Zweitrundeneffekte: Inflationsmotor in der Eurozone
Nach der Rettung der Schweizer Großbank Credit Suisse dürften sich bald wieder die Ängste vor einer Bankenkrise in Europa legen. Solange Banken ausreichend Liquidität haben – auch Dank der umfangreichen Instrumente der EZB – wird keine Bank in Europa in den Konkurs gehen. Aber die Turbulenzen haben gezeigt, dass Leitzinserhöhungen schmerzhaft sind und immer wieder für Turbulenzen sorgen können, da in den Bilanzen der Wirtschaftsakteure Verluste entstanden sind oder die Zinslast nicht mehr getragen werden kann. Auch können Turbulenzen das Vertrauen der Wirtschaftakteure in den Aufschwung erschüttern, sodass sie bei Konsum und Investitionen zurückhaltender werden. Dafür sind der ifo-Index (Dienstag) und der Geschäftsklimaindex der EU-Kommission gute Gradmesser.
Der Fokus der EZB wird sich aber wieder voll auf die Inflation (Freitag) richten. Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor ungewöhnlich stark und die Arbeitslosenquote (Freitag) auf dem tiefsten Stand seit Einführung des Euro. Die Arbeitskräfte haben also Verhandlungsmacht und fordern nun einen Ausgleich für den Kaufkraftverlust im vergangenen Jahr infolge der hohen Inflation. So hat sich seit Jahresanfang die Lohndynamik in der Eurozone merklich beschleunigt.
Quellen: Refinitiv Datastream, Metzler; Stand: 31.1.2023
Es droht eine anhaltend hohe Kerninflation, da sich die Inflationsdynamik grundlegend geändert hat: Im vergangenen Jahr konnte die hohe Inflation vor allem auf den Anstieg der Energiepreise zurückgeführt werden, in diesem Jahr sind jedoch die Löhne zum Motor der Inflation geworden. Es haben sich also Zweitrundeneffekte manifestiert. Daher sehen wir eine weitere Leitzinserhöhung der EZB im Mai auf 3,5 Prozent.
Mittelfristig – d.h. gegen Ende des Jahres – bestehen jedoch gute Chancen für einen merklichen Rückgang der Inflation und für einen größeren Konjunkturabschwung, wie die Entwicklungen der Geldmengen (Montag) in der Eurozone eindrücklich belegen. Es ist zu befürchten, dass die Geldmengen auch im Februar absolut zum Vormonat gefallen sind. Eine schrumpfende Geldmenge ist eigentlich ein Warnsignal für eine Deflation.
USA: Bankenkrise noch nicht vorbei
In den USA gibt es eine extreme Divergenz zwischen Groß- und Kleinbanken. Die Kleinbanken finanzieren dabei fast 80 Prozent der gewerblichen Immobilienprojekte. Derzeit kühlen sich diese jedoch merklich ab – auch aufgrund der Leitzinserhöhungen der US-Notenbank, sodass die eine oder andere kleinere Bank noch in Schwierigkeiten geraten könnte. Auch ist nach wie vor ein Abfluss von Depositen von kleineren Banken zu Großbanken zu beobachten. Eine systemische Bankenkrise ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
Die kleineren Banken werden jedoch ihre Kreditvergabe stark einschränken, um Liquidität zu sichern, was das Wirtschaftswachstum merklich bremsen dürfte. Die Frage ist: Kommt die Krise jetzt auch beim Konsumenten (Dienstag) an? Und wie schätzt der Konsument den Arbeitsmarkt ein?
Darüber hinaus kämpfen die USA auch mit einer hohen Kerninflation (Freitag), die die Ausrichtung der Geldpolitik durch die US-Notenbank erschwert.
Japan: Verfestigt sich die Inflation?
Auch in Japan ist der Arbeitsmarkt stark, die aktuelle Lohnrunde überrascht mit hohen Abschlüssen und die Kerninflation hat sich beschleunigt. Entsteht etwa in Japan auch eine Lohn-Preis-Spirale: Tokyo-VPI (Freitag).
Dazu werden noch die Arbeitsmarktdaten (Freitag) und die konjunkturelle Großwetterleuchte Industrieproduktion (Freitag) veröffentlicht.
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