Paris, haben wir ein Problem?
Die Bilder von Protesten in Paris gegen mögliche Sparmaßnahmen und die Drehtür im Premierministeramt sorgen für zunehmende Verunsicherung am Markt für französische Staatsanleihen. Die Folge: Ende September rentierten bereits 7,0 Prozent der Unternehmensanleihen im Investment Grade Euro-Index niedriger als von der Laufzeit passende französische Staatsanleihen. Zwar weist die Analyse kleinere Unzulänglichkeiten auf (Datenfehler, Laufzeitenabweichungen, speziell bei Anleihen mit langer Restlaufzeit), aber der Risikoaufschlag französischer Staatsanleihen lässt sich für einzelne Unternehmensanleihen aus fast allen Sektoren und Rating-Kategorien beobachten. Lediglich nachranginge Anleihen handeln noch nicht teuer genug, um es auf die Liste zu schaffen.
Das Misstrauen der Marktteilnehmer gegenüber französischen Staatsanleihen wird auch daran deutlich, dass italienische Staatsanleihen mittlerweile ähnliche Renditen bieten. Spanische Anleihen haben diesen Schritt bereits früher vollzogen. Dabei haben Italien und Spanien schlechtere Ratings als Frankreich. Indizes, die Anleihen beider Länder ausschließen, oft als „ex PIIGS“ oder „ex Peripherie“ bezeichnet, wirken in der aktuellen Lage wie ein Anachronismus.
Quelle: Metzler
Stand: 30.9.2025; Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Entwicklung
Auswirkungen einer Rating-Herabstufung
Insbesondere Banken und Versicherer sind über ihre Vermögenswerte stark in den lokalen Staatsanleihenmärkten investiert. Das Rating der lokalen Staatsanleihen stellt daher in den meisten Fällen eine direkte oder indirekte Höchstgrenze für das Rating der dort ansässigen Banken und Versicherer dar. Für die französischen Institute stufen wir die Spillover-Effekte einer Verschlechterung des französischen Ratings in Summe aber als überschaubar ein. Lediglich für eine französische Großbank rechnen wir mit direkten negativen Konsequenzen für das eigene Rating.
Für den gesamten französischen Unternehmensanleihemarkt dürfe eine Herabstufung Frankreichs dazu führen, dass weitere Emittenten und Emissionen mit einem Renditeabschlag gegenüber französischen Staatsanleihen notieren. Gleichzeitig könnte eine strikte französische Austeritätspolitik Probleme für Privatunternehmen mit sich bringen, die stark von der Nachfrage der öffentlichen Hand leben. Der Trend seit der Corona-Pandemie, dass der Privatsektor seine Bilanzen auf Kosten des öffentlichen Sektors stärkt, könnte sich in diesem Fall umkehren.
Kreditrisikoprämien nahe ihrer Rekordtiefs
Seit 2009 gab es nur an zehn Tagen Anfang 2018 eine geringere Kreditrisikoprämie im Investment Grade Euro Unternehmensanleihen-Index als zuletzt. Ab Februar 2018 stiegen die Kreditrisikoprämien dann deutlich an. Geldpolitische Unsicherheiten und geopolitische Risiken drückten damals auf die Anleihekurse – Faktoren, die auch heute noch relevant sind, von der Mehrheit der Akteure am Anleihemarkt jedoch derzeit weitgehend ignoriert werden.