Klima-Allianzen sind unter Druck, aber Dekarbonisierung bleibt zentrale Strategie für Investoren und Unternehmen
Die internationalen Klima-Allianzen befinden sich in einer existenziellen Krise. Das jüngste Opfer ist die Net Zero Banking Alliance (NZBA). Dort löste die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zunächst den massenhaften Austritt von US-amerikanischen und kanadischen Instituten aus, im Sommer folgten die ersten europäischen Großbanken. Im August zog die NZBA Konsequenzen und kündigte an, ihre Aktivitäten vorerst auszusetzen und die Umstellung auf eine beratende Rahmeninitiative ohne formale Mitgliedschaft zu prüfen. Die Schwierigkeiten der NZBA reihen sich ein in eine Serie von Krisen, die auch andere Klimabündnisse betreffen: Infolge des Rückzugs von Blackrock hatte bereits im Januar die Net Zero Asset Manager Initiative (NZAMI) ihre Tätigkeiten ausgesetzt und leitete eine grundsätzliche „Überprüfung“ ihrer Struktur und Ziele ein. Im April 2024 löste sich die Klima-Initiative der Versicherungswirtschaft (NZIA) nach Vorwürfen über US-Kartellrechtsverstößen auf.
Der Exodus von Mitgliedern ist zurückzuführen auf politische Anti-ESG-Initiativen, die mit Ängsten vor Repressionen und Reputationsverlusten einhergehen. Hinzu kommen rechtliche und regulatorische Bedenken sowie unterschiedliche Auffassungen der Mitglieder hinsichtlich der Ausgestaltung und Verbindlichkeit der vereinbarten Klimastandards. Auffällig ist allerdings, dass viele Banken auch nach ihrem Rückzug aus der Klima-Allianz an ihren Selbstverpflichtungen festhalten, bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen, und weiterhin betonen, sich auf die Finanzierung des Übergangs zu einer nachhaltigeren Wirtschaft konzentrieren zu wollen.
Nachhaltigkeit bleibt Priorität institutioneller Investoren
Vor diesem Hintergrund ist es bemerkenswert, dass es bei der Klima-Allianz der Asset Owner (NZAOA), die derzeit 86 Mitglieder zählt, bislang zu keinem nennenswerten Mitgliederschwund gekommen ist. Aus der europäisch geprägten Allianz sind seit ihrer Gründung im Jahr 2019 nur sieben Mitglieder ausgetreten, alle US-Mitglieder halten der Allianz die Treue. Ein wesentlicher Grund für diese Stabilität ist die zentrale Rolle, die nachhaltiges Investieren mittlerweile für institutionelle Vermögensinhaber spielt. So zeigt eine Auswertung von J.P. Morgan zu den Anlagestrategien der weltweit größten Asset Owner ein hohes Maß an Übereinstimmung bezüglich der Bedeutung von ESG-Integration, der aktiven Mitgestaltung von Unternehmens-entscheidungen (sog. „Active Ownership“) und der Berücksichtigung des Klimawandels bei Investitionsentscheidungen.
Quellen: SBTi Trend Tracker August 2025, Metzler
Stand: 14.8.2025
Immer mehr Unternehmen setzen sich Klimaziele
Weiter dynamisch bleibt auch die Entwicklung bei den Unternehmen, die sich wissenschaftlich fundierte Klimaziele nach den Vorgaben der Science Based Targets initiative (SBTi) setzen. Seit Ende 2023 hat sich die Zahl der Unternehmen mit verifizierten Kurzfristzielen nahezu verdoppelt, während die Zahl der Unternehmen, die sowohl Kurzfrist- als auch Netto-Null-Ziele verfolgen, um beeindruckende 227 Prozent gestiegen ist. Dieser Trend ist nicht nur ein ermutigendes Signal für den globalen Klimaschutz, sondern auch eine positive Nachricht für Anleger, die ihre Portfolios dekarbonisieren möchten und dabei auf breites Investmentuniversum von Unternehmen setzen wollen.