Zurück ins Kohlezeitalter? Trumps Umwelt- und Klimapolitik könnte zum Bumerang für die USA werden
Die USA unternehmen derzeit eine tiefgreifende Neuausrichtung ihrer Klima- und Umweltpolitik. Per Dekret erklärte Donald Trump den Austritt aus dem Pariser Klimaschutzabkommen und stoppte die Finanzierung des UN-Klimasekretariats UNFCCC sowie weitere bereits zugesagte Zahlungen an internationale Klimafonds wie dem Green Climate Fund. Auch von den umfassenden Stellenkürzungen im öffentlichen Dienst ist das Fachpersonal für Umwelt- und Klimaschutz besonders betroffen. So sollen allein bei der US-Umweltbehörde EPA Tausende Arbeitsplätze wegfallen. Gleichzeitig hat der von den Republikanern dominierte Kongress ein umstrittenes Steuer- und Haushaltgesetz verabschiedet, die „Big Beautiful Bill“, die vorsieht, wesentliche Elemente des unter Joe Biden eingeführten „Inflation Reduction Act“ zur Förderung erneuerbarer Energien aufzuheben.
Parallel dazu erklärte Trump im Rahmen eines „Nationalen Energie-Notstands“ den Ausbau fossiler Energieträger zur politischen Priorität. Klimaauflagen der Bundesstaaten stufte er als Bedrohung für die Energiesicherheit ein. In der Praxis bedeutet dies einen drastischen Kurswechsel, bei dem zahlreiche Klimaschutzvorhaben der Vorgängerregierung kassiert werden sollen – darunter geplante Obergrenzen für Methan-Lecks in der Öl- und Gasindustrie, strengere Abgasstandards für Kraftfahrtzeuge sowie Emissionsgrenzwerte für Kohlekraftwerke.
Politikwechsel hemmt Zukunftsinvestitionen
Die veränderte Rolle der US-Regierung als Blockierer der Dekarbonisierung dürfte neben dem anhaltenden Zollkonflikt maßgeblich zur spürbaren Eintrübung des Investitionsklimas im Clean-Tech-Sektor beigetragen haben. Zum zweiten Mal in Folge gingen die Investitionen gegenüber dem Vorquartal zurück – ein bisher einmaliger Vorgang seit Beginn der statistischen Erhebung. Allein im ersten Quartal dieses Jahres erreichten die Stornierungen geplanter Projekte im Bereich erneuerbarer Energien mit 6,9 Mrd. US-Dollar einen historischen Höchststand.
Quellen: Rhodium Group, MIT-CEEPR, „Clean Investment Monitor: Q1 2025 Update“; Metzler
Stand: 13.5.2025
Der Kurswechsel könnte mittelfristig zum strategischen Bumerang für die USA werden. Sollte die Investitionszurückhaltung bei emissionsarmen Technologien anhalten, während global der Umstieg auf klimafreundliche Lösungen weiter voranschreitet, droht der US-Wirtschaft eine schleichende Wettbewerbs-schwächung in zentralen Zukunftssektoren. Eine zusätzliche Herausforderung ergibt sich, falls sich Klimazölle – wie der CO₂-Grenzausgleichsmechanismus der Europäischen Union (EU) – international durchsetzen: In diesem Fall könnten US-Exporteure zunehmend benachteiligt werden. Sollte ein späterer Kurswechsel hin zu nachhaltigen Technologien notwendig werden, bestünde die Gefahr, auf ausländische Technologien angewiesen zu sein – was die energie- und technologiepolitische Abhängigkeit der USA erhöhen würde.
Höhere Kosten und globaler Einflussverlust
Zudem steigt das Risiko, dass klimabedingte Schäden die US-Wirtschaft künftig stärker belasten. Ohne wirksame Klimaschutzmaßnahmen ist mit steigenden Ausgaben für Katastrophenhilfen, Versicherungsprämien und die Instandsetzung von Infrastruktur zu rechnen. Bereits seit einigen Jahren lässt sich in den USA ein deutlicher Anstieg von wetterbedingten Großschadensereignissen beobachten.
Hinweis: Berücksichtigt werden inflationsbereinigte Schadensereignisse im Zusammenhang mit Dürren, Überschwemmungen, Frost, schweren Stürmen, tropischen Wirbelstürmen, Waldbränden und Winterstürmen. Quellen: National Centers for Environmental Information (NCEI), Metzler
Stand: 10.1.2025
Auf geopolitischer Ebene untergräbt der Rückzug der USA aus der internationalen Klimapolitik deren Verlässlichkeit als Partner bei globalen Abkommen. Insbesondere in Regionen, die besonders vom Klimawandel betroffen sind, könnte der US-Einfluss zurückgehen. Das würde anderen Akteuren – etwa China oder der EU – ermöglichen, die Lücke zu füllen, und eine globale Führungsrolle beim Klimaschutz zu übernehmen. Dadurch verlieren die USA nicht nur an „Soft Power“ sondern auch an Gestaltungsspielraum, etwa beim Setzen globaler Standards für Industrie und Handel, und laufen Gefahr, diese später als Nachzügler akzeptieren zu müssen.