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Information für professionelle Anleger - 10.7.2025

Eine zeitgemäße Lösung wie das Sozialpartnermodell kommt wie gerufen

Das Sozialpartnermodell als Lösungsweg in der betrieblichen Altersversorgung (bAV) kommt in der Praxis an. Aktuell sehen wir ­immer mehr Fortschritte: Erste erfolgreiche Modelle setzen Maßstäbe und bieten vor allem bisher unversorgten Beschäftigten neue Perspektiven. Zudem konnte der Metzler Sozialpartner Pensionsfonds (MSPF) mit dem neuen Konzept des einfachen Andockens an das bestehende „Uniper-Modell“ die Einstiegshürden drastisch reduzieren. Nun setzt auch der Verband Baden-Württembergischer Omnibusunternehmen (WBO) mit einem innovativen Tarifvertrag das neue Modell um. Wir möchten wissen, woher die Attraktivität dieses neuen bAV-Konzepts für mittelständische Unternehmen und Beschäftigte kommt und warum hier nur die reine Beitragszusage (rBZ) in Frage kam.

 

Portrait-Fotos von Horst Windeisen, Yvonne Hüneburg und Christian Pauly
Horst Windeisen, Yvonne Hüneburg und Christian Pauly

Frau Hüneburg, nicht jeder kennt den WBO – können Sie uns ­Ihren Verband bitte kurz vorstellen? 

Yvonne Hüneburg: Der Verband Baden-Württembergischer Omni­busunternehmen – kurz WBO – vertritt die Interessen von rund 350 Mitgliedsunternehmen in Baden-Württemberg und darüber hinaus. Er setzt sich für die Belange der Busunternehmen in den Bereichen Verkehrspolitik, gesetzliche Rahmenbedingungen sowie Tarifverhandlungen ein. Unsere Kernaufgabe ist die Beratung der überwiegend mittelständischen Mitgliedsunternehmen in den Bereichen ÖPNV, Touristik, Personal, Tarif, Presse und Ausbildung.  

Welche Berührungspunkte hatten Sie bisher mit dem Thema bAV? 

Yvonne Hüneburg: Die bAV ist ein zunehmend wichtiges Thema für viele Unternehmen, auch in der Verkehrsbranche. Der WBO setzt sich für die sozialen und arbeitsrechtlichen Belange seiner Mitglieder ein, und dazu gehört auch die Unterstützung bei der Gestaltung von Versorgungslösungen. Bislang war das aber ein Thema, das eher kleinteilig und lückenhaft angegangen wurde. 

Was waren denn die Auslöser dafür, die bAV verbands­übergreifend anzugehen?

Yvonne Hüneburg: Der Fachkräftemangel spielt bei uns mittlerweile eine große, existenzielle Rolle. Wie wird man ein attraktiver Arbeitgeber? Wie können wir mehr Verantwortung für die Zeit nach der aktiven Beschäftigung übernehmen? Wie kann der Verband positiv unterstützen? Uns wurde schnell klar: Wir brauchen zeitgemäße Lösungen für alle. Dazu gehörte auch, die vorhandenen Tarifwerke kritisch zu hinterfragen. Die bAV im Verband tarifvertraglich anzugehen, ist für uns Teil der Lösung, auch wenn das Thema „Betriebsrente“ im Mittelstand keine Tradition hat. 

Sie haben sich im Rahmen eines neuen Tarifvertrags für die ­Integration der reinen Beitragszusage entschieden. Was spricht aus Ihrer Sicht für das Sozialpartnermodell? 

Horst Windeisen: Als Unternehmen müssen wir dem Fachkräfte­mangel entschieden entgegensteuern. Auch bei uns treten viele Beschäftigte aus der Generation der Babyboomer aktuell und in den kommenden Jahren in den Ruhestand. Das beschäftigt uns und auch die anderen Unternehmen im WBO. Daher kommt eine zeitgemäße Lösung wie das Sozialpartnermodell wie gerufen. Im Rahmen der Sozialpartnerschaft mit der Gewerkschaft ver.di, die wir als WBO seit Jahrzehnten pflegen, konnten wir nun einen att­raktiven Lösungsweg angehen. 

