asset läuft es dagegen nicht ganz so rund. Sie sind auch stark im Bereich Small & Mid Cap, der gerade jedoch nicht so en vogue ist. Teilen Sie diesen Eindruck?

Philip Schätzle: Ich teile zumindest die beiden übergeordneten Themen. Pension-Management  ist bereits seit Ende der 90er Jahre ein wichtiges Themenfeld bei uns. Heute haben wir den größten überbetrieblichen Pensionsfonds in Deutschland, gemeinsam mit Uniper haben wir im Oktober vergangenen Jahres das erste Sozialpartnermodell in Deutschland gestartet. Dazu führen wir momentan sehr viele Gespräche mit weiteren Unternehmen und Gewerkschaften. Und auch die hohe Bedeutung des Themas ESG für das Asset Management haben wir ebenfalls sehr frühzeitig erkannt und uns damit intensiv auseinandergesetzt.

Los ging es bereits in den 90ern. Wie sind Sie so früh auf den grünen Zweig gekommen?

Zunächst einmal: „Grün“ ist wichtig, keine Frage. Gleichzeitig konzentrieren wir uns rund um das Thema Nachhaltigkeit nicht ausschließlich auf Umweltaspekte; wir beachten E, S und G – und das im ökonomischen  Kontext. Aber zurück zu den Anfängen: Metzler Asset Management ist ein sehr stark institutionell geprägtes Haus. Rund 25 Prozent unserer Assets kommen aus dem Non-Profit-Sektor und hier insbesondere aus dem kirchlichen Sektor. Und so waren es auch unsere kirchlichen Kunden, die Ende der 90er Jahre auf uns zugekommen sind und uns gebeten haben, ihr besonderes Wertebild auch in der Kapitalanlage abzubilden. Damals haben wir zusammen mit der Ratingagentur Oekom Research in München erste Nachhaltigkeits-Portfolios abgebildet, klassischerweise mit Ausschusslisten. Dadurch haben wir viel gelernt und uns seit dieser Zeit stetig weiterentwickelt.

Heute sagt jeder, ESG sei tief in der DNA verwurzelt und man mache es schon seit 30 Jahren, zumindest wenn man sich die Marketingprospekte anschaut. Ärgert Sie das?

Nein, es ist richtig und wichtig, dass die hohe Bedeutung von ESG nun auch in der Breite erkannt worden ist. Wir schauen einfach, dass wir unseren Vorsprung halten. Denn das Thema hat eine große Zugkraft. Für Kunden ist Nachhaltigkeit ein immer wesentlicheres Entscheidungskriterium. Da wir in vielen Jahren hier unsere Expertise ausgebaut haben und die unterschiedlichen Anforderungen seitens der Kunden und der Regulatorik kennen, sind Investoren beim Thema ESG bei uns gut aufgehoben und werden dies auch in der Zukunft sein

Aber nur, weil man schon länger dabei ist, ist man ja nicht zwangsläufig besser. Was machen Sie konkret anders?

Wir haben ein eigenes Sustainable Investment Office mit einer hohen Expertise aufgebaut, auch in den regulatorischen Themen. Dieses ist organisatorisch im Portfolio Management aufgehängt, was den Austausch mit den Portfolio-Managern fördert. Zudem bieten wir unseren Kunden sehr umfangreiche Reportings, die ständig weiterentwickelt werden. So haben wir in den letzten 2 Jahren Auswertungen zum Thema Klima deutlich ausgeweitet und nehmen auch noch einen Baustein zu taxonomiefähigen Umsätzen auf. So etwas finden Kunden bei anderen Asset Managern in der Form und dieser Transparenz nicht.

Sie sagten, Metzler habe einen starken Footprint im institutionellen Geschäft. Strahlt das in den Wholesale ab?

Auf jeden Fall. Wir haben unsere Produkte für institutionelle Kunden entwickelt, aber die Strategien fließen genau so auch in unsere Publikumsfonds ein. Wer also einen Metzler-Publikumsfonds kauft, kann sicher sein, dass dieser ebenso den sehr hohen qualitativen Standards des institutionellen Backgrounds entspricht. Deshalb würde ich auch ihre eingangs aufgestellte These zu unseren Multi-Asset-Produkten nicht teilen.

Wir hören.

