Nach signifikanten Kursgewinnen sollten Anleger die Risikoneigung sukzessive reduzieren
Für das Jahr 2026 erwarten wir ein weiterhin konstruktives, wenngleich zunehmend differenziertes Marktumfeld. Entscheidend für weiteres Aufwärtspotenzial an den globalen Aktienmärkten ist, dass die globale Konjunktur weiter solide wächst, der KI-Boom kein abruptes Ende findet und die Inflation unter Kontrolle bleibt. Zentral für höhere Kurse dürften aber vor allem anhaltend robuste Ertragssteigerungen sein – insbesondere in den USA, wo sich die Bewertung der Märkte deutlich erhöht hat.
Starke regionale Unterschiede zwischen USA und Europa
Am US-Markt dominiert weiterhin der IT-Sektor. Der strukturelle Wachstumstrend in den Bereichen KI und Cloud-Infrastruktur sorgt dort für deutliche Kurszuwächse, die die US-Aktienindizes stützen. Diese Marktkonzentration wird derzeit auch von überaus robusten Fundamentaldaten der US-Megacaps flankiert.
In Europa verläuft die Entwicklung verhaltener. Zwar hat sich die Konjunktur zuletzt stabilisiert, doch zeigen die Gewinnrevisionen wenig Dynamik. Sollte es hier jedoch zu mehr Dynamik durch fiskalische Impulse kommen – etwa durch Investitionen in Infrastruktur, Energieversorgung und Verteidigung – könnte sich das europäische Aktienumfeld im Jahr 2026 spürbar verbessern.
Euro-Aufwertung entfällt als Belastungsfaktor
Die Aufwertung des Euro, die frühzeitig im Jahr 2025 einsetzte, trug maßgeblich zur verhaltenen Entwicklung der Gewinnrevisionen in Europa bei, da viele Firmen in die USA exportieren. Sofern wir im kommenden Jahr stabile Währungsrelationen unterstellen, könnte sich das Gewinnwachstum in Europa nach unserer Einschätzung allein aufgrund dieses Faktors um etwa fünf Prozentpunkte verbessern.
Investmentchancen bei defensiven Sektoren
Defensivere Sektoren wie Konsumgüter und der Gesundheitssektor haben sich in den letzten Quartalen unterdurchschnittlich entwickelt. Bei Konsumgütern sehen wir teilweise strukturellen Gegenwind, der die Perspektiven für eine starke Erholung trübt. Einige Industrien im Bereich der Nahrungsmittel oder Haushaltsgüter sollten daher auch mittelfristig deutlich unter den historischen Wachstumsraten zurückbleiben.
Hingegen sehen wir Chancen im Gesundheitssektor bei Pharma- und Medizintechnik-Unternehmen. Nach einer Phase relativer Schwäche notiert der Sektor auf historisch attraktiven Bewertungsniveaus. Dabei sind die langfristigen Treiber intakt: der demografische Wandel, die Zunahme chronischer Erkrankungen, technologische Innovationen in Diagnostik und Therapie, der Auslauf von Patentschutz bei vielen Medikamenten sowie der wachsende Anteil der Gesundheitsausgaben am globalen Bruttoinlandsprodukt.
Innerhalb des Gesundheitssektors sehen wir die Chancen insbesondere bei Unternehmen mit stabilen Cashflows, starker Marktposition, umfangreicher Forschungs- und Produktpipeline sowie soliden Bilanzen. Gerade im Kontext einer möglichen Marktkorrektur könnte der Sektor zudem wieder stärker als Stabilitätsanker in den Portfolios wahrgenommen werden.
Insgesamt deutet vieles darauf hin, dass Anleger 2026 ihre Risikoneigung reduzieren sollten und Umschichtungen in defensivere Marktsegmente erwägen sollten. Entscheidend dabei wird sein, Unternehmen mit strukturell robusten Geschäftsmodellen zu identifizieren, die auch bei moderatem Wachstum ihre Ertragskraft steigern können.