Wie sieht denn für die Unternehmen und die Mitarbeitenden die Umsetzung dieses Lösungswegs aus? 

Horst Windeisen: Uns war wichtig, dass alle Teilnehmenden ihren Beitrag leisten. Umgesetzt wird das wie folgt: Eine gestaffelte Beitragszusage auf Seite der Arbeitgeber – ab dem 1. Januar 2026 ist es 1 Prozent Anteil, ein Jahr später 2 Prozent und ab dem 1. Januar 2028 sind es dann 3 Prozent. Die Beschäftigten haben einen verpflichtenden Anteil von 0,5 Prozent des monatlichen Grundbruttolohns.

Warum ist die reine Beitragszusage so wichtig für den Verband?  

Horst Windeisen: Unternehmen brauchen Planungssicherheit und Transparenz. Wir haben uns für die Umsetzung der reinen Beitragszusage entschieden, weil wir es für die auskömmlichste und zukunftssicherste Variante in der betrieblichen Altersversorgung halten. 

Ihr Verband vertritt mehrere hundert Omnibusunternehmen und weitere Verkehrsunternehmen. Welche Reaktionen erleben Sie auf die neue bAV? 

Yvonne Hüneburg: Wir bekommen sehr positive Rückmeldungen. Denn die Unternehmen wissen, dass die bAV eine immer wichtigere Rolle spielt, gerade im Bereich der Mitarbeitergewinnung und -bindung. Die Konkurrenz schläft auch nicht, da wird das „Gesamtpaket Entlohnung“ samt Benefits und Altersversorgung immer wichtiger im Wettbewerb um Mitarbeitende. 

Die wesentliche finanzielle Belastung aus der bAV trägt der ­Arbeitgeber. Wir setzen das Ganze so um, dass jeder Teil dieses Systems ist, mit dem jeweiligen Zuzahlungsanteil. Es gibt keine Möglichkeit, nicht mitzumachen – weder für die Unternehmen noch für die Beschäftigten. Das bedeutet für uns Tarifpartnerschaft. Gerade die Alters­versorgung muss aus unserer Sicht zwingend partnerschaftlich getragen werden, auch finanziell. 

Die privaten Omnibusbetriebe planen nun, zum 1. Januar 2026 an die vorhandenen Strukturen des Metzler Sozialpartner ­Pensionsfonds anzudocken. Können Sie dieses Vorgehen bitte näher beschreiben? 

Horst Windeisen: Aufgrund der bestehenden Arbeitnehmer- und Arbeitgeberstrukturen kamen die beteiligten Sozialpartner WBO und ver.di schnell zu der Einigung, dass das leichte Andocken an die bereits vorhandenen Strukturen des „Uniper-Modells“ im Metzler Sozialpartner Pensionsfonds (MSPF) für Beschäftigte und Arbeitgeber gleichermaßen sinnvoll ist. Nach dem Ansatz werden sämtliche inhaltsgleiche Tarifverträge zur reinen Beitragszusage unterhalb des bestehenden Pensionsplans (Anm. der Redak­tion: „Metzler rBZ1“) gebündelt. Darauf aufbauend können die Sozialpartner mit ihrem eigenen Andock-Tarifvertrag zur ­reinen Beitragszusage und mit eigener Beitragslogik beitreten. Lediglich die Komponenten Sicherungs- und Kostenbeitrag sind identisch zu allen bereits integrierten Tarifverträgen. 

Welche Vorteile sehen Sie in der reinen Beitragszusage im ­Vergleich zu anderen Modellen der bAV, wie etwa der sonst weit verbreiteten Direktversicherung?

Horst Windeisen: Als Verband mit 350 Mitgliedsunternehmen waren wir auf der Suche nach einer Lösung, die leicht umzusetzen ist, die viel Flexibilität bei der Umsetzung einer branchenspezifischen Beitragslogik bietet und die unseren Mitgliedsunternehmen keinerlei Zukunftsrisiken aufbürdet. Mit Blick auf unsere Beschäftigten war es ebenso wichtig, dass die eingezahlten Gelder so effizient wie möglich investiert werden können, und dass aufgrund des Wegfalls von Garantie- und Vertriebskosten eine echte Chance auf attraktive Startrenten besteht. 