Wir haben unsere Multi-Asset-Strategien vor rund fünf Jahren grundlegend umgestellt. Wenn wir uns initial mit Kunden zusammensetzen, sprechen wir über ihre Renditeerwartungen und Risikotragfähigkeit. Anhand dieser Vorgaben bilden wir eine SAA – eine strategische Asset Allokation - für den Kunden ab. Darin enthalten sind dann unterschiedliche Bausteine wie Aktien, Renten, aber eben auch alternative Investments, insbesondere Edelmetalle wie Gold. Diese SAA bestimmt den überwiegenden Teil der Performance der Mandate. Hinzu kommen natürlich die taktischen Entscheidungen unserer Portfolio-Manager. Bei den Multi-Asset-Strategien verzeichneten wir in den letzten Jahren das größte Mandatswachstum.

Aber diese Tailor-Made-Lösungen finden doch eher im institutionellen Segment statt, oder?

Diese Systematik haben wir auch auf den Publikumsfondsbereich übertragen. Bei der Metzler Multi-Asset-Familie gibt es drei Produkte: Defensive, Income und Aggressive, mit jeweils unterschiedlichen Aktienquoten. Der Income-Fonds ist gewissermaßen das vermögensverwaltende Produkt von Metzler Asset Management mit einer durchschnittlichen Aktienquote von 50 Prozent, die zwischen 70 und 30 Prozent schwanken darf. Bei diesem Fonds konnten wir in den vergangenen drei Jahren einen deutlichen Inflow verzeichnen. Mittlerweile sind wir bei etwa 170 Millionen Euro Volumen.

Verglichen mit einem Flossbach von Storch Multiple Opportunities ist das ja Kreisliga, zumindest vom Volumen her.

Da ist sicherlich noch Luft nach oben, das ist doch auch gut so. Vor allem aber sind wir überzeugt, dass wir mit unserem Produktansatz und dessen hoher Qualität noch deutlich wachsen können.

Wie genau wollen Sie im Wholesale wachsen? Liefern Sie uns doch gerne ein paar Einblicke in Ihre Pläne.

Früher umfasste der Bereich Institutional Sales bei Metzler Asset Management institutionelle Kunden und auch den Wholesale. Im Januar 2023, als ich in die Geschäftsführung gekommen bin, habe ich den Bereich unterteilt: einmal in das klassische institutionelle Geschäft unter Leitung von Oliver Kopp und zum anderen in den Bereich Wholesale, der von Alexander Damm geleitet wird. Dort wachsen wir personell weiter und positionieren uns stark im B2B-Segment, von Sparkassen bis zu Volksbanken. Wir wollen im Bereich Wholesale jetzt richtig Gas geben!

Wie verteilt sich das Geschäft denn aktuell bei Metzler Asset Management?

Rund 80 Prozent der Assets under Management sind institutionell und etwa 20 Prozent Wholesale. Langfristig streben wir einen 60/40-Mix an.

Ein sportliches Wachstum.

Ich weiß, dass das Wholesale-Segment stark umkämpft ist. Wir sind jedoch optimistisch, uns etwa über unseren speziellen ESG-Ansatz ausreichend differenzieren zu können. Vor allem Sparkassen und Versicherungen können wir wertvolle Unterstützung anbieten. Aber auch bei den Produkten gehen wir andere Wege als unsere Mitbewerber.

Zum Beispiel?

Nehmen wir etwa unseren 2015 aufgelegten Metzler European Dividend Sustainability. Der Publikumsfonds fokussiert sich nicht allein auf die hohen Dividendenzahler von heute, sondern hat eher Unternehmen mit gutem Dividenden-Wachstum im Blick.

Eine Strategie, die auch Dickschiffe wie JP Morgan wählen. Und die beschäftigen Hunderte Analysten rund um den Globus. Wie wollen Sie dagegen ankommen?

Natürlich gibt es auch Häuser mit einer Vielzahl von Analysten. Größe allein ist aber halt nicht alles. Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unserem speziellen Ansatz einen grundsätzlichen Unterschied machen können. Unsere Portfoliomanager sind zugleich Sektorverantwortliche und haben somit direkte Performanceverantwortung. Zudem setzen wir viel stärker auf Small und Mid Caps. Deren Anteil kann in unserem Dividenden-Portfolio bis zu 20 Prozent betragen. Solche Firmen covern viele große Asset Manager doch kaum. Hier nutzen wir unsere Expertise, um Marktineffizienzen zu nutzen und ein überdurchschnittliches Wachstum erzielen zu können.

