Cookies

Wir setzen auf unserer Website Cookies ein. Einige von ihnen sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig. Andere helfen uns, unser Onlineangebot stetig für Sie zu verbessern oder den Seitenbesuch für Sie komfortabler zu gestalten, indem Ihre Einstellungen gespeichert werden. Sie können Ihre Auswahl der akzeptierten Cookies individuell treffen und die Einstellungen jederzeit ändern. Weitere Informationen erhalten Sie unter Details.

Diese Cookies sind für den Betrieb der Seite technisch oder rechtlich notwendig.
*Sie können daher nicht abgewählt werden.

Um unsere Webseite für Sie weiter zu verbessern, erfassen wir anonymisierte Daten für Statistiken und Analysen.

Diese Cookies sollen Ihnen die Bedienung der Seite erleichtern. So können Sie beispielsweise Ihre Einstellungen 30 Tage lang speichern lassen.

Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 6.9.2024 - Edgar Walk

Die Geldmenge ist immer noch wichtig

Eurozone: Geldmenge im Fokus

Während das Bankensystem in den USA zunehmend an Bedeutung als primärer Finanzierungskanal für die Realwirtschaft verliert, bleibt es in Europa und China nach wie vor der dominante Akteur. Dieser strukturelle Unterschied erklärt, warum die Geldmenge in den USA als Indikator für gesamtwirtschaftliche Entwicklungen an Aussagekraft verloren hat, während sie in der Eurozone und in China nach wie vor als wichtiger Frühindikator herangezogen wird. In beiden Regionen sind Banken nach wie vor zentrale Akteure bei der Bereitstellung von Liquidität für Unternehmen und Haushalte.

Besonders in der Eurozone hat die Geldmenge M1 – die engste Definition der Geldmenge, die Bargeld und täglich fällige Einlagen umfasst – seit den 1990er-Jahren eine zuverlässige Signalfunktion für konjunkturelle Wendepunkte. In der Regel benötigen sowohl Unternehmen als auch private Haushalte liquide Mittel, bevor sie größere Investitionen oder Anschaffungen tätigen. Diese Mittel können entweder durch Kredite oder durch das Umschichten von Ersparnissen bereitgestellt werden. Der Verlauf der Geldmenge M1 liefert somit wertvolle Hinweise auf künftige Investitions- und Konsumausgaben, die sich mit einem Vorlauf von mehreren Monaten in den Wirtschaftsaktivitäten niederschlagen.

Eurozone: Geldmenge M1 signalisiert anhaltende konjunkturelle Schwäche
in % ggü. Vj

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 15.6.2024

Ein Blick auf die Entwicklung der Geldmenge M1 im Jahr 2023 zeigt jedoch, dass sie nicht immer ein verlässlicher Spiegel der aktuellen Wirtschaftsentwicklung ist. Während die Wachstumsrate der realen Geldmenge M1 über weite Teile des Jahres stark negativ blieb und somit auf eine deutliche Abschwächung der Konjunktur hindeutete, fiel die tatsächliche wirtschaftliche Lage weniger dramatisch aus. In diesem Fall überzeichnete die Geldmenge die konjunkturelle Schwäche. Gleichwohl signalisiert sie weiterhin die Richtung der wirtschaftlichen Entwicklung – nämlich einen fortgesetzten Abschwung. Diese Einschätzung wird durch die jüngsten Daten zur Industrieproduktion in der Eurozone bestätigt, die am Freitag veröffentlicht werden sollen.

Ein möglicher Grund für die abnehmende Präzision der Geldmenge als Indikator könnte in der Bilanz- und Liquiditätspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen. Die EZB hat in den vergangenen Jahren aktiv ihre Bilanz reduziert, indem sie Anleihen aus ihrem Bestand verkaufte. Diese Verkäufe führten zu einer Reduktion der Geldmenge, da private Investoren die Anleihen mit liquiden Mitteln von ihren Girokonten bezahlten. Diese Mittel wären ohnehin nicht für Konsumausgaben verwendet worden, was den tatsächlichen wirtschaftlichen Impuls der Geldmengenreduktion minimiert, aber dennoch in den offiziellen Statistiken zu einem Rückgang der Geldmenge führte.

Angesichts dieser Verzerrung durch die EZB-Bilanzpolitik ist es unerlässlich, die Entwicklung der Geldmenge M1 im Kontext der Kreditvergabe zu analysieren. Zwar hat sich auch die Kreditvergabe im Jahr 2023 abgeschwächt, jedoch nicht in dem Maße wie die Geldmenge. Dennoch bleibt die Dynamik in beiden Bereichen insgesamt unbefriedigend. Insbesondere ist die erhoffte Belebung des privaten Konsums bislang ausgeblieben. Ein wesentlicher Grund dafür könnte in den weiterhin attraktiven Geldmarktzinsen liegen, die Sparer dazu verleiten, ihre Mittel nicht für Konsumzwecke zu verwenden, sondern auf ihren Konten zu halten.

Zusätzlich deuten die aktuell fallenden Inflationsraten und eine nachlassende Lohndynamik auf eine weitere Abkühlung der Konjunktur hin. Angesichts dieser Entwicklungen ist es wahrscheinlich, dass die EZB am kommenden Donnerstag ihren Leitzins um 25 Basispunkte senken wird, um die wirtschaftliche Aktivität zu stimulieren. Ein weiterer Zinsschritt könnte dann im Dezember folgen, sollten die Konjunkturdaten weiterhin auf eine schwächelnde Nachfrage hindeuten.

