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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 9.6.2023 - Edgar Walk

Drei Zentralbanken – drei schwierige Entscheidungen

Die kommende Woche verspricht Spannung. Die drei großen Zentralbanken müssen richtungsweisende Entscheidungen treffen:

Fed: Eigentlich müsste die US-Notenbank den Leitzins anheben, denn die Finanzierungsbedingungen sind dank starker Aktienmärkte und niedriger Spreads von Unternehmensanleihen sehr locker, der Arbeitsmarkt ist stark und die Kerninflation immer noch viel zu hoch. Wahrscheinlich wird die Fed aber auf ihrer Sitzung am Mittwoch erst einmal eine Zinspause einlegen, da die Datenlage zuletzt eher widersprüchlich war. Sie dürfte aber die Möglichkeit einer Leitzinserhöhung im Juli ins Spiel bringen.

EZB: In Europa gilt eine Leitzinserhöhung von 25 Basispunkten dagegen als sicher. Die Konjunkturdaten waren zuletzt sehr uneinheitlich und die Konjunkturerwartungen verschlechterten sich sogar, wie unter anderem der ZEW-Index (Dienstag). Aber die Kerninflation ist mit 5,3 Prozent immer noch viel zu hoch. Auch beginnen die langfristigen Inflationserwartungen zu erodieren. EZB-Präsidenten Christine Lagarde wird sich auf der Pressekonferenz am Donnerstag als Falke (also pro restriktivere Geldpolitik) präsentieren müssen, damit die Inflationserwartungen unter Kontrolle bleiben. Ein Zinsschritt im Juli dürfte daher angekündigt werden. 

BoJ: Die Inflationsdynamik in Japan hat an Kraft gewonnen und die Konjunkturdaten haben sich zuletzt merklich gebessert. Auch scheinen die Löhne seit langem wieder zu steigen. Die Bank of Japan (BoJ) riskiert mit ihrem Festhalten an der ultralockeren Geldpolitik, den Fehler der Fed und der EZB vom vergangenen Jahr zu wiederholen. Eine Anpassung des Handelsbandes für die Rendite 10-jähriger Staatsanleihen auf einen Korridor von +/- 1,0 Prozent auf der Sitzung am Freitag wäre sicherlich angebracht.

Japan: Kann sich Japan überhaupt höhere Zinsen leisten?

In Japan ist die Inflation zuletzt merklich gestiegen – die Kerninflation lag im Großraum Tokyo im Mai bei 3,9 Prozent. Doch kann sich Japan vor dem Hintergrund der hohen Verschuldung überhaupt höhere Zinsen leisten, um die Inflation adäquat zu bekämpfen?

Im vergangenen Jahr lag die Zinslast des japanischen Staates laut Berechnungen der OECD bei etwa 0,5 Prozent des BIP. Die Netto-Staatsverschuldung betrug im vergangenen Jahr etwa 136 Prozent des BIP – der japanische Staat hat traditionell ein großes Finanzvermögen wie die US-Dollar-Devisenreserven und somit eine deutlich geringere Netto-Verschuldung. Sollte also das Zinsniveau um 1,0 Prozentpunkte steigen, würde die Zinslast von 0,5 auf 1,86 Prozent des BIP zunehmen. In den 1980er Jahren betrug die Zinslast auch schon etwa 2,0 Prozent des BIP.

Ein Blick in die USA zeigt, dass eine Zinslast bis etwa 4,0 Prozent des BIP unkritisch ist. Als in den USA Anfang der 1990er Jahre die Zinslast auf über 5,0 Prozent des BIP stieg, wurde die hohe Verschuldung zunehmend ein politisches Thema. James Carville, der politische Berater von Bill Clinton, sagte damals: "Ich dachte immer, wenn es eine Reinkarnation gäbe, wollte ich als Präsident oder Papst oder als Baseballspieler zurückkommen. Aber jetzt würde ich gerne als Bondmarkt zurückkommen. Man kann jeden einschüchtern."

Für Japan bedeutet dies, dass Spielraum für ein Zinsniveau bis auf 3,0 Prozent besteht. In einem gewissen Rahmen sind also auch Leitzinserhöhungen in Japan möglich.

Darüber hinaus zeigt die MMT (Modern Monetary Theory), dass es im Falle Japans vielleicht sogar besser sein könnte, die hohe Inflation mit Steuererhöhungen zu bekämpfen, da damit gleichzeitig die Schulden abgebaut werden könnten.

Japan: Trotz hoher Staatsschulden ist die Zinslast niedrig
Netto-Zinszahlungen des japanischen Staates in % des BIP, Schätzung OECD für 2023

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.12.2022

USA: uneinheitliche Datenlage

In den USA zeigte sich zuletzt eine ungewöhnlich uneinheitliche Datenlage – manche Indikatoren signalisierten eine boomende Wirtschaft, während andere Indikatoren gleichzeitig im Einklang mit rezessiven Tendenzen standen. Offensichtlich unterliegen einzelne Branchen derzeit gegenläufigen Einflüssen. So profitiert der Technologiesektor von dem Potenzial, das die Neuentwicklungen in der „Künstlichen Intelligenz“ bieten, während der Immobilienmarkt unter den hohen Zinsen leidet.

Es wird interessant, ob die Daten der kommenden Woche mehr Licht ins Dunkel bringen und zeigen, in welche Richtung die Gesamtwirtschaft tendiert: Geschäftsklimaindex der kleinen und mittleren Unternehmen NFIB (Dienstag), Einzelhandelsumsätze, Industrieproduktion und Philadelphia Fed Index (jeweils Donnerstag).

China: je schlechter die Konjunkturdaten desto größer die Wahrscheinlichkeit für ein staatliches Konjunkturprogramm

Die Konjunkturdaten aus China enttäuschten zuletzt. Der Wirtschaftsboom nach der vollständigen Öffnung der chinesischen Wirtschaft scheint sich nur auf ein Quartal beschränkt zu haben. Es ist derzeit jedoch noch unklar, wie stark die aktuelle Konjunkturschwäche ausfallen wird. Die Einzelhandelsumsätze, die Investitionen sowie die Industrieproduktion in Mai (jeweils Donnerstag) werden hierfür Licht ins Dunkel bringen. Darüber hinaus werden noch die Autoverkäufe (Montag) und die Kreditvergabe (Montag) veröffentlicht.

Sollten die Konjunkturdaten schwach genug ausfallen, steigt die Wahrscheinlichkeit für ein staatliches Konjunkturprogramm. In der Vergangenheit fokussierten sich die staatlichen Konjunkturhilfen auf den Immobilienmarkt und die Infrastruktur. Beides ist aber schon ausgereizt. Daher wäre ein neuer Ansatz mit Fokus auf den Konsum notwendig.

Die Staatsverschuldung der Zentralregierung liegt bei etwa 25 Prozent des BIP. Spielraum gäbe es also genug. Auch signalisiert eine Inflation von nur 0,1 Prozent im April eine ungewöhnlich ausgeprägte Schwäche des Konsums und damit fiskalischen Handlungsbedarf.

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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