Wenn wir Sie als Geschäftsführer hier schon einmal vor uns sitzen haben: Wie viel bleibt denn am Ende von einem Euro im Insti-Geschäft hängen und wie viel im Wholesale?

Gute Frage, die ich hier im Detail natürlich nicht beantworten kann. Aber lassen Sie mich so viel sagen: Grundsätzlich sind die Margen im Publikumsfondsbereich höher als im Mandatsgeschäft.

Also ist der Schwenk auf den Wholesale-Sektor am Ende auch eine kaufmännische Entscheidung. Wenn sie so stark im institutionellen Pensionsfondmanagement sind, warum tun Sie sich im Publikumsgeschäft mit Anleihen dann eigentlich so schwer? 

Metzler ist durch seine Historie sehr stark als Aktienhaus verortet. Friedrich von Metzler hat schließlich die Frankfurter Börse mitgegründet, welche heute die Deutsche Börse ist. Insofern: Ja, wir bieten Renten-Produkte an und haben ja auch einen relativ großen Corporate-Bond-Fonds. Aber im Rentenbereich ist der Wettbewerb noch deutlich intensiver, vor allem durch die angelsächsischen Player. 

Es gibt also keine Pläne, die Renten-Seite auch für den breiten Markt auszurollen?

Wir fokussieren uns im Publikumsfondsbereich auf die Bereiche Multi Asset und Aktien. 

Metzler und ETFs – wird es das geben? 

Ein klares Nein. Wir glauben an das aktive Management. Und wir sind überzeugt, dass das globale Umfeld, in dem wir uns aktuell befinden, sehr stark für aktiv gemanagte Investmentprodukte spricht. Im Niedrigzinsumfeld der vergangenen zehn Jahre ist ja im Grunde alles mitgeschwemmt worden. Viele qualitativ fragwürdige Geschäftsmodelle haben sich allein durch die Nullfinanzierung getragen. Diese Zeiten sind vorbei. Nach vorne gesehen wird sich die Spreu sehr viel klarer vom Weizen trennen. Und da wird ein aktiver Manager wieder einen deutlichen Mehrwert liefern können und müssen, und Qualitätstitel für Portfolios identifizieren.

Das Bankhaus Metzler ist eine der ältesten Privatbanken der Welt, betreut viele vermögende Kunden. Gibt es Schnittmengen zwischen dem Private Banking und dem Asset Management?

Wir haben natürlich in beiden Bereichen gemeinsame Kunden, aber beide Bereiche werden getrennt voneinander geführt. Wenn es gute Gründe gibt, kann der Kundenbetreuer aus dem Private Banking für seinen Kunden natürlich Produkte aus dem Asset Management kaufen. Aber das Private Banking ist keine angedockte Vertriebsschiene. Die Unabhängigkeit der Berater ist unseren Kunden auch sehr wichtig.

Ihr Haus gibt es seit bald 350 Jahren. Sie haben Kaiser kommen und gehen sehen, Währungen und Technologien. Wie sorgt man dafür, dass man intern nicht verkrustet? 

Wir dürfen nie zum Stillstand kommen. Und das tun wir auch nicht. Ganz im Gegenteil. In Frankfurt haben wir mit dem Digital Assets Office sogar einen eigenen Think Tank gegründet. Die Kollegen dort stehen sogar mit großen Dax-Unternehmen in Kontakt, wenn es um neue Technologien wie etwa die Blockchain geht, die in die Finanzwelt vorstoßen.  

Aber spielen Bitcoin und Co. bei Ihnen auch eine Rolle?

Der Bitcoin an sich vielleicht nicht, aber die zugrundeliegende Blockchain-Technologie ist extrem spannend. Wir arbeiten derzeit intensiv daran, die Tokenisierung von Fondsanteilen voranzubringen. Tatsächlich haben wir gerade als erster Asset Manager in Deutschland Kryptofondsanteile begeben. Damit setzen wir in der Branche ein Zeichen und stoßen die Tür auf für die Einführung einer wegweisenden Technologie. Denn eines ist klar: Die Blockchain wird das Asset Management revolutionieren – und wir, und unsere Kunden, sind hier ganz vorne mit dabei.


Das Interview führte Christoph Fröhlich von DAS INVESTMENT

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