USA: Beginnt bereits das neue Produktivitätswunder?
US-Wirtschaft überrascht positiv
Die US-Konjunkturdaten zeigten zuletzt eine überraschende Widerstandsfähigkeit, trotz der negativen Auswirkungen der Zoll- und Einwanderungspolitik. Der Konjunkturüberraschungsindex der Citigroup sprang sogar Ende September auf etwa 25 – der Mittelwert seit 2023 liegt bei etwa 15. Der Grund dafür ist der KI-Boom.
So trugen die Technologieinvestitionen der Unternehmen in den zwölf Monaten bis Juni 2025 etwa 40 Prozent zum Wirtschaftswachstum bei. Das Atlanta Fed GDPNow Modell signalisiert derzeit ein Wirtschaftswachstum von 3,9 Prozent im dritten Quartal – also ein anhaltend hohes Wachstumstempo, nachdem schon im zweiten Quartal ein Wirtschaftswachstum von 3,8 Prozent erreicht wurde.
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 31.8.2025
Gleichzeitig schwächt sich jedoch der Arbeitsmarkt ab. So stagnierte die Zahl der gesamtwirtschaftlich gearbeiteten Stunden von März bis August. Berechnet wird sie aus der Multiplikation der Gesamtzahl der Beschäftigten mit den durchschnittlich gearbeiteten Stunden pro Beschäftigten. Diese Stagnation dürfte sich im September mindestens fortgesetzt haben – oder wahrscheinlich sogar gesunken sein aufgrund der von uns prognostizierten fallenden Beschäftigung. Sollte vor diesem Hintergrund das reale BIP tatsächlich etwa 4,0 Prozent im dritten Quartal wachsen, würde es eine Explosion des Produktivitätswachstums implizieren. Das starke Wirtschaftswachstum scheint sich aber nur auf die Technologie-Branche zu beschränken. Das wäre ein erstes Signal, dass die technologischen Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz gesamtwirtschaftlich positive Effekte haben.
Index | Performance in % p. a. |
MSCI USA* | 21,5 |
---|---|
ICE Bofa US Treasury* | 8,4 |
Zinsniveau | 5,7 |
Reales BIP | 4,0 |
Nominales BIP | 5,9 |
Quellen: Bloomberg, Metzler; Stand: 30.9.2025
*Total Return in lokaler Währung
Ein hohes Produktivitätswachstum würde ein hohes Wirtschaftswachstum bei gleichzeitig niedriger Inflation ermöglichen. Auch wäre es ein Umfeld kräftig wachsender Unternehmensgewinne. Es könnte sich ein Umfeld wie damals zwischen 1995 und 2000 entwickeln, als sich das reale Wirtschaftswachstum auf durchschnittlich 4,0 Prozent pro Jahr beschleunigte und die Inflation (BIP-Deflator) im Durchschnitt nur bei 1,9 Prozent lag. Trotz der niedrigen Inflation lag der Leitzins im Durchschnitt bei 5,7 Prozent und damit nahe am Niveau des nominalen Wirtschaftswachstums von durchschnittlich 5,9 Prozent.
Damals war die allgemeine Diskussion nicht, dass der Leitzins zu hoch gewesen war, sondern dass ein zu niedriger Leitzins die Aktienmarktblase mit befeuerte. Das heißt, dass nur eine niedrige Inflation kein Argument für Leitzinssenkungen ist, sondern die gesamte wirtschaftliche Dynamik betrachtet werden muss.
Aufgrund dieser jüngsten Entwicklungen mussten wir unsere Prognosen für die US-Wirtschaft anpassen:
- BIP-Wachstum: 1,8 % 2025 und 1,8 % 2026
- Inflation: 3,0 % 2025 und 3,0 % 2026
- Leitzins: 3,85 % Ende 2025 und 3,85 % Ende 2026
Die US-Notenbank dürfte vor dem Hintergrund der Schwäche am Arbeitsmarkt erheblich unter politischen Druck geraten, sodass eine Leitzinssenkung von 50 Basispunkten auf der Sitzung Ende Oktober eine Wahrscheinlichkeit von 40 Prozent hat. In unserem Basisszenario erwarten wir jedoch nur noch einen Schritt Ende Oktober auf 3,85 Prozent. US-Notenbankpräsident Jerome Powell dürfte daher die Finanzmärkte in seiner Rede am Donnerstag nicht enttäuschen. Grundsätzlich ist es jedoch eine äußerst schwierige Gemengelage für die US-Notenbank.
Der große Teil der US-Wirtschaft benötigt Leitzinssenkungen, während der Boom in der Technologie-Branche eigentlich für merkliche Leitzinserhöhungen spricht.
Deutsche Wirtschaft im Fokus
Die deutschen Industrieunternehmen sind erheblich unter Druck. Die Konkurrenz aus China ist erdrückend in den Bereichen Automobil und Maschinenbau. Deutsche Unternehmen verlieren weltweit Marktanteile. Und gleichzeitig belastet der Handelskonflikt mit den USA erheblich die Exporte (Donnerstag), die im August einen Rückgang verzeichnet haben dürften. Es gibt derzeit keine Perspektive für eine Verbesserung beim Außenhandel. So gibt es auch fast täglich Nachrichten von Entlassungen und Konkursen.
Nur die höheren Militär- und Infrastrukturausgaben können in diesem Umfeld eine größere wirtschaftliche Katastrophe verhindern und den deutschen Industriesektor einigermaßen stabilisieren. Erfreulicherweise gibt es immer noch ungewöhnlich viele deutsche Industrieunternehmen mit offenen Stellen, da sie eine Belebung ihres Geschäfts dank der höheren Staatsausgaben erwarten. Es dauert jedoch immer eine gewisse Zeit, bis das staatliche Geld tatsächlich fließt. Erst ab Frühjahr 2026 ist daher mit einer merklichen Belebung zu rechnen. Bis dahin dürften die Daten eher schwach bleiben: Auftragseingang (Dienstag).
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