Mit der reinen Beitragszusage wurde in unseren Augen etwas ­geschaffen, das perfekt auf die Bedürfnisse der im WBO organisierten mittelständischen Unternehmen und deren Mitarbeitenden passt. Die Alternative Direktversicherung kann da nicht mithalten. Sie ist eher eine bAV-Lösung, die vergangenheitsgerichtet ist. Wir wollen die Zukunft mitgestalten.

Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an: Die eingezahlten Gelder müssen effizient investiert werden. Herr Pauly, was zeichnet die Kapitalanlage im Metzler Sozialpartner Pensionsfonds aus? 

Christian Pauly: Damit die reine Beitragszusage langfristig erfolgreich ist, muss die Kapitalanlage sehr flexibel ausgestaltet werden. Der Sozialpartnerbeirat des MSPF hat daher im Rahmen der gesetzlich verankerten Durchführung und Steuerung strategische Bandbreiten auf der Ebene der Meta-Asset-Klassen Aktien, Renten, Gold und Immobilien definiert. So ist es beispielsweise möglich, die Aktienquote in der Bandbreite zwischen 25 und 70 Prozent zu steuern, je nach Markteinschätzung und Vorgabe aus der jährlichen Asset-Liability-Management-Studie (ALM-Studie). Dieser hohe Grad an Flexibilität ermöglicht realistische Zielrenditen im Bereich von 3,5 bis 7,5 Prozent pro Jahr – nach Kosten. Das schafft wiederum die Grundlage für Startrenten, die deutlich oberhalb der zuvor angesprochenen alternativen bAV-Lösungen liegen.  

Wie kann die neue betriebliche Altersversorgung in Zukunft dabei helfen, Mitarbeitende zu gewinnen und an die Unternehmen zu binden? 

Yvonne Hüneburg: Aktuell sehen wir, wie Arbeitsmärkte immer wettbewerbsintensiver werden. Da kann eine innovative bAV der entscheidende Vorteil sein. Wir sehen auch die soziale Verantwortung bei diesem Thema. Unternehmen, die ihren Beschäftigten eine bAV anbieten, zeigen, dass sie Verantwortung für die zusätzliche Absicherung ihrer Mitarbeitenden für die Zeit nach der ­aktiven Tätigkeit übernehmen. Das wird auch oder insbesondere für kleine und mittelständische Unternehmen wichtiger, die bisher keine bAV anbieten konnten.

Warum ist diese Möglichkeit gerade für die Mittelständler wichtig?

Yvonne Hüneburg: Mittelständische Unternehmen bieten attraktive Arbeitsplätze mit Zukunftsperspektive. Die Ansage lautet: Raus aus dem Dornröschenschlaf und der übrigen Wirtschaft – Industrie und auch der öffentlichen Hand – Paroli bieten! Natürlich muss das alles erwirtschaftet werden. Das ist nicht einfach. Notwendige Schritte muss eine Branche strategisch angehen, auch im Bereich Tarif. Nur wenn die bAV in den nächsten Jahren im Mittelstand ankommt und vom Mittelstand breit mitgetragen wird, können wir als Gesellschaft Altersarmut effizient bekämpfen. Hierzu wollen wir einen wirksamen Beitrag leisten. 

Wagen wir mal einen Blick in die Zukunft: Wie könnte die weitere Entwicklung der reinen Beitragszusage aussehen? 

Christian Pauly: Aktuell sehen wir zwei zentrale Entwicklungen: Erstens nimmt das Interesse an der reinen Beitragszusage mit ­jedem neuen Tarifvertrag branchenübergreifend dynamisch zu. Und zweitens trifft der Metzler-Ansatz des leichten und kostenschonenden Andockens an ein bestehendes Modell den Nerv der Zeit. Es entwickelt sich ein deutlich zunehmender Bedarf nach kapitalmarktorientierten bAV-Modellen, möglichst ohne Garantie- und Vertriebskosten.

 

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

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