China: Geldmenge im Fokus

Die Geldmenge M1 gilt seit Langem als verlässlicher Frühindikator für das nominale Wirtschaftswachstum – auch in China. Seit dem Jahr 2000 lässt sich ein enger Zusammenhang beobachten, bei dem die Entwicklung der Geldmenge das nominale Wirtschaftswachstum mit einer Vorlaufzeit von etwa sechs Monaten erstaunlich präzise vorhersagt. Diese Korrelation bietet wertvolle Einblicke in die künftige wirtschaftliche Dynamik und dient als Orientierungshilfe für Analysten und Marktbeobachter.

China: Geldmenge M1 signalisiert erhebliche konjunkturelle Risiken in den kommenden sechs Monaten
in % ggü. Vj.

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.7.2024

*Der Wert für das dritte Quartal besteht nur aus dem Juli-Wert.

In den vergangenen Monaten jedoch zeichnete sich eine besorgniserregende Trendwende ab: Die Geldmenge M1 sank im Juli um 6,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat – der stärkste Rückgang seit Jahren. Für den August erwarten die von Bloomberg befragten Analysten eine noch stärkere Verschlechterung auf minus 6,7 Prozent. Dieser Einbruch der Geldmenge lässt tief blicken und legt nahe, dass sich die wirtschaftliche Krise in China in den kommenden Monaten erheblich verschärfen könnte. Der Zusammenhang zwischen der Geldmenge und dem nominalen Wachstum deutet auf ein potenzielles Abrutschen in eine Rezession hin, die mit einem Rückfall in die Deflation einhergehen könnte.

Die makroökonomischen Daten der kommenden Tage werden daher genauer betrachtet. Besonders die Konsumenten- und Erzeugerpreisdaten für August, die am Montag erwartet werden, könnten zusätzliche Hinweise für die sich zuspitzende wirtschaftliche Lage liefern. Ein Rückgang der Verbraucherpreise würde nicht nur auf eine schwächelnde Nachfrage, sondern auch auf eine mögliche Deflationsspirale hinweisen, die in Kombination mit der sinkenden Geldmenge die wirtschaftliche Erholung Chinas erheblich gefährden könnte.

Angesichts dieser düsteren Vorzeichen steht die chinesische Regierung unter wachsendem Druck, entschiedene Maßnahmen zur Stabilisierung der Wirtschaft zu ergreifen. Insbesondere ein umfangreiches Konsum-Stimulus-Paket rückt zunehmend in den Fokus. Die zentrale Frage bleibt jedoch: Wie lange wird die politische Führung in Peking noch zögern, bevor sie einen solchen Schritt einleitet? Es scheint möglich, dass Peking den Zeitpunkt für einen großen Stimulus in die Zeit nach den US-Präsidentschaftswahlen verschiebt, um geopolitische Unsicherheiten abzuwarten.

Für die globale Wirtschaft könnte Chinas weitere Entwicklung weitreichende Folgen haben. Ein wirtschaftlicher Einbruch in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt könnte nicht nur die Rohstoffmärkte belasten, sondern auch negative Auswirkungen auf die internationale Nachfrage und Lieferketten haben. Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um die Richtung der chinesischen Wirtschaftspolitik und deren Auswirkungen auf die Weltwirtschaft zu bestimmen.

USA: US-Notenbanksitzung im Fokus

Die bevorstehende Sitzung der US-Notenbank (Federal Reserve) am 18. September rückt zunehmend in den Fokus der Finanzmärkte. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Entwicklung der Inflation, deren neueste Zahlen am Mittwoch veröffentlicht werden. In den vergangenen Monaten zeigte sich eine merkliche Abschwächung des Preisanstiegs, sodass die monatliche Inflationsrate bereits im Einklang mit dem von der Federal Reserve angestrebten Ziel von zwei Prozent lag. Sollte es bei der Veröffentlichung der Daten zu keiner nennenswerten Inflationsüberraschung kommen, könnte der Weg für eine Leitzinssenkung frei sein.

Neben den Inflationsdaten wird die Fed auch ein besonderes Augenmerk auf die Lage kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) legen. Der am Dienstag erscheinende NFIB-Index, ein Indikator für die Stimmung im US-Mittelstand, liefert wertvolle Hinweise auf die wirtschaftliche Verfassung dieser wichtigen Unternehmensgruppe. KMUs sind maßgeblich für die Schaffung von Arbeitsplätzen in den USA verantwortlich, und eine Stabilisierung oder Verbesserung ihrer Geschäftslage könnte die Zuversicht der Notenbank in eine robuste wirtschaftliche Erholung weiter stärken.

Insgesamt lässt sich feststellen, dass die Federal Reserve mit einer Reihe von positiven wirtschaftlichen Signalen konfrontiert ist, was den Spielraum für geldpolitische Entscheidungen erweitert.

 

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

Weitere Beiträge

Diese Unterlage der Metzler Asset Management GmbH (nachfolgend zusammen mit den verbundenen Unternehmen im Sinne von §§ 15 ff. AktG „Metzler“ genannt) enthält Informationen, die aus öffentlichen Quellen stammen, die wir für verlässlich halten. Metzler übernimmt jedoch keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit dieser Informationen. Metzler behält sich unangekündigte Änderungen der in dieser Unterlage zum Ausdruck gebrachten Meinungen, Vorhersagen, Schätzungen und Prognosen vor und unterliegt keiner Verpflichtung, diese Unterlage zu aktualisieren oder den Empfänger in anderer Weise zu informieren, falls sich eine dieser Aussagen verändert hat oder unrichtig, unvollständig oder irreführend wird.

Ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Metzler darf/dürfen diese Unterlage, davon gefertigte Kopien oder Teile davon nicht verändert, kopiert, vervielfältigt oder verteilt werden. Mit der Entgegennahme dieser Unterlage erklärt sich der Empfänger mit den vorangegangenen Bestimmungen einverstanden.