Inflation in der Eurozone sollte bald wieder bei 2,0 Prozent liegen
Eurozone: Fortschritte beim Inflationsrückgang im Februar
Im Januar enttäuschte, dass der Rückgang der Inflation geringer ausfiel als erwartet. Aufgrund der vergangenen hohen Inflation und den hohen Lohnsteigerungen 2023 dürften viele Wirtschaftsakteure, die ihre Preise nur einmal im Jahr anpassen, diese im Januar stärker als normal angehoben haben. Im Februar wird sich dieser Effekt nicht mehr wiederholen. Gleichzeitig haben sich die Erdgaspreise entspannt und das Preisniveau ist wieder vergleichbar mit der Periode vor 2021. Auch sind die Gasspeicher nach dem Winter immer noch sehr gut gefüllt. Zudem hat sich auch der Strompreis in Deutschland seit Oktober 2023 nahezu halbiert. Europa hat die Energiekrise somit gut gemeistert und die Energiepreise sind wieder auf normale Niveaus zurückgekehrt. Energieintensive Produktion ist abgewandert, private Haushalte haben ihren Energieverbrauch reduziert und es wurden neue Erdgaslieferanten für Europa gefunden.
Gleichzeitig leidet die europäische Wirtschaft aber immer noch unter dem hohen Zinsniveau. Unter anderem dämpfen die hohen Zinsen die Kreditnachfrage (Dienstag) und damit das Geldmengenwachstum (Dienstag). Der Europäische Geschäftsklimaindex (Mittwoch) dürfte dies widerspiegeln und eine anhaltende Stagnation anzeigen. Die Bundesbank spricht für Deutschland sogar davon, dass das BIP im ersten Quartal sinken könnte.
Bei der schwachen gesamtwirtschaftlichen Nachfrage dürfte es für Unternehmen kaum Spielraum für Preiserhöhungen geben. Wir sehen gute Chancen, dass die Inflation (Freitag) von 2,8 Prozent im Januar auf 2,3 Prozent im Februar und auf 1,9 Prozent im März fallen wird.
Diese Inflationsprognose steht dabei nicht im Widerspruch zum starken Arbeitsmarkt und der rekordniedrigen Arbeitslosenquote (Freitag). Die Arbeitsmarktreformen in vielen europäischen Ländern, als eine Reaktion auf die Staatsschuldenkrise, beginnt nunmehr Früchte zu tragen. So kann die Arbeitslosenquote strukturell niedriger als in vergangenen Zyklen sein, ohne dadurch einen Inflationsschub auszulösen. Auch war zu beobachten, dass zunächst die Inflation in den Jahren 2021 und 2022 ansprang und dann erst mit einer langen Zeitverzögerung die Löhne 2023 darauf reagierten. Die Löhne sind somit kein Frühindikator für die Inflation. Die Folge der verzögerten Lohnreaktion 2021 und 2022 war eine erhebliche Verbesserung der Gewinnmargen europäischer Unternehmen.
In diesem Jahr dürften die Gewinnmargen wieder etwas sinken – vor dem Hintergrund der noch hohen Lohndynamik bei gleichzeitig schwacher gesamtwirtschaftlicher Nachfrage und dem dadurch geringen Preissetzungsspielraum für die Unternehmen. 2025 dürften sich die Gewinnmargen aber wieder stabilisieren, da sich schon jetzt abzeichnet, dass sich die Lohndynamik im Jahresverlauf abschwächen dürfte.
Grundsätzlich steht ein Lohnwachstum von etwa 3,0 Prozent im Einklang mit dem Inflationsziel der EZB – unter der Annahme, dass das Produktivitätswachstum ca. 1,0 Prozent pro Jahr beträgt. In diesem Fall steigen die Lohnstückkosten um 2,0 Prozent (3,0 Prozent minus 1,0 Prozent).
USA: KI-Boom trägt die Konjunktur
Die Chancen der Künstlichen Intelligenz bedeuten, dass Unternehmen in die notwendige Hard- und Software investieren und ihre Prozesse reorganisieren, um produktiver zu werden. Dadurch kann die Wirtschaft robust wachsen, ohne Inflationsdruck auszulösen. Gleichzeitig kann die US-Wirtschaft ein höheres Zinsniveau verkraften.
Der Einfluss des Zinsniveaus auf die wirtschaftliche Aktivität lässt sich unter anderem am Wohnimmobilienmarkt ablesen, der erfahrungsgemäß sehr zinssensitiv ist. Zuletzt war die Datenlage uneinheitlich. Daher wird sich der Fokus insbesondere auf die Neubauverkäufe (Montag) und die Immobilienpreise (Dienstag) richten.
Darüber hinaus wird das Konsumentenvertrauen (Dienstag) einen ersten Einblick in die Dynamik am Arbeitsmarkt im Februar erlauben. Grundsätzlich rechnen wir mit einer soliden konjunkturellen Entwicklung der US-Wirtschaft und somit mit guten Daten zu den Auftragseingängen (Dienstag), dem Konsum (Donnerstag) und dem ISM-Index (Freitag).
Eine solide Konjunktur gepaart mit einer zu hohen Inflation – PCE Deflator ohne Energie und Lebensmittel (Donnerstag) – bedeutet sogar, dass die US-Notenbank in diesem Jahr den Leitzins nicht senken könnte.
Japan: Nikkei nach 34 Jahren wieder auf altem Höchststand
In dieser Woche schrieb der japanische Aktienmarkt Geschichte: Nach etwa 34 Jahre erreichte er wieder einen neuen Höchststand. Die zurückliegende Durststrecke war ungewöhnlich lang.
Die Gründe dafür sind, dass einerseits der japanische Aktienmarkt damals extrem hoch bewertet war und es lange dauerte, bis er wieder normale Bewertungsniveaus erreichte. Andererseits ermöglichten die Deflation und das schwache Wirtschaftswachstum nur ein sehr geringes Wachstum der Unternehmensgewinne. Langfristig folgen nämlich die Aktienkurse den Unternehmensgewinnen.
In Japan scheint sich eine gewisse positive Inflation (Dienstag) etabliert zu haben. Darüber hinaus dürfte die japanische Wirtschaft in diesem Quartal wieder zu einem ordentlichen Wirtschaftswachstum zurückkehren, wie die Einzelhandelsumsätze und die Industrieproduktion (jeweils Donnerstag) zeigen dürften. Auch wird der Arbeitsmarkt (Freitag) zunehmend enger. Es stellt sich die Frage, ob es nicht ab einem gewissen Niveau an Arbeitskräfteknappheit zu einem überproportionalen Lohnanstieg und damit Inflationsanstieg kommen könnte.
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