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Werbeinformation der Metzler Asset Management GmbH - 1.9.2023 - Edgar Walk

Überraschend rapide Abkühlung der US-Konjunktur

USA: Eine neue Woche, ein neues Bild

In Jackson Hole verzichteten die US-Notenbank und die Europäische Zentralbank (EZB) auf klare Aussagen über den zukünftigen Kurs der Geldpolitik („forward guidance“) und beschränkten sich darauf, sich alle Optionen offen zu halten. Der Grund dafür dürfte die ungewöhnlich große Unsicherheit über die Wirtschaftsperspektiven sein.

Einem Volkswirt bleibt somit nur eins: Geistig flexibel sein und – wenn nötig – die Prognosen auch in größerem Umfang anpassen, sobald sich die Datenlage ändert. Bislang war es unsere These, dass sich das Wachstum der US-Wirtschaft derzeit beschleunigt und entsprechend die Inflationsrisiken wieder steigen. Basis für diesen Konjunkturoptimismus waren zahlreiche positive Überraschungen, zum Beispiel bei den Einzelhandelsumsätzen im Juli oder die starken Arbeitsmarktdaten im Juli.

In dieser Woche wendete sich jedoch plötzlich das Blatt: Die Zahl der offenen Stellen fiel deutlich auf nur noch etwa 8,8 Millionen im Juli, und der Wert für Juni wurde merklich nach unten revidiert. In den vergangenen drei Monaten sank somit die Zahl der offenen Stellen um insgesamt 1,5 Millionen – ein neuer Rekord. Gleichzeitig beurteilten die Konsumenten die Lage am Arbeitsmarkt im August plötzlich deutlich schlechter. Die von den Konsumenten wahrgenommene Eintrübung am Arbeitsmarkt nahm sogar eine solche Dimension an, die sich mit vergangenen Rezessionsepisoden vergleichen lässt.

USA: Konsumentenvertrauen ist ein guter Rezessionsfrühindikator
Komponente „Jobs Plentiful“ in Prozentpunkten zum Vorjahr

Quelle: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 15.7.2023

Es wird sich zeigen, ob das Beige Book (Mittwoch) das veränderte Bild am Arbeitsmarkt bestätigt. Bisher war der starke Arbeitsmarkt das Fundament für eine resiliente US-Wirtschaft. Die plötzliche Eintrübung ist somit ein Signal, dass sich die US-Konjunktur in den kommenden Monaten merklich verlangsamen könnte – wie auch der ISM-Index (Mittwoch) zeigen dürfte.

Wir erwarten vor diesem Hintergrund keine Leitzinserhöhung der US-Notenbank mehr in diesem Jahr. Gleichzeitig rechnen wir jedoch mit einer hartnäckig hohen Kerninflation, sodass die Hürde für Leitzinssenkungen sehr hoch sein dürfte. Derzeit ist unseres Erachtens keine Leitzinssenkung in Sicht, allenfalls zwei Leitzinssenkungen gegen Ende 2024.

Globaler Konjunkturindikator signalisiert Abschwung

Unser globaler Konjunkturindikator signalisierte von Jahresanfang bis Ende Juni einen globalen Aufschwung, wechselte dann im Juli und August in den neutralen Bereich. Nun hat sich für September ein Signalwechsel ergeben, und die Zeichen deuten auf einen Abschwung.

Für unseren globalen Konjunkturindikator nutzen wir nur Monatsdaten, die keinen Revisionen unterliegen und die eine Prognosekraft für die relative Wertentwicklung globaler Aktien gegenüber globalen Staatsanleihen haben. Interessanterweise haben es nur Daten aus den USA und der Eurozone in den Indikator geschafft trotz umfangreicher Analysen von Daten aus anderen Wirtschaftsräumen.

Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: Juli 2023

Von den elf betrachteten Einzelindikatoren haben nunmehr sechs eine negative Dynamik. Dem gegenüber stehen nur zwei Indikatoren mit einer immer noch positiven Dynamik, die jedoch sehr fragil ist. Unser globaler Konjunkturindikator ist daher auch nur noch knapp im Plus. Im Oktober oder November könnte er sogar in den negativen Bereich fallen – wenn das europäische Konsumentenvertrauen sich erneut abschwächen oder die europäischen Konsumentenkredite merklich sinken sollten.

Globale Konjunktur im Abschwung
Globaler Konjunkturindikator von Metzler in Standardabweichungen

Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 31.7.2023

Der globale Konjunkturindikator bestätigt somit die beiden zuvor genannten Datenpunkte aus den USA – Zahl der offenen Stellen und Beurteilung des Arbeitsmarktes durch die Konsumenten.

Deutschland: Von der Wachstumslokomotive zum Schlusslicht

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit einem veränderten Umfeld: Die heimische Infrastruktur verfällt, das Bildungsniveau sinkt, und die Innovationskraft lässt nach. Darüber hinaus belasten hohe Energiepreise die Chemie- und Stahlindustrie. Auch die deutsche Exportindustrie (Montag) leidet unter der Konjunkturschwäche Chinas und der großen Konkurrenz aus Asien auf den Weltmärkten. Enttäuschungen bei Auftragseingängen (Mittwoch) und bei der Produktion (Donnerstag) sind also programmiert. Auch der Einkaufsmanagerindex (Dienstag) des Dienstleistungssektors dürfte zeigen, dass sich die Konjunkturschwäche in der Industrie nun ebenfalls auf den Dienstleistungssektor überträgt. Die Abschwungstendenzen in Europa werden also deutlicher.

Deutschland und Europa haben aber das Potenzial, durch eine kluge Wirtschaftspolitik wieder aufzuholen. Die Voraussetzungen dafür sind durchaus gegeben. Die „10 Punkte für den Wirtschaftsstandort Deutschland“ der Bundesregierung sind schon ein Schritt in die richtige Richtung.

Für die EZB wird die Zinsentscheidung im September somit eine Gradwanderung. Soll sie aufgrund der anhaltend hohen Inflation den Leitzins anheben und damit die Rezessionsgefahren verschärfen? Oder soll sie erst einmal eine Zinspause einlegen, was ihr als Schwäche ausgelegt werden und zu einem merklichen Anstieg der Inflationserwartungen beitragen könnte? Wirtschaftlich rational wäre es wahrscheinlich, eine Zinspause einzulegen, da sich einige Bremseffekte vergangener Leitzinserhöhungen erst noch in den kommenden Monaten auf die Konjunktur auswirken werden.   

Japan: Relativer Outperformer

Der japanische Export profitiert derzeit erheblich vom schwachen Yen-Wechselkurs, was der japanischen Industrie hilft. Gleichzeitig belebt sich wieder der Tourismus – vor allem aus China. Auch bedeutet die ultralockere Geldpolitik, dass die Unternehmensinvestitionen, der Immobilienmarkt und der Konsum sich gut entwickeln. Die Daten aus Japan in der kommenden Woche dürfte die These von der goldenen japanischen Dekade bestätigen: Konsum (Dienstag), Einkaufsmanagerindex (Dienstag) und Löhne (Freitag).

Edgar Walk
Edgar Walk

Chefvolkswirt , Metzler Asset Management

Edgar Walk arbeitet seit 2000 bei Metzler. Als Chefvolkswirt im Bereich Asset Management ist er für die volkswirtschaftlichen Prognosen verantwortlich. Aufgrund seiner engen Zusammenarbeit mit dem Portfoliomanagement liegt sein Fokus neben der volkswirtschaftlichen Analyse verstärkt auf Kapitalmarktthemen. Vor seiner Anstellung bei Metzler studierte Herr Walk in Tübingen Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Regionalstudien Ostasien und Japan. Zur Vertiefung seiner Studien verbrachte er ein Auslandssemester an der Doshisha-Universität in Kyoto (Japan). Am Institut für Weltwirtschaft in Kiel absolvierte er anschließend den Aufbaustudiengang „Advanced Studies in International Economic Policy Research“.

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